Internationaler Markt

Das erste Quartal verlief für den Altpapiermarkt gut. Die Nachfrage zog in vielen Teilen der Welt an, auch die Preise zeigen nach oben. Sorge bereiten den Händlern die immer noch steigenden Frachtraten.

Lebhafte Altpapiernachfrage weltweit


Deutsche Altpapierhändler haben wie viele andere Händler auch kaum Grund zur Klage. Wie Reinhold Schmidt von Recycling Karla Schmidt im aktuellen Quartalsbericht des Weltrecyclingverbands BIR berichtet, ist es den Papierfabriken seit Jahresbeginn nicht gelungen, nennenswerte Preissenkungen durchzudrücken. Da gleichzeitig wieder mehr Container verfügbar waren, florieren auch die Altpapierexporte.

In anderen Teilen Europas war die Altpapiernachfrage seit Jahresbeginn ähnlich gut. So berichten die BIR-Experten aus Frankreich, Spanien, Italien, Skandinavien und der Tschechischen Republik überwiegend von soliden bis steigenden Preisen.

Auch in Großbritannien sind laut Simon Ellin von The Recycling Association seit Jahresbeginn sowohl Nachfrage als auch Preise gestiegen – hier vor allem bei den braunen Sorten. Für Ellin ist das ungewöhnlich, da gleichzeitig die Frachtraten massiv angestiegen sind. So kostet mittlerweile ein Container von UK nach China rund 2.000 US-Dollar und damit 400 Prozent mehr wie noch vor vier Monaten.

Chinas Händler ziehen sich zurück

Die hohen Frachtkosten führen die Experten unter anderem auf die starke Nachfrage aus China zurück. Doch zum Ende des ersten Quartals ist die Nachfrage merklich zurückgegangen. Ob der Rückzug der chinesischen Händler auf die hohen Frachtraten zurückzuführen ist oder der Rückgang an den verstärkten Hafeninspektionen und den gefüllten Lagern liegt, ist laut Ellin derzeit noch nicht klar.

Die türkischen Papierhersteller hingegen haben seit Jahresbeginn von einem anderen Umstand in China profitiert, beschreibt Ekrem Demircioglu. Da dort nach Inspektionen mehrere chinesische Papierfabriken geschlossen wurden, stieg die Nachfrage nach Papier aus der Türkei – die Fabriken waren fast vollständig ausgelastet. Entsprechend wurde das Altpapier knapp und trotz Preiserhöhungen von bis zu 40 Prozent konnte lokal nicht genug beschafft werden – entsprechend stieg der Import.

Unterdessen gab es in der Türkei auch bei den Herstellern selbst Veränderungen: Der türkische Papierhersteller Camis Eskisehir gehört mittlerweile dem österreichischen Hersteller Hamburger. Die Österreicher prüfen offenbar auch, Kutahya Paper zu übernehmen. Außerdem hat der Produzent Mopak Dalaman die Kapazitäten auf 300.000 Tonnen jährlich verdoppelt. Die neuen Linien sollen im Juli in Betrieb gehen.

Darüber hinaus plant auch die Kipas Holding weitere Investitionen und neue Maschinen. Und am Standort des ehemaligen Herstellers Olmuksa wird künftig nur noch Wellpappe hergestellt. Erst vor kurzem wurde Olmuska von International Paper aufgekauft.

© 320°/ek | 26.04.2017

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