Markt in Deutschland

Das Überangebot an Altholz treibt nicht nur die Entsorgungspreise in die Höhe. Inzwischen werden mancherorts schon keine Mengen mehr angenommen. Eine Entspannung ist nicht im Sicht, im Gegenteil: Die EEG-Novelle dürfte die Marktlage noch verschärfen.

Lage am Altholzmarkt spitzt sich zu


Die Lage am Altholzmarkt in Deutschland spitzt sich zu. Schon seit einem Jahr ist ein Überangebot an Altholz zu beobachten, doch eine Entspannung der Marktlage ist nicht in Sicht. Inzwischen habe sich ein Mengenrückstau gebildet, der ausgehend von den stofflichen und thermischen Endverwertern hin zu den Aufbereitern, den Sammlern und letztlich den Gewerbetreibenden und den kommunalen Wertstoffhöfen reicht, berichtet der Bundesverband der Altholzaufbereiter und -verwerter (BAV).

Wie der Verband erklärt, zeigt sich die verzögerte Entsorgung in Form von vollen Altholzlagern, die nicht zur weiteren Verwertung abgefahren werden könnten. „Dieser Altholz-Rückstau führt dazu, dass mittlerweile Altholzmengen aus dem Gewerbebereich mancherorts nicht mehr von den Aufbereitern angenommen werden.“ Einzelne Aufbereiter würden bereits an ihre behördlich genehmigten Lagergrenzen stoßen und könnten zumindest zeitweilig kein Altholz mehr annehmen. „Die Altholzpreise in Deutschland sind als Resultat dieser Entwicklung in den vergangenen Monaten in einem bis dato nicht gekannten Ausmaß gestiegen“, konstatiert der BAV.

Europaweiter Altholzüberhang

Die Gründe für das Überangebot sind laut BAV vielfältig. Zum einen sei die gute Konjunktur in Deutschland verantwortlich. „Der wachsende Konsum und die verstärkten bauwirtschaftlichen Aktivitäten führen zu höheren Altholzmengen“, so der Verband. Auch die zunehmende Sortierung von Abfallgemischen trage zu einem steigenden Aufkommen bei. Verstärkt werde dieser Trend durch die regional extrem hohen Kontingente an Altholz aus der kommunalen Sperrmüllabfuhr, vereinzelt aber auch durch das Altholz aus Hochwasserschäden.

Darüber hinaus haben drei aufeinander folgende milde Winter das Angebot an Altholz deutlich erhöht. Gleichzeitig sei es bei einigen thermischen Verwertern, die jährlich zwischen 6 und 6,5 Millionen Tonnen abnehmen, zu längeren Ausfallzeiten gekommen, berichtet der BAV. Ferner seien Revisionen und Reparaturen bei einigen thermischen Verwertungsanlagen aufgrund des hohen Kostendrucks und unsicherer Zukunftsoptionen auf das Notwendige beschränkt worden. Altholzimporte aus der EU wie etwa aus Großbritannien oder Holland tun ihr Übriges. Tendenziell, so der BAV, sei der Altholzüberhang derzeit europaweit zu beobachten.

„Das etablierte System ist gefährdet“

Die Folge ist, dass Aufbereiter derzeit mit der atypischen Marktsituation konfrontiert werden, dass die Winterlager aufgrund der sinkenden Nachfrage der thermischen Endverwerter nicht abgebaut werden konnten. Normalerweise erfolgt die Leerung dieser Lager bis März/April. Der BAV warnt daher, dass behördenseitige Vorgaben an die zugelassenen Lagerkapazitäten in den kommenden Wochen und Monaten vielerorts zu einem Abnahmestopp der Aufbereiter führen könnten. Viele Altholzhöfe hätten ihr Limit erreicht. „Die geregelte Entsorgung von Altholz stößt deutschlandweit an ihre Grenzen“, so der Verband.

Die derzeit kritische Lage könnte sich noch weiter zuspitzen, falls nachfrageseitig weitere Kapazitäten vom Markt gehen. „Die derzeit zu beobachtende Marktentwicklung gibt somit einen Ausblick auf die ‚Post-EEG-Zeit‘ und zeigt, wie wichtig der Erhalt der bestehenden (energetischen) Entsorgungskapazitäten ist“, betont der BAV. Der Verband hatte im Vorfeld der jüngsten EEG-Novellierung in diesem Jahr für ein so genanntes Marktintegrationsmodell für Altholzanlagen geworben. Hierdurch sollten Altholzlagen geordnet aus der EEG-Förderung geführt werden. Der Vorschlag fand in der aktuellen Novellierung jedoch keine Berücksichtigung.

Nach Einschätzung des BAV wandelt sich der bisherige Brennstoffbeschaffungsmarkt in einen Entsorgungsmarkt mit entsprechender Kostenstruktur. „Künftig wird eine sichere und qualitativ hochwertige Altholz-Entsorgung vom Erzeuger vergütet werden müssen“, stellt der Verband klar. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass gewerbliche Mengen aufgrund des Mengenrückstaus nicht in kommunale Verwertungskanäle umgeleitet werden. Zwar besitzen öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger eine Abnahmegarantie für die kommunalen Altholzmengen, doch in einigen Fällen sei diese schon deutlich überschritten, warnt der BAV. Die Folge steigender kommunaler Mengen wären weitere wirtschaftliche Nachteile für die Altholzverwerter.

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