Abfallbehandlung

Experten schätzen, dass in den kommenden Jahren in Europa rund 120 neue MBA-Anlagen errichtet werden. In Ländern wie Deutschland zeigt der Trend jedoch in die andere Richtung: Dort seien einige Anlagen in ihrer Existenz gefährdet, heißt es in einer neuen Studie.

MBA-Markt wächst – aber nur in bestimmten Ländern


Bis 2025 werden in Europa zusätzlich geschätzt rund 120 Anlagen zur Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlung (MBA) errichtet. Damit verbunden ist eine zusätzliche Kapazität von geschätzt knapp 10 Millionen Jahrestonnen. Während sich der Zubau damit im Vergleich zur Vergangenheit verlangsamt, wächst das Modernisierungsgeschäft – auch wegen neuer Anforderungen für Ersatzbrennstoffe und Getrenntsammlung. Diese und andere Ergebnisse sind Bestandteil der neuen ecoprog-Studie zum MBA-Markt in Europa.

Laut Studie bleibt der MBA-Markt weiterhin stark. In den vergangenen fünf Jahren seien in Europa durchschnittlich rund 25 neue MBA-Anlagen pro Jahr errichtet worden. Im Durchschnitt sei so jährlich eine Kapazität von rund 2,2 Millionen Jahrestonnen neu in Betrieb gegangen. Insgesamt sind laut ecoprog in Europa rund 570 MBA-Anlagen in Betrieb. Diese verfügen über eine Behandlungskapazität von 55 Millionen Tonnen.

Schwerpunkt des Zubaus in den kommenden Jahren bilden vor allem die EU-Mitgliedstaaten in Mittel- und Osteuropa, in denen es häufig noch um die Errichtung einer Basisinfrastruktur für die Entsorgung des Restmülls geht. „Hier kann sich die MBA-Technologie häufig noch als Alternative zur thermischen Verwertung unbehandelter Abfälle positionieren“, sagt Janne Heumer, Projektleiterin der Untersuchung. „Gerade in ländlichen Gebieten ist die Vorbehandlung in MBA-Anlagen oft auch aus logistischen Gründen sinnvoll und außerdem politisch leichter umzusetzen.“

Modernisierung statt Neubau

Dennoch nimmt die Geschwindigkeit des Zubaus trotz des weiterhin starken Markgeschehens ab. Ein wesentlicher Grund hierfür ist laut ecoprog, dass der Aufbau einer Infrastruktur zur Restmüllbehandlung in vielen Ländern der EU inzwischen weitgehend abgeschlossen ist. In einigen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien werden zwar noch einige Projekte realisiert, zukünftige Maßnahmen zielen aber stärker auf ein höheres Recycling und eine stärkere organische Behandlung von Bioabfällen ab. Beides erfordert eine verbesserte Getrenntsammlung von Abfällen und mindert somit die Restmüllmengen.

„In einigen Ländern sehen wir sogar einen Rückgang an MBA-Anlagen“, so Heumer. Dieses gilt insbesondere für Deutschland, wo unter anderem die 2015 eingeführte Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen die Existenzgrundlage einiger Anlagen gefährdet.


MBA_Markt_Europa_ecoprog


Anstelle des Neubaugeschäftes tritt in vielen Ländern die Modernisierung bestehender Anlagen. Ein Grund hierfür sei die Produktion von Ersatzbrennstoffen, die zunehmend forciert wird, um die Deponiefraktion der MBA-Anlagen zu reduzieren, erklärt ecoprog. Frankreich habe hierfür bereits 2015 eine neue Gesetzgebung beschlossen und auch in anderen Ländern wie Spanien oder Polen gibt es entsprechende Diskussionen.

Verstärkt würden diese durch das geplante Kreislaufwirtschaftspaket der EU, und vor allem durch dessen Output-Kriterium. Dieses könnte dazu führen, dass die Deponiefraktion aus MBA-Anlagen als Beseitigung betrachtet wird. Gerade die Beseitigung soll reduziert werden.

MBA-Standorte werden getrennt

Allerdings bedeutet das Ende einer MBA-Anlage nicht das Ende der Aktivitäten vor Ort. Zum Teil werden die Aktivitäten an den MBA-Standorten lediglich getrennt, in eine mechanische Aufbereitung des Restmülls und eine biologische Behandlung der nunmehr getrennt gesammelten Bioabfälle. Auch diese Trennung führe zu neuen Investitionen, so ecoprog.

Die Studie „Der Markt für Mechanisch-Biologische Abfallbehandlung in Europa“ kann ab sofort bei ecoprog bestellt werden. Der Preis für ein Exemplar beträgt 3.400 Euro.

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