Bilanz für 2015 und Ausblick

Gute Nachrichten aus der Kunststoffindustrie: Die Mehrheit der Kunststoff verarbeitenden Firmen rechnet für dieses Jahr mit steigenden Umsätzen. Und nicht nur das: Auch die Gewinne sollen zulegen.

Kunststoffindustrie ist für 2016 zuversichtlich


Trotz ungewisser Auswirkungen der Wachstumsschwäche in China und der Wirtschaftssanktionen gegen Russland ist die Mehrheit der Kunststoff verarbeitenden Unternehmen in Deutschland zuversichtlich für 2016. „57 Prozent der vom GKV zu Beginn dieses Jahres befragten Branchenunternehmen rechnen auch für das laufende Jahr mit weiter steigenden Umsätzen“, sagte der Präsident des Gesamtverbands Kunststoff verarbeitende Industrie (GKV), Dirk E. O. Westerheide, bei der heutigen Jahrespressekonferenz in Frankfurt. Lediglich neun Prozent rechnen mit Umsatzrückgängen. Die Zuversicht überwiegt laut Westerheide auch hinsichtlich der Erwartungen an die Entwicklung der Gewinne.

Dabei ist die Ausgangslage bereits gut. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz der Kunststoff verarbeitenden Industrie um 1,3 Prozent auf insgesamt 59,8 Milliarden Euro gewachsen, berichtete Westerheide. Die Produktion der GKV-Mitglieder bewege sich auf einem vergleichsweise hohen Niveau. 60 Prozent der Mitgliedsunternehmen, die an der jährlichen Befragung teilgenommen haben, meldeten für 2015 Umsatzzuwächse.

Allerdings resultiert die zusätzliche Nachfrage fast ausschließlich aus dem Ausland. In Deutschland hätten die Umsätze auf dem Niveau von 2014 verharrt, sagte Westerheide. Im Einzelnen entwickelten sich die Abnehmerbranchen der Kunststoffverarbeitung wie folgt:

Kunststoffverpackungsindustrie:

Nach einem schwächeren Jahresbeginn nahm die Umsatzentwicklung im weiteren Jahresverlauf eine positive Entwicklung, so Westerheide. Getragen wurde der Absatz von Kunststoff-Konsumverpackungen von der anhaltend guten Binnennachfrage in Deutschland. Auch die Nachfrage nach industriellen Verpackungen entwickelte sich gut. Hierzu trug laut der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen unter anderem das Wachstum der Automobilindustrie bei.

Die phasenweise fehlende Verfügbarkeit einer Reihe typischer Verpackungskunststoffe und die zeitweise drastisch gestiegenen Rohstoffpreise stellten einen Wermutstropfen in dieser Entwicklung dar. Die mit den äußerst volatilen Rohstoffpreisen verbundenen Margenverluste hätten viele Unternehmen im Jahresverlauf nicht vollständig ausgleichen können.

Halbzeuge und Konsumprodukte:

Trotz günstiger Bauzinsen und einer guten Wirtschaftslage verzeichnen die Hersteller baunaher Halbzeuge wie Türfüllungen und Fensterprofile eine Stagnation. Grund sei das Fehlen substantieller Sanierungsimpulse im Gebäudebestand. Für viele größere Hersteller baunaher Halbzeuge werde die Entwicklung auch durch die aktuelle Wirtschaftslage in Russland und anderen wichtigen Märkten zusätzlich belastet.

Menge und Umsatz der Kunststoff verarbeitenden IndustrieDemgegenüber verzeichnete das stärker auf den deutschen Markt ausgerichtete Segment der Kunststoff-Konsumwaren ein Wachstum in 2015. Hierzu hätten die allgemein gute Konsumneigung infolge der guten Wirtschaftslage und das hohe Beschäftigungsniveau beigetragen. Die Hersteller von Lager- und Transportsystemen verzeichneten im vergangenen Jahr infolge der guten Industriekonjunktur ebenfalls einen soliden Aufwärtstrend, so der pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff.

Technische Teile:

Die technischen Kunststoff-Produkte profitierten laut Westerheide einmal mehr von der guten Konjunktur der deutschen Pkw-Hersteller. Vom Maschinenbau gingen kaum Impulse aus. Auch der Lkw-Sektor blieb hinter den Hoffnungen zurück, was auch mit dem Embargo der Europäischen Union gegen Russland zusammenhänge. Die Materialpreisentwicklung der technischen Kunststoffe sei moderat verlaufen, so der Verbandspräsident, und weniger volatil als die von Polypropylen und Polyethylen.

Maßnahmen zur Sicherungs der RohstoffversorgungFür die Kunststoffrecycler sei die aktuelle Materialpreisentwicklung schwierig, da sich der Preisunterscheid zwischen Neuware und recyclierter Ware verringert habe. Die Compondeure und Kunststoffrecycler zahlten überwiegend die EEG-Umlage in voller Höhe. Infolge der hohen Stromkosten werde sich der Trend zur Verlagerung von Investitionen in das Ausland absehbar verstärken, glaubt Westerheide. Weitere Gründe hierfür seien das teilweise auf ausländischen Märkten dynamischere Wachstum und vereinzelt auch die Verfügbarkeit von Personal. Für 2016 rechnet die Branche mit einer geringen Volatilität der Rohstoffpreise. Infolge der Globalisierung und der zuletzt guten Erträge einzelner Unternehmen sei mit einem höheren Konsolidierungsdruck zu rechnen.

Faserverstärkte Kunststoffe / Composites:

Auch die Verarbeitung von faserverstärkten Kunststoffen bzw. Composites legte im vergangenen Jahr weiter zu, wie die AVK Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe meldet. Die Menge der 2015 in Deutschland hergestellten faserverstärkten Kunststoffe wuchs mit ca. fünf Prozent stärker als die europäische Verarbeitungsmenge, die 2015 um zwei Prozent zulegte. Insgesamt falle die Marktdynamik in Europa wesentlich geringer aus als die der Weltproduktion, erklärte Westerheide.

Der wichtigste Treiber für die faserverstärkten Kunststoffe sei in Deutschland weiterhin der Transportbereich, vor allem die Fahrzeug- und die Luftfahrtindustrie. Werkstoffseitig kämen die größten Innovationsimpulse aus dem Sektor der kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffe (CFK), wobei deren Gesamtmenge immer noch relativ klein ist. „Chancen für Deutschland bestehen insbesondere in hochindustrialisierten, automatisierten Lösungen“, so Westerheide. Die Herstellung von Commodities werde absehbar eher weiter in andere Weltregionen abwandern.

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