Verfahren zur Schlackeverwertung

Ein Magdeburger Unternehmen verarbeitet Schlacke direkt nach der Müllverbrennung in einem Nassprozess. Dadurch können über 80 Prozent des Materials verwertet werden - insbesondere die anfallende Mineralik. Gleichzeitig ist das Verfahren günstiger als konventionelle Methoden.

Mehr stoffliche Verwertung durch Wäsche


In Burg bei Magdeburg hat die Mitteldeutsche Schlacken Union (MDSU) in den vergangenen Jahren ein neues Verfahren entwickelt, um Schlacke aus der Müllverbrennung aufzubereiten. Im Gegensatz zu klassischen Verfahren setzt das Unternehmen auf einen Nassprozess. Laut Geschäftsführer André Hartl gelangen dadurch 80 bis 85 Prozent des Materials zurück in den Kreislauf.

Wie Hartl ausführt, ist das üblicherweise genau anders herum. Bei der trockenen Aufbereitung würden seiner Erfahrung nach 80 Prozent des Materials deponiert und 20 Prozent verwertet. „Konventionell wird Schlacke trocken verarbeitet. Dazu lagert das Material gut zwei Monate, wobei es teilweise versintert. Das heißt, es entstehen Klumpen, die so hart wie Beton sind und entsprechend bei der Aufbereitung gebrochen werden müssen“, so Hartl.

Der Schlüssel zu mehr Recycling sei die direkte Verarbeitung der Schlacke nach der Abholung. So wird bei der MDSU die angelieferte Rohschlacke nur kurz zwischengelagert, bevor der eigentliche Aufbereitungsprozess beginnt. Die enthaltenen Bestandteile sind also noch nicht miteinander verbacken. Ein weiterer Vorteil: Die Aufbereitung kann staubfrei erfolgen.

Die Aufbereitung selbst erfolgt in mehreren Schritten:

  • In einem ersten Schritt wird das Material von Textilien, Holz und anderen Störstoffen befreit.
  • Anschließend wird eine Eisen-/VA-Stahl-Fraktion via Magnetabscheider abgetrennt.
  • Danach wird die Schlacke einem Waschprozess unterzogen und mehrfach gesiebt.
  • Parallel werden weitere Fraktionen Eisenschrott und NE-Metalle abgetrennt.
  • Zudem werden Feinst- und Edelmetalle bis auf eine Korngröße von 60 Mikrometer aufgeschlossen.

Im Prozess gewonnene Eisenschrotte und NE-Metalle können laut Unternehmen direkt in Stahlwerken und Eisenhütten wiederverwertet werden. Neben den Metallen wird vor allem eine hochwertige Mineralik gewonnen, die sich für Recycling-Baustoffe eignet, beispielsweise in Trag- und Frostschutzschichten sowie als Körnung im Beton- und Asphaltbau. Hartl zufolge werde das Material bereits eingesetzt, aber natürlich müsse noch für mehr Akzeptanz geworben werden.

Dennoch ist der MDSU-Geschäftsführer überzeugt: „Das Verfahren wird sich durchsetzen, vor allem in Zeiten, da Deponieraum immer knapper und damit teurer wird. Zudem ist das Verfahren günstiger als konventionelle Methoden, weil wir die Mineralik vermarkten.“

Die Mitteldeutsche Schlacken Union (MDSU) wurde 2011 gegründet und gehört zum Verbund der Neumann Gruppe. Hauptsitz des Unternehmens ist Reesen (Ortsteil Burg), etwa 37 Kilometer nordöstlich von Magdeburg entfernt. Jährlich verwertet das Unternehmen dort 400.000 Tonnen Schlacke aus der Region. Das neue Verfahren ist für die Green Tec Awards 2018 in der Kategorie Ressourcen + Recycling nominiert worden. Die Awards werden im Mai auf der Messe IFAT vergeben.

 

© 320°/bs | 10.01.2018

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