Einstieg in Deutschland

Der österreichische Kunststoffverwerter Kruschitz weitet seine Aktivitäten auf Deutschland aus. Wie die Firma bekanntgibt, hat sie den insolventen Kunststoffrecycler Hiller mit Sitz in Weißenhorn bei Ulm erworben. Der Recycler firmiert nun unter neuem Namen.

Kruschitz übernimmt Kunststoffrecycler Hiller


Die Hiller Kunststoffverarbeitungs GmbH in Weißenhorn bei Ulm firmiert ab sofort unter dem Namen Kruschitz Plastics & Recycling GmbH. Der österreichische Kunststoffrecycler hat den Plastikverarbeiter erst kürzlich aus der Insolvenz heraus gekauft. Das Verfahren war Ende September eröffnet worden. Für Kruschitz ist die Übernahme der Einstieg in den deutschen Markt.

Wie der neue und alte Betriebsleiter Stefan Ackermann auf Anfrage mitteilt, hat Kruschitz Plastics alle Maschinen, Aufträge und den Kundenstamm aus der Insolvenzmasse erworben. Außerdem wurden der Mietvertrag für das Produktionsgelände verlängert und alle sieben Mitarbeiter übernommen. „Der Standort ist für Kruschitz bestens geeignet, Rohstoffe aus der Region einzukaufen und durch seine Anbindung ideal für den Vertrieb“, sagt Ackermann­. Davon könnte auch die österreichische Muttergesellschaft profitieren, die mit ihrem Firmensitz nahe der slowenischen Grenze bislang zu weit weg vom deutschen Markt gewesen ist.

Produktionskapazität wird erweitert

In Weißenhorn werden bislang mit drei Mühlen, zwei Shreddern und zwei Schneckenextrudern jährlich etwa 12.000 Tonnen Kunststoffrecyclate pro Jahr produziert. Im Fokus stehen dabei Produktionsabfälle aus Polyolefinen, ABS und PS. Die Materialien stammten unter anderem aus dem Lebensmittelbereich, der Medizintechnik sowie von Zulieferbetrieben der Automobilindustrie. Unter dem neuen Banner soll die Produktion auf 15.000 Jahrestonnen ausgeweitet werden.

Die Kruschitz Plastics & Recycling wurde 1956 in Klagenfurt gegründet und hat heute ihren Sitz im circa 30 Kilometer entfernten Völkermarkt. Die Österreicher betreiben zwei Werke, in denen etwa 66.000 Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr verarbeitet werden. Im ersten Werk in Völkermarkt liegt der Schwerpunkt auf PET-Recycling via Bottle-to-Bottle-Anlage und Verwertung von PET-Flaschen aus dem öffentlichen Sammelsystem zu Folien. Insgesamt würden pro Jahr circa 30.000 Tonnen hochwertige PET-Granulate hergestellt.

Im Werk 2 in Kühnsdorf steht das Recycling thermoplastischer Kunststoffe im Mittelpunkt. Dort werden Post-Consumer-Plastikabfälle, zum Beispiel Flaschenverschlüsse, Blumentöpfe, Eimer, oder Getränkekisten, zu Granulaten für die Industrie aufgearbeitet. Ein zweiter Inputstrom sind sämtliche Post-Industrial-Abfälle, unter anderem HDPE, LDPE, PP und PS sowie PA, PMMA, PVC und CDs.

Neben dem Recycling bietet Kruschitz auch Maschinen für die Kunststoffindustrie und Recyclinganlagen an. Ferner werden PPK-Abfälle und Metallabfälle verwertet sowie Holzabfälle und Gewerbeabfälle entsorgt. Die Firmengruppe beschäftigt etwa 140 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von circa 35 Millionen Euro.

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