Markt für Edelstahlschrott

Ausreichend Edelstahlschrott am Markt, gute Edelstahl-Nachfrage und ein steigender Nickelpreis: Die Experten des Weltrecyclingverbands BIR zeigten sich auf der Frühjahrstagung in Hongkong größtenteils zufrieden. Allerdings gibt es einen Trend, der den Handel unter Druck setzen könnte.

„Künftig handelt jeder mit jedem“


In Hongkong kamen vergangene Woche zahlreiche Vertreter der internationalen Recyclingbranche zur Frühjahrstagung des Weltrecyclingverbands BIR zusammen. In der ‚Stainless Steel & Special Alloys‘-Gruppe war die Stimmung offenbar gut. Vor allem die Analysten hatten positive Nachrichten im Gepäck.

Markus Moll, Branchenanalytiker der österreichischen Steel & Metals Market Research, sagte, dass die globale Produktion von Edelstahl im Laufe des Jahres von 47 Millionen Tonnen im Jahr 2016 auf 49,2 Millionen Tonnen im laufenden Jahr steigen werde. Das entspricht einem Zuwachs von 4,8 Prozent. Einen weiteren Schub um 3,6 Prozent auf knapp 51 Millionen Tonnen erwartet Moll bis zum Jahr 2018.

Verantwortlich dafür ist aus seiner Sicht ein Produktionsanstieg in China. Nach einem Zuwachs um 10,7 Prozent im vergangenen Jahr geht der Branchenexperte in diesem Jahr von einem 5-Prozent-Wachstum (26,72 Millionen Tonnen) aus. Zudem prognostiziert Moll ein weiteres Wachstum um 2,7 Prozent im Jahr 2018 auf 27,44 Millionen Tonnen.


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Steigender Nickelpreis förderlich?

Ähnlich positiv äußerte sich Moll bezüglich der Nachfrage nach Edelstahl. Diese habe sich in vielen Bereichen gut entwickelt, vor allem seitens der Automobilbranche sowie der Haushaltsgeräteindustrie. Abschließend betonte er, dass sich der Nickelpreis bis Ende 2017 auf rund 10.000 US-Dollar pro Tonne erholen werde.

Vertreter der Recyclingwirtschaft zeigten sich bezüglich der Preisprognose eher verhalten. Verbesserte Preise zu Jahresbeginn hätten zwar zu einer gesunden Verfügbarkeit von Edelstahlschrott geführt, aber diese positive Entwicklung sei nicht von Dauer gewesen. „Nachfolgend gab eine Korrektur der Nickel- und Edelstahlschrottwerte nach unten, so dass sich insbesondere die Edelstahlschrottströme verlangsamt haben“, sagte Jonathan Bower, CCO bei ELG Haniel Metals.

Regionaler und multipolarer Handel

Laut Moll deutet einiges darauf hin, dass der Edelschrotthandel „zunehmend ein regionales Geschäft“ ist. Seinen Zahlen zufolge machte der länderübergreifende Edelstahlschrotthandel 2016 nur 8 Prozent des Marktes aus. Zudem sei die Einsatzquote von Edelstahlschrott (Typ 18/8) im vergangenen Jahr auf ein neues Langzeit-Tief von 44 Prozent gefallen.

Dazu passt ein Trend, den Adam Minter ausgemacht hat. Der Journalist, der unter anderem über Technologie und Wirtschaft für Bloomberg View schreibt, sagte in Hongkong, dass der Schrotthandel zunehmend „multipolar“ wird. Während heute in der Regel Material von Industrie- in Schwellenländer (monopolar) fließe, verschiebe sich das künftig in Richtung „jeder handelt mit jedem.“

Laut Minter könnten dadurch etablierte Marktteilnehmer unter Druck geraten. Darüber hinaus seien engere Margen die Folge. Das Geschäft würde also härter werden, sagte Minter voraus.

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