Marktanalysen

Deutsche Entsorgungstechnik ist im Ausland gefragt. Doch für manche Länder fehlt der nötige Marktüberblick. Für sechs Länder hat das BMUB deshalb Länderprofile erstellen lassen – mit Angaben zu den Technologien, die dort besonders gefragt sind.

Länderprofile für sechs Absatzmärkte


Die Exportchancen für deutsche Entsorgungstechnik und deutsches Know-how sind weltweit gut. Doch nicht immer sind die ausländischen Absatzmärkte transparent – besonders für kleine und mittelständische Unternehmen ist das eine Herausforderung. Im Rahmen der Exportinitiative Umwelttechnologien des Bundesumweltministeriums haben deshalb die exportorientierten Netzwerke German Water Partnership (GWP) und German RETech Partnership (RETech) sechs Länderprofile erstellt, die den deutschen Unternehmen helfen sollen, ihre Chancen zu erkennen und zu nutzen.

Erstellt wurden die 70 bis 100 Seiten starken Marktanalysen über die Vereinigten Arabischen Emirate, die Ukraine, Kuba, Jordanien, Saudi-Arabien und Serbien. Ehrgeizige Ziele für den Ausbau der Abfallwirtschaft verfolgen demnach vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate. Mit 652 Kilogramm Siedlungsabfälle pro Einwohner und Jahr hat die Föderation eines der weltweit höchsten Aufkommen. Derzeit werden dort noch 75 Prozent der Abfälle deponiert – angestrebt wird jedoch eine Quote von Null Prozent.

Dafür besteht laut Länderprofil ein erheblicher Bedarf an Abfallsammel- und Sortiertechnik, Deponietechnik sowie Verwertungstechnologien. „Deutsche Unternehmen sind bereits in eine Reihe von Projekten involviert, haben in den VAE einen hervorragenden Ruf und sind in dem Land sehr willkommen“, so die Autoren der Studie.

In der Ukraine sind derzeit vor allem Planungs- und Ingenieurdienstleistungen gefragt. Grundsätzlich aber gebe es gute Geschäftschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Siedlungsabfälle, heißt es in dem entsprechenden Länderbericht.

„Die Fuhrparks und Behältersysteme der meisten Entsorger sind veraltet. Auch der Tatbestand, dass nur ca. 70 Prozent der Bevölkerung an die öffentliche Entsorgung angeschlossen sind, verdeutlicht das Potenzial für Lieferanten von Sammelsystemen.“ Die Autoren geben jedoch zu bedenken, dass in der Ukraine angekündigte Reformen – auch die in der Kreislauf- und Wasserwirtschaft – oft schleppend verlaufen.

Schwierige Bedingungen in Kuba

Schwierig ist – aufgrund der politischen Lage – der Einstieg für ausländische Firmen auch in Kuba. Die Autoren des Länderprofils glauben aber, dass sich 2018 aufgrund des Endes der politischen Karriere von Raúl Castro Ruz ein Generationenwechsel vollziehen könnte, der auch den Markteintritt leichter mache. Grundsätzlich biete auch Kuba gute Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Großer Bedarf bestehe beispielsweise an Software zur Datenspeicherung, -aufbereitung und -bereitstellung.

Eine „investorenfreundliche Atmosphäre“ biete hingegen Jordanien, so der entsprechende Länderbericht. Besonders gefragt: Hilfe bei der Sanierung und Weiterentwicklung von öffentlichen Deponien sowie in der Umwandlung von gewonnenem Gas in Energie. Außerdem hätten auch Sortier- und Aufbereitungstechnik sowie Sammelsysteme große Chancen.

Schwer einschätzbar sind hingegen die Geschäftschancen in Saudi-Arabien. Wie der Länderbericht zeigt, herrschen in dem Königreich große Unterschiede bei der Qualität der Sammlung, des Transports und der Behandlung von Siedlungsabfällen; die Abfallverwertung übernimmt bisher meist der informelle Sektor. Gute Chancen hätten Beratungsunternehmen und Ingenieurbüros im Bereich der Organisation und Finanzierung der Abfallwirtschaft. Schwer sei es jedoch für Entsorger und Verwerter, da die benötigten Genehmigungen derzeit nur lokale Unternehmen bekommen.

Der EU-Beitrittskandidat Serbien hat vor allem Bedarf an Planungs- und Ingenieurleistungen sowie bei Anlagen. Ein Vorteil bei der Zusammenarbeit ist das Freihandelsabkommen mit der EU, betonen die Autoren im Länderbericht. Die in Serbien derzeit durchgeführte Regionalisierung der Kreislaufwirtschaft führe zu einem Ausrüstungsbedarf von Sammelbehältern über Fahrzeuge (geplant mit rund 235 Millionen Euro) bis hin zu Deponien, Wertstoff-Umlade-Stationen und Abfallwirtschaftszentren/Sortierzentren.

© 320°/ek | 20.06.2017

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