Güterverkehr

Zu Jahresbeginn hat die Bunderegierung den Regelbetrieb von Gigalinern freigegeben. Doch inzwischen formiert sich Widerstand. Mehrere Verbände und Initiativen sprechen sich gegen die Riesen-Lkw aus: Sie seien ein Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmer.

Kampagne gegen Gigaliner


In Deutschland wächst die Zahl der Gigaliner-Gegner. Ab sofort unterstützt auch der ACV Automobil-Club Verkehr die Kampagne gegen die umstrittenen Riesen-Lkw in Deutschland. Getragen wird die Kampagne auch vom BUND, der Deutschen Umwelthilfe und der Allianz pro Schiene. Sie alle wenden sich gegen die Ausweitung des Streckennetzes, auf dem die Riesen-Lkw fahren dürfen.

Gigaliner sind mit einer Länge von über 25 Metern bis zu 6,5 Meter länger als herkömmliche Lkw. Aufgrund ihrer Größe verbilligen Gigaliner den Lkw-Transport um bis zu 30 Prozent. Eine wissenschaftliche Studie hat allerdings nachgewiesen, dass die Zulassung der überlangen Laster zu rund 7.000 zusätzlichen Lkw-Fahrten pro Tag führt. „Diese Lkw-freundliche Politik der Bundesregierung gibt die falsche Antwort auf die Frage, wie das steigende Güterverkehrsaufkommen wirtschaftlich, umweltfreundlich und sozial verträglich abgewickelt werden kann“, kritisiert der ACV.

In Deutschland findet über 70 Prozent des Güterverkehrs auf der Straße statt. Das Bundesverkehrsministerium prognostiziert laut ACV, dass der Güterverkehr bis zum Jahr 2030 um 38 Prozent zunehmen wird. Der Marktanteil der Güterbahnen und Binnenschiffe ist demgegenüber rückläufig.

Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmer

Nach Überzeugung des ACV ist die von der Bundesregierung erteilte Zulassung für Gigaliner ein nicht abschätzbares Risiko für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Außerdem verstößt sie gegen das EU-Recht, weshalb das Verbändebündnis Klage beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht hat. Nach Auffassung des ACV sprechen vor allem folgende Gründe gegen die Riesen-Lkw:

  • Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmer: Bereits heute sei an jedem fünften tödlichen Unfall ein Lkw beteiligt, so der ACV. Eine Umfrage von Forsa zeige, dass drei Viertel aller Deutschen die Gigaliner ablehnten. Sicherheitsrisiken entstünden unter anderem durch unübersichtliche und lange Überholvorgänge und unübersichtliches Abbiegen an Verkehrskreuzungen. Außerdem seien Tunnel-Nothaltebuchten für die über 25-Meter langen Lkw zu kurz.
  • Gigaliner belasten die Infrastruktur: Die Straßeninfrastruktur, insbesondere Kreuzungen, Kreisverkehre, Tunnel und Parkplätze, muss auf Gigaliner angepasst werden, dabei würden bereits heute dringende infrastrukturelle Instandsetzungen vernachlässigt. Eine besondere Belastung sei der Gigaliner für Brücken, denn die Fahrzeuge sorgten für mehr Güterverkehr auf der Straße. Folglich würden Brücken schneller instabil.
  • Gigaliner schaden der Umwelt: Mit der Verbilligung des Lkw-Transports erhalten klimaschonende Verkehrsträger wie die Güterbahn oder das Binnenschiff erhebliche Wettbewerbsnachteile. Die Verlagerung von Transporten auf die Straße werde begünstigt, das führe zu mehr Lkw-Verkehr. Dadurch steigen die Umweltbelastungen wie etwa die Treibhausgasemissionen.

Das Verbändebündnis versucht inzwischen, auch Bürger in die Protestaktion einzubinden. Auf dem Onlineportal des Bündnisses haben Bürger die Möglichkeit, eine Prostest-Mail an ihre Landesregierung zu schicken und sie aufzufordern, keine Strecken für die Riesen-Lkw freizugeben. Mit der Sondererlaubnis des Bundesverkehrsministeriums hat der Bundesverkehrsminister zwar den Weg für den Einsatz von Gigalinern vorerst freigemacht, doch am Ende entscheiden die Länder, auf welchen Straßen Riesen-Lkw fahren dürfen.

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