Einführung der Biotonne

Mit Verspätung will auch die Stadt Leverkusen die Biotonne einführen. Ab 1. Januar 2016 soll sie dort vor den Türen stehen – allerdings auf freiwilliger Basis. Das sei rechtlich zulässig, argumentiert die Stadtverwaltung.

Leverkusen plant freiwillige Biotonne


Leverkusen muss aufholen. Derzeit werden in der Stadt lediglich Garten- und Parkabfälle getrennt erfasst – und das in einem Bringsystem. Rund 87 Kilogramm pro Einwohner und Jahr kommen so zusammen. Trotz des recht guten Ergebnisses muss die Stadt handeln, denn das Kreislaufwirtschaftsgesetz verlangt, dass seit Anfang dieses Jahres alle Bioabfälle getrennt erfasst werden müssen.

Nun hat die Stadtverwaltung eine Beschlussvorlage zur Einführung der Biotonne erarbeitet, über die der Stadtrat im März entscheiden soll. Die Vorlage sieht vor, die „Bioabfälle ab 01. Januar 2016 auf freiwilliger Basis im Holsystem mittels zusätzlichen Abfallbehälters getrennt zu sammeln.“ Dass die Stadt mit der Einführung zu spät kommt, wird mit dem Aufwand zur Umstellung des Gebührenmodells begründet. Die Verantwortlichen rechnen mit zusätzlichen Kosten von rund 2 Millionen Euro jährlich, wenn die Tonne flächendeckend eingeführt wird.

Die zusätzlichen Ausgaben will die Stadt mit einem neuen Gebührenmodell refinanzieren. Dabei soll sich die Gebühr für die Bewohner aus einer fixen Grundgebühr und variablen Kosten – je nach Abfallanfall – zusammensetzen. Für die Konkretisierung des Modells führt die Verwaltung derzeit Umfragen und Datenerhebungen durch. Die kombinierten Kosten sollen auch die Bürger dazu motivieren, sich für die Biotonne zu entscheiden und die Restmüllkosten zu minimieren.

Prinzip der Freiwilligkeit

Menge des in Behandlungsanlagen eingesetzten Biomülls in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2012 (in 1.000 Tonnen) Ob die Grundstücksbesitzer dann ab Anfang kommenden Jahres eine Biotonne vor der Türe haben werden, sollen sie selbst entscheiden. Das System der Freiwilligkeit ist nach Meinung der Verwaltung rechtlich zulässig. Einen Anschlusszwang gebe es im Hinblick auf die Siedlungsdichte und Bebauungsstruktur nicht. Außerdem würden bei den Abgabestellen für Grün- und Parkabfällen auch Container für Bioabfälle aufgebaut. Damit ist laut Vorlage der Pflicht zur Getrenntsammlung genüge getan.

Bei jedem, der sich für die Tonne entscheidet, wird laut Beschlussvorlage die Größe des Restmüllbehälters angepasst. Um das Aufstellen und die Entsorgung wird sich der kommunale Entsorger AVEA, ein Zusammenschluss des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands und der Stadt Leverkusen, kümmern.

Die Verantwortlichen rechnen damit, dass sich rund 20 Prozent der Haushalte für die Tonne entscheiden werden – darunter vor allem Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern. Mengenmäßig werden das rund 4.000 Tonnen zusätzliche Bioabfälle für die AVEA bedeuten. Wie sich die Biotonne auf die Grün- und Parkabfälle auswirkt, können die Verantwortlichen noch nicht beziffern. Die Tonnen mit einem Volumen zwischen 120 und 240 Litern soll im Sommer wöchentlich und im Winter alle 14 Tage geleert werden.

Für die Verwertung sieht die Beschlussvorlage vor, dass die Grün- und Parkabfälle weiterhin der Kompostierung beziehungsweise Biomasseaufbereitung zugeführt werden. Die Abfälle aus der Biotonne sollen in Vergärungs- und Kompostierungsanlagen verarbeitet werden.

© 320°/ek | 23.02.2015

Mehr zum Thema
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
Biodiesel aus Abfallstoffen: Bundesrat macht Weg frei
Circular Economy: München hat die meisten Start-ups
Novocarbo sichert sich 25 Millionen Euro
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen
Reederei will von LNG auf E-Methan umsteigen
Wertstofftonne: Karlsruher hadern mit privatem Entsorger