Leichtverpackungen

Für Betreiber von Sortieranlagen wird es nicht einfach werden, die Recyclingquote von 50 Prozent für LVP zu erreichen. Das gilt auch für moderne Anlagen. Im Wesentlichen gibt es drei Faktoren, die die Sache erschweren.

Keine einfache Sache


Ab dem 1. Januar 2019 müssen Sortieranlagen für Leichtverpackungen (LVP) eine Recyclingquote von über 50 Prozent erreichen. So schreibt es das neue Verpackungsgesetz vor. Die Quote zu erreichen, wird in vielen Fällen nicht einfach. Denn noch immer gibt es verschiedene limitierende Faktoren.

Welche das sind, machte Michael Wieczorek, Geschäftsführer des Entsorgungsunternehmens Lobbe Entsorgung West, heute in seinem Vortrag beim Kasseler Abfall- und Ressourcenforum deutlich. Der größte Hemmschuh scheint demnach die Qualität des Inputs sein. Dieser sei aktuell bedenklich schlecht, wie Wieczorek betonte.

Ursachen dafür sind ganz offensichtlich die hohen Sortierrestanteile beziehungsweise die hohe Anzahl der Fehlwürfe. „Der Sortierresteanteil aller erfassten LVP-Mengen liegt im Bundesdurchschnitt bei 30 bis 40 Masseprozent bezogen auf den Input — in Einzelfällen sogar noch deutlich höher“, sagte der Lobbe-Geschäftsführer.

Wertstofftonne kann Sortierresteanteil drastisch steigern

Vor allem die Wertstofftonne scheint den Anteil der Sortierreste nach oben zu treiben. Das jedenfalls hat Lobbe in einer Inputanalyse für eine Großstadt festgestellt. „Die Stadt wechselte 2016 vom Erfassungssystem Gelber Sack zur Wertstofftonne“, erzählte Wieczorek. Die Folge: Der Sortierresteanteil sei innerhalb eines Jahres von 30 Prozent auf 50 Prozent vom Input gestiegen. „Eine Recyclingquote von über 50 Prozent vom Input zu erreichen, ist in derartigen Fällen faktisch unmöglich“, sagte Wieczorek.

Dass eine energetische Verwertung der Sortierreste derzeit viel Geld kostet, macht die Sache nicht einfacher. Laut Wieczorek betragen die Kosten für die energetische Verwertung inklusive Transportaufwand aktuell nämlich circa 100 Euro pro Tonne. Von daher meidet Lobbe, wenn möglich, die Sortierung von LVP-Mengen aus Großstädten. „Insbesondere von Großstädten mit Wertstofftonne“, so Wieczorek.

Öffentlichkeitsarbeit der Kommunen lässt zu wünschen übrig

Ein anderer limitierender Faktor ist laut Wieczorek rückläufige Öffentlichkeitsarbeit der Städte und Landkreise. „Teilweise ist eine Öffentlichkeitsarbeit kaum noch vorhanden“, kritisierte der Lobbe-Geschäftsführer. Dabei würden die Kreise und Städte jährlich rund 130 Millionen Euro von den dualen Systemen bekommen. Damit müssen sie nicht nur die Einrichtung und Reinigung von Standplätzen und Sammelstellen finanzieren, sondern auch ihre Öffentlichkeitsarbeit, was in die LVP-Fraktion gehört und was nicht.

Wieczorek machte in seinem Vortrag daher auch eine klare Ansage in Richtung der Kommunen: „Angesichts der hohen Sortierresteanteile muss die Öffentlichkeitsarbeit deutlich forciert werden.“ Das sei eine wesentliche Voraussetzung zur Stabilisierung der Recyclingquote, aber auch zur Senkung der Systemkosten.

PET-Schalen wachsen sich zu Störfaktor aus

Ein dritter limitierender Faktor beim Erreichen der Recyclingquote sei die enorme Zunahme von Verbunden und sogenannten Multi-Layern bei den Verpackungen. Dazu zählt Wieczorek insbesondere PET-Schalen. „Und ausgerechnet diese Schalen sind nicht recyclingfähig“, wie er betonte.

PET-Schalen bringen bekanntlich nicht nur Probleme in Form von mehrschichtigen Oberflächen und verschiedenen Kunststoffarten – darunter auch technische Kunststoffe – mit sich. Auch Folien- und Klebereste tragen die glänzenden und kristallinen beziehungsweise aufgeschäumten farbenfrohen Schalen mit in den Sortierprozess.

Der Anteil dieser problematischen PET-Schalen an den Sortierresten wächst stetig. Das hat Lobbe in seiner LVP-Sortieranlage in Iserlohn festgestellt. „Die aktuelle Zusammensetzung der Sortierreste zeigt, dass sich der Anteil dieser Schalen auf durchaus 7 bis 8 Masseprozent des Inputs beläuft“, so Wieczorek.

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