Ausblick für 2013

Der lange Winter hat die Altkunststoffbranche ausgebremst. Aus der Industrie fehlen die nötigen Impulse. Einzig bei PET-Getränkeflaschen sieht es gut aus.

Verwerter hoffen auf anziehende Konjunktur


Der lange Winter war für die Altkunststoffbranche in den ersten zwei Quartalen eine absolute Konjunkturbremse. „Die notwendigen Impulse für die wirtschaftliche Belebung aus den Bereichen Bau und Fahrzeuge blieben wegen des kalten Wetters aus“, berichtete bvse-Vizepräsident Herbert Snell beim Altkunststofftag seines Verbandes. Nachdem schon die zweite Jahreshälfte 2012 Kunststoffhersteller und -verarbeiter vor Probleme gestellt habe, sei auch das erste Quartal 2013 für die Kunststoffverwertung außerordentlich schwierig verlaufen.

Die Winterpause hat sich dabei recht unterschiedlich ausgewirkt. Manche Kunststoffrecycler hatten sich in den ersten Monaten auf eine längere Wartungspause eingerichtet, viele andere hingegen hatten seit dem 6. Januar fast in Volllast produziert. Dennoch haben viele Recyclingunternehmen die weitgehend fehlenden Marktimpulse aus den wichtigen Bereichen Bauwirtschaft und Automobilbau beklagt.

In der Folge fiel der Absatz von Rezyklaten aus PET schwächer aus als erwartet. Bei der Nachfrage nach PET-Getränkeflaschen zeigt sich dagegen ein positiver Trend. „Der lange Winter hat hier zu einem Mangel an verfügbaren Mengen geführt“, erklärte Snell. „Der höhere Konsum von Erfrischungsgetränken, verpackt in PET, blieb in diesem Jahr bisher aus.“

Auch im zweiten Quartal hat sich die Situation für die Kunststoffverwerter kaum verbessert. Die Nachfrage nach Kunststoffabfällen, -rezyklaten und -produkten steige zwar an, liege jedoch unter Vorjahresniveau, so Snell. Der bvse-Vizepräsident baut jedoch darauf, dass mit dem besseren Wetter auch der Konsum ankurbelt wird und die Bauwirtschaft ihren großen Nachholbedarf decken muss. Der ifo Geschäftsklimaindex jedoch stützt diese Einschätzung nur zum Teil. So ist nach dem historischen Höchststand im März der Geschäftsklimaindex im Bauhauptgewerbe seit April wieder gesunken. Insbesondere die Geschäftserwartungen der Baufirmen seien verhaltener ausgefallen, schreibt das Münchner ifo Institut in seinem Konjunkturtest für den Monat Juli. Auch die aktuelle Geschäftslage werde etwas weniger positiv eingeschätzt, sie sei aber nach wie vor sehr gut.

In den zurückliegenden Monaten haben die Verarbeiter ein steigendes Aufkommen an Kunststoffabfällen gemeldet. Insbesondere der Anteil an Mischkunststoffabfällen steigt beständig. Deren Ausfuhr nach China sei stark erschwert, obschon bei den dortigen Recyclern eine gute Nachfrage nach Kunststoffen aus dem Ausland herrsche. Die Volksrepublik setzt allerdings verstärkt auf Qualität bei ihren Wertstoffimporten. Ein spezielles Inspektorenteam soll im Rahmen der „Operation Green Fence“ nahezu jeden Behälter kontrollieren. Schlechte Qualitäten würden fast in jedem Fall aufgedeckt und rigoros zurückgewiesen werden.

Der seit langem gefühlte Rückgang von Kunststoffexporten nach Fernost dokumentiert sich nun auch in den Statistiken. Seit dem vierten Quartal 2012 sind die Exportmengen von Deutschland nach China stark zurückgegangen. Und eine Trendwende ist derzeit nicht absehbar. Es wird spekuliert, dass die „Operation Green Fence“ bis zum kommenden chinesischen Neujahr andauern wird. „Die aktuelle Situation zu den Exportrestriktionen findet naturgemäß ein unterschiedliches Echo. Der Fachverband Kunststoffrecycling des bvse begrüßt diese Situation der strengen Exportkontrolle aber ausdrücklich“, betonte Snell.

Wegen der weiterhin andauernden chinesischen Exportrestriktionen könnte man eigentlich in Europa einen Angebotsüberschuss an Kunststoffabfällen erwarten. Dennoch kommt die für China gedachte Exportware, die wegen der Restriktionen nicht nach China eingeführt werden darf, nur sehr verhalten auf den europäischen Märkten an. „Wir sind diesbezüglich gespannt, ob der weiteren Entwicklungen“, sagte Snell.

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