Ausblick auf 2018

Das kommende Jahr verspricht für Maschinenbauer in Deutschland ähnlich gut zu werden wie 2017. Allerdings gibt es auch Unwägbarkeiten. Die Entwicklung der Exporte nach China etwa oder Engpässe bei der Besetzung neuer Stellen.

Maschinenbauer erwarten starkes Jahr


Nach einem erfolgreichen Jahr gehen die Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland mit Zuversicht in die kommenden Monate. Das zu Ende gehende Jahr könne „mit Fug und Recht als Aufschwungsjahr bezeichnet werden“, sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt. 2017 wird die Maschinenbauindustrie erstmals im Umsatz die Marke von 220 Milliarden Euro übertreffen – angepeilt werden 224 Milliarden Euro.

„Für 2018 erwarten wir eine gleichbleibende Dynamik, also erneut ein Produktionswachstum von 3 Prozent“ ergänzte Welcker. „Das würde immerhin einen weiteren Umsatzanstieg auf mehr als 230 Milliarden Euro bedeuten.“

Allerdings muss die Industrie auch im kommenden Jahr mit vielen Unwägbarkeiten im In- und Ausland leben, die ein höheres Wachstumstempo verhindern könnten. In Deutschland gebe es zwar berechtigte Hoffnung darauf, dass sich der seit langem aufgebaute Investitionsstau nach und nach auflöst. „Viele der älteren Maschinen und Anlagen im Markt dürften die fortschreitende Digitalisierung nicht hinreichend meistern. Das macht uns Mut, dass auch die Inlandsorders endlich wieder Fahrt aufnehmen“, erläuterte Welcker.

Exportplus von 6,2 Prozent in den ersten neun Monaten 2017

Erfolgsgarant für den Maschinenbau aus Deutschland war auch in diesem Jahr der Export. In den ersten neun Monaten betrug die Zuwachsrate real 6,2 Prozent. Drei von vier Maschinen waren für den Export bestimmt, wobei die EU die mit Abstand größte Absatzregion blieb. 46,5 Prozent aller Ausfuhren gingen in die 27 Partnerländer der Europäischen Union.

An der Spitze der größten Einzelexportmärkte behaupteten sich in dieser Periode die USA, das wesentlich stärkere Wachstum wies jedoch China auf. „China ist auf gutem Weg, sich den Spitzenplatz in unserer Exportrangliste wieder zurückzuerobern“, sagte Welcker. „Einen Zuwachs der Ausfuhren um 24 Prozent in den ersten neun Monaten hätten wir Anfang des Jahres nicht für möglich gehalten. Ganz offensichtlich haben die Anstrengungen der chinesischen Regierung, das Land rund um den 19. Parteitag der Kommunistischen Partei in bester Blüte zu präsentieren, hier eine wichtige Rolle gespielt.“ Allerdings werde sich das Wachstum der Exporte nach China 2018 schon wegen des bereits erreichten Niveaus etwas verlangsamen, fügte er hinzu.


Infografik: Wo der deutsche Maschinenbau am stärksten ist | Statista


Mit Sorgen beobachten die Maschinenbauer die Entwicklungen rund um den Brexit. In den ersten neun Monaten 2017 sanken die Ausfuhren ins Vereinigte Königreich, dem viertgrößten Einzelexportmarkt, um 4,5 Prozent zum Vorjahr. Es sei höchste Zeit, die Verhandlungen über das künftige Verhältnis der EU zu Großbritannien voranzubringen, um einen harten Brexit im März 2019 zu verhindern, forderte Welcker.

„Wir erwarten, dass mit Beginn der zweiten Phase der Verhandlungen die Handels- und Wirtschaftsthemen rasch geklärt werden. Wir brauchen Maßnahmen, die ein Auseinanderdriften der Marktbedingungen nach dem Austritt verhindern. Dafür wäre eine Zollunion der geeignetste Weg.“

Sollten die Briten die Zollunion verlassen, drohen den deutschen Maschinenbauern nach Berechnungen des VDMA Zusatzkosten im Export von mehr als 180 Millionen Euro im Jahr. Hinzu kämen Zusatzkosten im Import von Maschinen aus Großbritannien von 44 Millionen Euro im Jahr plus weitere Aufwendungen für den Import von Komponenten.

24.000 neue Stellen

Mit knapp 1,35 Millionen Erwerbstätigen ist der Maschinen- und Anlagenbau der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres wurden im Maschinenbau (ohne Reparatur und Installation von Maschinen) 24.000 neu zu besetzende Stellen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet – fast 37 Prozent mehr als im Vorjahr. „Die anhaltend hohe Nachfrage nach technischen Fachkräften, IT-Spezialisten oder Ingenieuren führt für unsere Unternehmen immer häufiger zu Engpässen in der Rekrutierung“ so der VDMA-Präsident.

Verschärfend komme hinzu, dass der Maschinenbau überdurchschnittlich viele Mitarbeiter durch die Rente mit 63 früher verliert, als den Betrieben lieb sein kann. Hier sei die neue Bundesregierung gefordert, die Weichen wieder umzustellen und es den Fachkräften vielmehr zu ermöglichen, länger in den Unternehmen zu verbleiben.

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