Aufspüren von Störstoffen

Im Kreis Böblingen hat der Anteil der Störstoffe im Biomüll einen zu hohen Wert erreicht. Der Abfallwirtschaftsbetrieb hat deshalb reagiert: Er setzt ein Detektionsgerät für Störstoffe ein. Inzwischen sind schon zwei "Radarfahrzeuge" mit einem solchen Gerät unterwegs.

Kreis Böblingen setzt weiteres Radarfahrzeug für Biomüll ein


Eine interne Analyse der angelieferten Biomüllmengen in der Vergärungsanlage Leonberg hatte aufgezeigt, dass vermehrt bei städtischer Infrastruktur und – wegen der großen Anonymität – in Wohnanlagen die Biotonnen vielfach mit Abfällen befüllt werden, die dort nicht hinein gehören. „In der Vergärungsanlage können solche Störstoffe Schaden an den Maschinen hervorrufen, im besten Fall müssen sie als Restmüll aufwendig und teuer entsorgt werden“, erklärt Wolfgang Bagin, Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises.

So habe man sich dazu entschlossen, technische Mittel zur Aufdeckung der Fehlbefüllungen einzusetzen. Mit einem Detektionsgerät für Störstoffe, das an ein Müllfahrzeug installiert und zunächst auf vielen Touren getestet wurde, gelang es, Störstoffe in den zur Leerung bereit gestellten Biotonnen zu orten. „Die Maßnahme war ein Erfolg“, zeigt sich Werkleiter Wolfgang Bagin über die Investition zufrieden.

Zunächst wurden die Tonnen, bei denen das Gerät anschlug, noch geleert und die Tonnenbesitzer erhielten lediglich eine Verwarnung („Gelbe Karte“). Auf diese Weise konnten innerhalb von fünf Monaten deutlich über 1.000 Biotonnen mit Störstoffen „detektiert“ werden – im Schnitt 10 pro Tag – die nicht nur mit biologischen Abfällen aus Küche und Garten gefüllt waren. Restmüll oder Plastikabfälle machten den größten Anteil an den Störstoffen aus.

„Die ganz überwiegende Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger befüllen ihre grünen Tonnen aber korrekt“, lobt Werkleiter Bagin das Trennverhalten der Kreisbewohner. Denn bezogen auf die über 65.000 Biotonnen im Landkreis sei der Anteil der „schwarzen Schafe“ doch gering.

Radarfahrzeug für Bioabfälle

Seit April des vergangenen Jahres macht der Abfallwirtschaftsbetrieb allerdings ernst. „Denn wenn es auch zahlenmäßig nur ein geringer Anteil an falsch befüllten Tonnen war, so kosteten uns diese bis zu 200.000 Euro pro Jahr an Entsorgungskosten für die Störstoffe“, so Wolfgang Bagin. Daher ist das sogenannte „Radarfahrzeug für Bioabfälle“ in vielen Abfuhrbezirken im Einsatz und es wurden seit April vergangenen Jahres bei Fehlbefüllungen konsequent „Rote Karten“ verteilt und die Tonnen mit dem gesamten Inhalt stehen gelassen.

Um unberechtigte Reklamationen der Tonnenbesitzer ausschließen zu können, speichert das Detektionsgerät die Daten und übermittelt sie elektronisch an die Verwaltung des Abfallwirtschaftsbetriebs. „Seither hat sich die Qualität des gesammelten Biomülls deutlich verbessert“, freut sich der Werkleiter über den erfolgreichen Einsatz des Detektionsgerätes. „Neben der Überführung fehlbefüllter Tonnen mittels technischer Einrichtungen trägt aber auch die konsequente Öffentlichkeitsarbeit des Abfallwirtschaftsbetriebs dazu bei, dass unsere Bürgerinnen und Bürger hervorragend trennen und so eine effiziente energetische Verwertung der Bioabfälle garantieren.“

Im Jahr 2016 war das Müllfahrzeug mit dem Detektionsgerät auf insgesamt 128 Leerungstouren im Einsatz, dabei war es durchgehend auf mittlere Empfindlichkeit eingestellt. Von rund 76.000 Behältern, die dabei geleert wurden, mussten rund 2.000 Behälter beanstandet werden. Diese Quote von 2,6 Prozent hat sich auch im Jahr 2017 bestätigt und den Abfallwirtschaftsbetrieb veranlasst, ein weiteres Müllfahrzeug mit einem Detektionsgerät auszustatten.

Mit zwei vorhandenen „Radarfahrzeugen“ sei nun sichergestellt, dass mindestens eines immer im Einsatz ist. Damit wolle man die Bemühungen um eine Verbesserung der Biomüllqualität noch steigern und die Beanstandungsquote verringern. Neben der höheren Ausbeute bei der Vergärung von Biogas und damit verbundenen höheren Erlösen sowie der besseren Qualität des Kompostes aus den Gärresten spare die Reduzierung der Störstoffe mit ihrer teuren Entsorgung im Restmüllheizkraftwerk dem Gebührenzahler bares Geld.

Biotonnen-Nutzer, deren Tonne stehen bleiben muss, werden durch einen Aufkleber auf folgende Möglichkeiten hingewiesen: Sie sortieren die Störstoffe, z. B. Plastikbeutel, Restmüll oder Metalle, selbst aus und stellen die Biotonne zur nächsten Biomüllabfuhr wieder bereit. Oder sie kaufen eine Sonderbanderole – diese gibt es auf jedem Wertstoffhof – und stellen die Biotonne zur nächsten Restmüllabfuhr bereit. Die Sonderbanderole für 120 Liter-Tonnen kostet 7,50 Euro, die für 240 Liter-Tonnen 12,70 Euro. In dringenden Fällen kann man schriftlich eine kostenpflichtige zusätzliche Sonderleerung beantragen. Die zusätzliche Sonderleerung kostet 30 Euro.

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