Vollautomatische Sortierung

Der Recyclingkonzern Alba investiert in ein komplett neues Anlagenkonzept für die Aufbereitung von Kühlgeräten. Damit will er die verschiedenen Treibmittel optimal behandeln und gleichzeitig die Betriebskosten drastisch senken.

Kühlgeräte: Alba investiert in neues Recyclingkonzept


Bislang gilt beim Recycling von Kühlgeräten das Prinzip: Alle werden in einer Anlage verwertet. Egal, ob die Geräte als Treibmittel FCKW oder Kohlenwasserstoffgase wie Pentan enthalten, am Ende landen alle in einer Anlage.

Der Berliner Recyclingkonzern Alba will künftig einen anderen Weg gehen. Er will die unterschiedlichen Altkühlgeräte auch unterschiedlich behandeln. Bei einer differenzierten Gerätebehandlung reduzieren sich nämlich die Betriebskosten deutlich, und die unterschiedlichen Treibmittel könnten optimal behandelt und entsorgt werden.

„Das Hauptersparnis besteht darin, dass wir das Pentan nicht mehr mit Stickstoff inertisieren müssen“, erklärt Manfred Fahrner, Vertriebsleiter für Elektrorecycling bei Alba. Stattdessen wird das Pentan in einer regenerativen thermischen Oxidationsanlage entsorgt. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass das Brandrisiko reduziert wird. Denn Pentan bildet leicht entzündliche Dampf-Luft-Gemische, die beim Shreddern von Pentan-Geräten in einer geschlossenen Anlage zu einem beträchtlichen Brandrisiko führen.

In der Oxidationsanlage hingegen werde das Pentan kontrolliert verbrannt, erklärt Fahrner. Aber nicht nur die Abluft werde gereinigt. Gleichzeitig werde auch Energie in Form von Wärme zurückgewonnen. „Dadurch, und durch die Einsparung von Stickstoff, fällt auch unsere CO2-Bilanz günstiger aus.“

Abluftreinigungssystem aus Autoindustrie

Die vom Maschinen- und Anlagenbaukonzern Dürr Technology Systems entwickelte Oxidationsanlage ist an sich nichts Neues. In der Automobilindustrie beispielsweise dienen diese Anlagen zur Reinigung der Abluft von Lackierstraßen. Hier werden Lösemittel aus einer relativ großen Menge von Abluft entfernt, bevor diese als kleiner Abluftstrom zur weiteren Reinigung in den thermischen Oxidationsprozess gelangen.

Alba ist der erste Recyclingkonzern, der sich diesen Prozess zu Nutze macht. Er integriert die Dürr-Oxidationsanlage in eine komplett neue Behandlungsstraße für Pentan-Kühlgeräte. FCKW-haltige Geräte werden weiterhin in der bewährten FCKW-Rückgewinnungsanlage behandelt. Um sicherzustellen, dass kein einziges FCKW-Gerät fälschlicherweise den Recyclingweg für Pentan-Geräte einschlägt, ist eine vollautomatische Sortierung vorgeschaltet. „Das ist das Kernstück unseres Konzepts, das eine völlige Sicherheit garantiert“, betont Fahrner.

Bei diesem Schritt wird das im Kühlgerät enthaltene Treibmittel eindeutig ermittelt. „Ein Roboterarm sticht die Kühlgeräte an und erkennt am austretenden Gas, um welches Treibmittel es sich handelt“, erklärt Fahrner. Pro Gerät würden drei Messungen durchgeführt – eine am Gehäuse und zwei an den Türen. Dieses Detektionssystem für unterschiedliche Isoliermaterialien in Altkühlgeräten stammt von URT Recyclingtechnik und wurde weiterentwickelt.

Am Ende des Prozesses stehen dann FCKW-freie Fraktionen, wie etwa der Polyurethan-Isolierschaum. Dieser enthält laut Fahrner garantiert kein FCKW und könne daher einfach recycelt werden.

Invest von mehreren Millionen Euro

In das neue Verfahren investiert Alba mehrere Millionen Euro. Im März dieses Jahres soll die Anlage den Testbetrieb aufnehmen. Angesichts des bestehenden FCKW-Verbots bei der Herstellung von Kühlgeräten rechnet der Recyclingkonzern für die Zukunft mit einem deutlich steigenden Zulauf an Pentan-Geräten. Schon heute machten Pentan-Geräte zwischen 55 und 60 Prozent des Inputs aus, sagt Fahrner.

„Unser Problem ist, dass man die Technik für FCKW-Geräte nicht abschalten kann. Auch wenn in fünf Jahren der Anteil der FCKW-Geräte bei nur noch etwa 5 Prozent liegen wird“, erklärt der Vertriebsleiter. Als Recycler müsse man darauf vorbereitet sein, dass FCKW-Kühlgeräte ein Alter von 30 Jahren und mehr erreichen können.


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