Phosphorrecycling

Im Kreis Böblingen stehen die Chancen gut, dass eine Klärschlamm-Verbrennungsanlage gebaut wird. Gestützt wird das Vorhaben von den Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie. Nun fehlt nur noch das geeignete Verfahren zur Rückgewinnung des Phosphors aus der anfallenden Asche.

Kreis Böblingen: Gute Chancen für Monoverbrennungs-Anlage


Im Landkreis Böblingen könnte künftig eine Monoverbrennungsanlage für Klärschlamme entstehen. Das legen die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Zweckverbands Restmüllheizkraftwerk nahe. Wie die Verantwortlichen der Verbandsversammlung am 25. November mitteilten, habe ein solches Projekt gute Chancen auf wirtschaftliche Umsetzung.

Möglicher Standort für die Anlage ist das Gelände des Restmüllheizkraftwerks in Böblingen. Der Standort bietet sich an, da es im näheren und mittleren Entfernungsbereich um Böblingen eine erhebliche Anzahl von Großkläranlagen gebe, heißt es in der Studie, die das Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart durchgeführt hat.

Insgesamt produzieren die Klärschlammanlagen im mittleren und südlichen Baden-Württemberg durchschnittlich rund 700.000 Jahrestonnen Klärschlamm, haben die Wissenschaftler errechnet. Dieser werde bislang überwiegend in Kohlekraftwerken oder Zementwerken mitverbrannt – ein gängiger Weg in baden-Württemberg. Darin enthalten sei ein Phosphoranteil von fast 16 Prozent.

Anlage wirtschaftlich sehr attraktiv

Die Studie ergab, dass eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage in Böblingen bereits bei einem Durchsatz von 100.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr wirtschaftlich sehr attraktiv sei. Demnach könnte das Material für voraussichtlich rund 50 Euro netto pro Tonne behandelt werden. Der Preis könnte sich weiter auf 43 Euro pro Tonne reduzieren, vorausgesetzt das Phosphorrecycling lasse sich ebenfalls auf dem Gelände realisieren (kostenneutraler Ascheentsorgung).

Mit welchem Verfahren der Phosphor aus der anfallenden Asche gewonnen werden soll, wissen die Verantwortlichen noch nicht. Mehrere Verfahren hätten aber laut Studie große Fortschritte gemacht und stünden kurz vor dem großtechnischen Durchbruch. Bis dahin könne gewartet werden. Neben der Rückgewinnung des Nährstoffs Phosphors hoffen die Verantwortlichen zudem mehr Fernwärme erzeugen zu können.

„Auf Kläranlagenbetreiber zugehen“

Die Umsetzung einer Monoverbrennungsanlage in Böblingen ist damit also sehr wahrscheinlich geworden. „Das Interesse für eine Klärschlammanlieferung und -verbrennung in Böblingen dürfte bei vielen großen Kläranlagen gegeben sein“, ist Wolf Eisenmann, Geschäftsführer des Zweckverbands Restmüllheizkraftwerk, überzeugt. Landrat Roland Bernhard betont; „Wir wollen jetzt auf die Kläranlagenbetreiber zugehen, um sie für das Projekt zu gewinnen.“

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