Ersatzbrennstoffe für Zementproduktion

Der Zementkonzern LafargeHolcim will deutlich mehr alternative Brennstoffe einsetzen. Unter der Marke Geocycle soll die Akquise von Abfallstoffen weltweit verstärkt werden. Das Ziel bis 2030 sind insgesamt 1 Milliarde Tonnen Ersatzbrennstoffe.

LafargeHolcim baut Abfallgeschäft aus


Der Baustoffhersteller LafargeHolcim will wesentlich mehr alternative Brennstoffe und Rohmaterialien nutzen als bisher. Bis 2020 soll der Anteil an alternativer thermischer Energie für die Produktion von Baustoffen auf 20 Prozent gesteigert werden. In den Jahren von 2013 bis 2030 will das Unternehmen insgesamt bis zu einer Milliarde Sekundärmaterialien für die Produktion von Baustoffen und Erzeugung von Energie einsetzen, erklärt der Konzern gegenüber 320°.

Dazu will LafargeHolcim sein Abfallgeschäft als separates Geschäftsfeld unter der weltweiten Marke Geocycle weiter ausbauen. Geocycle war bereits vor der Fusion mit Lafarge die Abfallmanagement-Sparte von Holcim. Geocycle bietet Verwertungs- und Beratungsdienstleistungen für organische und anorganische Abfälle und Reststoffe aus verschiedensten Industriezweigen sowie aus kommunalen Betrieben an. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen über 14 Millionen Tonnen Abfälle behandelt. Weltweit betreibt das Geocycle-Netzwerk 85 Aufbereitungsanlagen für Abfallstoffe in 61 Ländern.

„Zurzeit verfolgt Geocycle weltweit über 50 Investitionsprojekte zur Aufbereitung von Industrieabfällen, Hausmüll und anderen Abfallstoffen und deren Verwendung als alternative Brennstoffe“, berichtet Eike Christian Meuter, Pressesprecher bei LafargeHolcim. „Zehn davon sind Anlagen spezifisch zur Aufbereitung von Industrieabfällen.“

Ein Viertel der Primärmaterialien soll substituiert werden

Ein großer Teil der alternativen Brennstoffe sind nicht vermeidbare oder recyclebare Abfälle aus verschiedenen Industrien: „Die Abfallstoffe stammen aus der Autoindustrie, der Chemie- und Pharmaindustrie, der Öl- und Gasindustrie, Konsumgüter, Papierindustrie und noch weitere“, zählt Meuter auf. „Ein weiterer, schnell wachsender Teil kommt aus Hausmüll von Städten und Gemeinden. Zudem verwerten wir auch Abfall- und Reststoffe aus dem landwirtschaftlichen Sektor.“ Diese Abfälle kommen laut Meuter mehrheitlich direkt vom Abfallerzeuger, der Rest von Entsorgungsbetrieben und weiteren Mittlern, die zwischen dem Abfallerzeuger und Geocycle stehen können, wie etwa Unternehmen oder Personen, die Müll sammeln oder damit handeln.

Zement-Produktionsstruktur-nach-region-weltweit-2014Die alternativen Brennstoffe und Rohmaterialien kommen in 188 Zementwerken in der LafargeHolcim-Gruppe zum Einsatz. Insgesamt betreibt die Gruppe 2.500 Werke – neben den Zementwerken sind das über 1.600 Transportbetonwerke, über 600 für Zuschlagstoffe und 70 Mahlwerke. „Für die Zeit vor der Fusion von Lafarge und Holcim liegen uns an der einen oder anderen Stelle lediglich die Zahlen der Vorgängerkonzerne als Einzelunternehmen vor“, erklärt Meuter die Datenlage. So hat Holcim in den Jahren 2013 und 2014 für die Produktion von Zement, Zuschlagstoffen und Beton über 75 Millionen Tonnen Sekundärmaterialien als alternative Brennstoffe und Rohmaterialien verwendet.

Allein im vergangenen Jahr konnte Holcim mit dem Einsatz von Ersatzbrennstoffen 14 Prozent seines thermischen Energiebedarfs bei der Klinkerproduktion decken. Aus 198,5 Millionen Tonnen natürlichen Rohstoffen und 33,5 Millionen Tonnen Sekundärrohstoffen hat Holcim 2014 insgesamt 166,2 Millionen Tonnen Zement hergestellt. Diese Ratio zwischen Primär- und Sekundärmaterialien soll sich in den kommenden Jahren ändern, beschloss das Unternehmen bereits vor der Fusion mit Lafarge. Künftig sollten rund 25 Prozent der Primärmaterialien durch Sekundärmaterialien substituiert werden.

„Durch die Verwendung von aufbereiteten Abfallstoffen wollen wir die Menge an natürlichen mineralischen Rohstoffen reduzieren“, hieß es im Nachhaltigkeitsbericht. Die „Wunsch-Sekundärrohstoffe“ für die Herstellung von Zement sind demnach reich an Calcium, Silizium, Aluminium oder Eisen, die in ihrer Zusammensetzung den traditionellen Inputmaterialien ähneln. Konkret sind das Flugaschen aus Kohlekraftwerken, Hochofenschlacke, Gießereisande oder auch Abfallprodukte aus Stahlwerken.

Alternative Brennstoffe sollen 50 Prozent am Energiemix ausmachen

In gleiche Richtung zielte in der Vergangenheit auch Lafarge. Der französische Baustoffhersteller konnte 2014 bei der Zementproduktion über ein Fünftel seines Energieverbrauchs mit alternativen Brennstoffen decken. In 16 Ländern sei eine Substitutionsrate von 30 Prozent oder mehr erreicht worden. Bis 2020 werde die Quote bei 50 Prozent liegen, erwartete das Unternehmen in seinem letztjährigen Nachhaltigkeitsbericht.

Darüber hinaus will Lafarge die Verwendung von rezyklierten Zuschlagstoffen ausbauen. 2013 hat das Unternehmen dazu ein eigenes Programm gestartet. In Zukunft sollen auch mehr rezyklierte Zuschlagstoffe verkauft werden. 2014 hat Lafarge 9 Millionen Tonnen rezyklierte Aggregate abgesetzt, ab 2020 sollen es 15 Millionen Tonnen pro Jahr sein.

Einen ersten Schritt beim Ausbau seines weltweiten Abfallgeschäfts machen die beiden Konzern nach der Fusion nun gemeinsam. Im September soll eine neue Shredder-Linie in Betrieb genommen werden. „Die bereits bestehende Kapazität der Anlage am Standort in Vietnam liegt bei 20.000 bis 30.000 Tonnen pro Jahr. Die neue Linie bringt eine zusätzliche Kapazität von 40.000 Tonnen pro Jahr“, erklärt Meuter.

In der Anlage werden Abfälle aus vietnamesischen Textilfabriken sowie aus anderen lokalen Industrien wie beispielsweise der Konsumgüter- und Automobilindustrie aufbereitet. Das geshredderte Material komme ausschließlich im Hon-Chong-Zementwerk von Holcim Vietnam zum Einsatz. Betrieben werden die Shredder-Linien von Geocycle.

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