Abfallverbrennung

Die hohen Verbrennungspreise wecken Erwartungen, es könnte zu einem neuen Schweinezyklus kommen. Die Folge wäre ein Zubau von Verbrennungskapazitäten, die später nicht mehr ausgelastet sind. Doch Marktbeobachter dämpfen die Erwartungen. Sie glauben nicht daran.

Keine Sorge vor dem Schweinezyklus


Am Abfallverbrennungsmarkt gibt es schon seit drei Jahren wenig Grund zur Klage. Denn schließlich sind die Verbrennungsanlagen voll ausgelastet. Und entsprechend hoch sind die Verbrennungspreise. Und was noch hinzukommt: Auch die weiteren Aussichten sind unverändert gut. „Der aktuelle Trend mit hohen Entsorgungspreisen wird sich langfristig fortsetzen“, glaubt Dirk Briese, Geschäftsführer des Bremer Marktforschungsinstituts Trendresearch.

Die Trendwende am Abfallverbrennungsmarkt war im Jahr 2014 zu beobachten, erklärte Briese vergangene Woche bei der Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz. Anlass waren das steigende Abfallaufkommen im Inland, die größeren Inportmengen und die Schließung von Verwertungskapazitäten. Weil sich daraufhin der Markt weg von Überkapazitäten hin zu Kapazitätsengpässen drehte, zog auch das Preisniveau an.

Aus heutiger Sicht spricht einiges dafür, dass dieser Trend anhalten wird. Der Vergleich des Abfallaufkommens mit den Verwertungskapazitäten zeige, dass in den kommenden Jahren weiterhin mit Verwertungsengpässen zu rechnen sei, erklärte Briese. Für das unverändert hohe Mengenaufkommen sprächen unter anderem folgende Gründe:

  • Die Bevölkerungsentwicklung und das Aufkommen pro Kopf als wichtige Einflussparameter des Abfallaufkommens verändern sich nur wenig.
  • In mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA) werden in Zukunft weniger Abfälle eingesetzt, da die Kapazitäten dieser Anlagen leicht zurückgehen.
  • Darüber hinaus ist aufgrund der stärkeren Einführung der Biotonne mit geringeren biogenen Anteilen im Abfall zu rechnen, so dass die Auslastung der biogenen Stufe weiter sinken wird.
  • Gleichzeitig werden gewerbliche Siedlungsabfälle besser sortiert, da die neue Gewerbeabfallverordnung dies vorschreibt und die Gewerbeunternehmen in die Pflicht nimmt. Diese Mengen stehen der energetischen Verwertung nicht mehr zur Verfügung.

Nur wenn es mittelfristig zu einem Neubau oder zu Erweiterungen von Anlagen käme, würde sich der Situation entschärfen. Doch danach sieht es nicht aus. Vielmehr sei derzeit eher mit einer Reduktion der Kapazitäten zu rechnen, meint Briese. Er verweist auf Pläne, wonach die Mitverbrennung in Kohlekraftwerken aufgrund sukzessiver Stilllegung teilweise reduziert wird. Folglich seien unverändert hohe Preise zu erwarten.

„Ein erneuter Schweinezyklus, das heißt der Zubau von Kapazitäten, die dann später nicht mehr ausgelastet sind, scheint also erst einmal unwahrscheinlich“, erklärte der Geschäftsführer. Gut möglich, dass einigen Betreibern noch die Phase des Ausbaus von Ersatzbrennstoff-Kapazitäten in Erinnerung sind, die schließlich auf die Phase der Wirtschaftskrise und ausbleibenden Mengen traf.

Aber es gibt noch andere Schwierigkeiten, die mit dem Neubau von Abfallverbrennungsanlagen verbunden sind. Briese verweist hier auf die Unsicherheit der weiteren Entwicklung der Importmengen. Ferner sei ein geeigneter Standort für eine neue Anlage oder eine Erweiterung nur schwer zu finden. Für den wirtschaftlichen Betrieb sei außerdem eine Wärmesenke in Form eines Fernwärmenetzes oder industrieller Abnehmer erforderlich. All diese Standortbedingungen, so Briese, seien nur schwer zu realisieren.

Mehr zum Thema
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?
Mehr Fernwärme aus Abfällen: Neue Technologie in MVA Borsigstraße
Rohstoffimporte: „Höchste Zeit für einen Kurswechsel“
Gute Nachfrage lässt Altpapierpreise steigen
Deutsche Industrie weiter im Plus