Lebensmittelanwendungen

Noch immer fehlt die offizielle Zulassung von Recyclingprozessen für Kunststoffprodukte, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Die betroffenen Unternehmen bewegen sich in einem legislativen Niemandsland, beklagt die Kunststoffindustrie. Die EU-Kommission müsse endlich handeln.

Kunststoff-Verbände verlieren die Geduld


Die Kunststoffbranche wartet auf grünes Licht von der EU. Seit nunmehr über neun Jahren. Aber noch immer verzögert die EU-Kommission die offizielle Zulassung von geeigneten Recyclingprozessen für Kunststoffprodukte, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Vier Wirtschaftsverbände verlieren nun allmählich die Geduld.

Das Fehlen eines EU-weit einheitlichen Rechtrahmens erzeuge Rechtsunsicherheit, beklagen die Verbände Plastics Recyclers Europe (PRE), Petcore Europe, EuPC und der Verband der Flaschenwasserindustrie EFBW in einer gemeinsamen Stellungnahme. Darüber hinaus sei es eine unnötige Belastung für die Industrie, die recycelte Materialien nutze.

Bereits im März 2008 ist die EU-Verordnung über Materialien und Gegenstände aus recyceltem Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, in Kraft getreten. Bis jetzt sei die Europäische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit (EFSA) zu über 140 positiven Einschätzungen bezüglich der Sicherheit von Recyclingprozessen für Kunststoffe im Lebensmittelkontakt gekommen, wie es heißt.

Unternehmen im „legislativen Niemandsland“

„Aufgrund dieser Stellungnahmen wäre die EU-Kommission sehr wohl in der Lage, die von der EFSA bewerteten Verfahren offiziell zu autorisieren“, stellen die vier Verbände klar. „Allerdings hat die Kommission bislang noch keine Initiative in diese Richtung ergriffen.“

„Durch diese Verzögerungen befinden sich die Unternehmen in einem legislativen Niemandsland“, betont PRE-Vizepräsident Casper van den Dungen. Die Unsicherheit werde letztlich zu einem Rückgang der Investitionen in Recyclingverfahren führen. Bisher hätten europäische Unternehmen über 500 Millionen Euro in Anlagen investiert, die Kunststoff-Rezyklate in Materialien umwandeln, die für Verpackungen und Lebensmittelanwendungen geeignet sind. Über die Hälfte des recycelten PET sei 2014 in Europa in Produkten mit Lebensmittelkontakt eingesetzt worden.

Hersteller fordern einheitlichen Rechtsrahmen fürs Recycling

Eine EU-weit einheitliche Rechtsordnung für Recyclingverfahren ist nicht nur für die Recyclingbranche wichtig, sondern auch für die Herstellerseite. „Die Hersteller von Mineral- und Quellwasser zählen zu den wichtigsten Nutzern von recyceltem PET“, erklärt EFBW-Generalsekretärin Patricia Fosselard. Ein einheitlicher Rechtsrahmen für Recyclingprozesse würde den Weg ebnen für eine stärkere Verwendung von recyceltem Plastik, ist sich Fosselard sicher. Zudem brächte er Rechtssicherheit für Recycler und Anwender.

„Um zu einer wirklichen Kreislaufwirtschaft in der EU zu kommen, fordern wir die EU-Kommission dazu auf, diese verfestigte Situation endlich aufzulösen“, fügt EuPC-Geschäftsführer Alexandre Dangis hinzu. Nur so könne Europas Kunststoffindustrie auf globaler Ebene konkurrenzfähig bleiben.

Die vier Wirtschaftsverbände fordern die EU-Kommission auf, die von der EFSA positiv bewerteten Recyclingverfahren zu genehmigen. „Eine Genehmigung würde zu einer Harmonisierung des Markts führen. Zudem würden dadurch rechtliche Unsicherheiten beim Handel mit Recyclingmaterialien in Lebensmittelanwendungen ausgeräumt werden. Nicht zuletzt würden sich dadurch auch neue Märkte für Kunststoffrezyklate öffnen.“

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