Vorschläge der EU-Ratsgruppe

Seit Jahren klagen deutsche Unternehmen über Schäden durch Metalldiebstahl. Nicht nur große Infrastrukturbetreiber wie DB und Telekom sind betroffen, auch Schrottaufbereiter und Metallhändler sind im Visier der Diebe. Die EU reagiert nun - sie plant umfangreichreiche Gegenmaßnahmen.

Metalldiebstähle: EU plant Ausweispflicht für Verkäufer


Das Problem der Metalldiebstähle war schon immer virulent, so richtig akut ist es aber erst seit einigen Jahren. Seit vor gut sechs Jahren in China der Wirtschaftsboom ausgebrochen ist und damit auch die Metallpreise in die Höhe geschnellt sind, wittern Diebe ein großartiges Geschäft. Ihr Beutezug kennt kaum Grenzen. Sie klappern Schrottplätze und Metallhändler ab und selbst vor Baustellen, Brücken und und Bahnstrecken machen sie keinen Halt.

Für die betroffenen Unternehmen ist der wirtschaftliche Schaden immens. Im Juli 2012 wurde deshalb schon die „Sicherheitspartnerschaft gegen Metalldiebstahl“ (SIPAM) ausgerufen. Beteiligte Partner sind etwa die Deutsche Bahn, die Deutschen Telekom und RWE, aber auch der Verband Deutscher Metallhändler (VDM), der Stahlrecyclingverband BSDV und auch der Entsorgerverband bvse.

Obwohl sich die Lage inzwischen ein wenig entspannt hat, ist der Schaden nach wie vor groß. Um den Ankauf von gestohlenem Material zu vermeiden und die Aufklärungsquote von Metalldiebstählen zu erhöhen, hat die SIPAM im vergangenen Jahr ein zertifiziertes Verfahren auf den Weg gebracht. Damit werden exakte Regeln für den Ankaufvorgang/Dokumentation formuliert, die regelmäßig überprüft werden.

Darüber hinaus bekommen Mitarbeiter spezielle Schulungen, um Diebesgut zu erkennen, den bestohlenen Unternehmen zuzuordnen und die Polizei zu informieren. Die Zuordnung wird erleichtert durch sogenannte künstliche DNA – eine unsichtbare Substanz, die Unternehmen auf diebstahlsgefährdete Metallteile aufbringen. Mit einem speziellen Verfahren können Metallhandels- und Recyclingunternehmen die künstliche DNA sichtbar machen.

Neue Vorschläge der EU

Inzwischen ist das Thema Metalldiebstahl auch in europäischen Gremien angekommen. Eine Arbeitsgruppe des Rats der Europäischen Union hat noch im alten Jahr umfangreiche Maßnahmen gegen Metalldiebstahl vorgestellt. Die Vorschläge stützen sich laut BDSV auf ein Papier der europäischen Verbände der Stahl- und Metallrecycler, EFR und Eurometrec, in denen die BDSV selbst Mitglied ist.

Vorgesehen ist unter anderem eine Ausweispflicht für Metallverkäufe, auch Stahlschrott wird in dem Papier genannt. Zudem sollen alle Angaben aus den Ausweisen und insbesondere die Adresse des Verkäufers gespeichert werden. Wird das zum Verkauf vorgesehene Metall per Kraftfahrzeug angeliefert, muss auch dessen amtliches Kennzeichen registriert werden.

„Die BDSV wird die Details der vorgeschlagenen Maßnahmen sorgfältig prüfen“, sagt BDSV-Hauptgeschäftsführer Rainer Cosson. „Es ist unverkennbar, dass die Umsetzung vieler Vorschläge gravierende Auswirkungen auf die Geschäftsvorgänge in den Recyclingbetrieben haben wird. Auf den ersten Blick gehen aber viele Vorschläge durchaus in die richtige Richtung“. So habe man bereits in der Mitgliederversammlung 2016 einstimmig eine Ausweispflicht bei Schrottankäufen beschlossen, wenn auch im Kern aus Gründen höherer Steuersicherheit.

Wann die geplanten EU-Maßnahmen in Kraft treten könnten, ist noch ungewiss. Dafür bedarf es in den kommenden Wochen und Monaten wohl noch etlicher Abstimmungsprozesse. Auch in Deutschland besteht aus Cossons Sicht noch Handlungsbedarf. Für ihn ist unabdingbar, „dass die Bewertung der vom Rat der Europäischen Union vorgeschlagenen Maßnahmen durch alle Recyclingverbände in Deutschland möglichst einstimmig erfolgt.“

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