Internationaler Markt

Trotz politischer Unsicherheiten entwickelt sich der NE-Metallschrottmarkt in vielen Ländern gut. Aufgrund von Versorgungsausfällen könnte der Kupfermarkt erstmals seit Jahren ins Defizit rutschen. Der indische Markt erholt sich derweil und in China schauen Umweltinspektoren immer genauer hin. Ein Länderüberblick.

„Wir steuern in die richtige Richtung“


Die Unsicherheiten, die US-Präsident Donald Trump auf dem Weltmarkt auslöst, scheinen derzeit weder der US-Börse noch dem weltweiten Metallschrottmarkt etwas anhaben zu können. Beide entwickeln sich seit Jahresbeginn sehr gut, wie NE-Metallschrott-Experten des Weltrecyclingverbands BIR in der aktuellen Ausgabe des Metallmarktberichts schreiben.

So ist in den USA alleine im Februar der Dow Jones um 5 Prozent nach oben geklettert, berichtet Andy Wahl von der TVA Holding. Bei den NE-Metallen bleibt Premiumaluminium zunächst konstant, während die Preise für Zink und Kupfer steigen. Und trotz des Minus von 5 Prozent an der Londoner Metallbörse sind die Preise für Blei-Batterien derzeit auf einem Zweijahres-Hoch. „Wir steuern in die richtige Richtung“, resümiert Wahl. „Es herrscht Optimismus – das können wir auch durchaus gebrauchen.“

Selbst in Mexiko scheint sich die Industrie nach Trumps Drohungen wieder etwas zu entspannen. Laut Alejandro Jaramillo von Glorem SC wurden im Februar rund 11,1 Prozent mehr Leichtfahrzeuge hergestellt als noch im Vorjahreszeitraum – ein Rekordwert für den Februar. Da die US-Verkäufe stabil bleiben, boomt laut Jaramillo auch der Verkauf.

Entsprechend stabil bleibt in Mexiko auch die Aluminiumschrott-Nachfrage. Und die guten Preise, die gezahlt werden, verleiten die Schrotthändler dazu, ihre Ware auch für den Export anzubieten. Allerdings ist es laut Jaramillo schwierig, geeignete Geschäftspartner zu finden. Hinzu kommt der schwankende Peso, der Mitte März ein 30-Tages-Hoch erlebte.

Drei große Kupferhersteller fallen vorübergehend aus

Das derzeitige Hoch bei Kupfer erklärt Ibrahim Aboura von Aboura Metals in Jordanien neben der guten Nachfrage auch mit den Versorgungsausfällen aus drei der weltweit größten Kupferminen in Kanada, Indonesien und Chile. Während in Chile und Kanada der Rückgang auf Streiks der Arbeiter zurückzuführen ist, blockiert die Regierung von Indonesien mit der Reform der Bergbau-Politik große Exportmengen. Aboura rechnet in diesem Jahr erstmals seit sechs Jahren mit einem Kupferdefizit auf dem Weltmarkt und Preisen von über 7.000 US-Dollar pro Tonne

Nachdem in Indien wegen der Demonetarisierung der Handel praktisch zum Erliegen gekommen ist, wurden mittlerweile landesweit die Aktivitäten wieder aufgenommen, schreibt Dhawal Shah von Metco Marketing. Die meisten Händler hätten von Bargeld auf formelle Bankprozesse umgestellt. Der Rohstoffhunger ist wieder groß, die Einkäufer wenden sich auch an die USA, die EU ebenso wie nach China und andere Länder im Fernen Osten.

Umweltbehörde in China lässt 8.500 Betriebe umrüsten

In China selbst versucht die Umweltbehörde seit etwa einem Jahr, den Umweltschutzstandard in der Industrie anzuheben. So berichtet Ma Hongchang, dass es 2016 allein 33.000 Untersuchungen bei Betrieben gab, die von der Bevölkerung angezeigt wurden. 8.500 Unternehmen wurden angewiesen umzurüsten, knapp 1.480 mussten Strafen bis zu 66 Millionen US-Dollar bezahlen.

Im Fokus standen besonders Papierfabriken, aber auch Zementhersteller, Minen und Chemiefabriken. Beispielsweise wurden 80 Prozent der Schmelzbetriebe in der Region Chaozhou-Shantou vorübergehend oder ganz geschlossen. Allerdings haben die Schließungen der Fabriken auch zu Produktionsengpässen und letztlich zu Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent geführt.

Die wirtschaftlichen Aussichten in China sind unverändert gut, für 2017 wird weiterhin ein Wachstum von bis zu 6,6 Prozent erwartet. Die Einfuhren von Kupferkonzentrat stiegen im Januar an, bei Kupferschrotten jedoch berichtet Shen Dong von OmniSource Corporation von einem Rückgang von 22 Prozent gegenüber Januar 2016. Die Kürzungen in der Aluminiumherstellung haben zu besseren Preisen geführt und Chinas größtem Hersteller, der Aluminum Corporation of China, den höchsten Gewinn seit 2008 beschert.

Deutschland: Starke Nachfrage nach Aluminiumschrott

In Deutschland wird nach wie vor wenig Kupferschrott nachgefragt, da die Hersteller immer noch von den Mengen zehren, die sie im November gekauft haben, berichtet Murat Bayram von European Metal Recycling. Da aber die Verfügbarkeit sinkt, rechnet er für die kommenden Wochen wieder mit einem ausgeglichenen Markt.

Ganz anders entwickelt sich der Aluminiumschrottmarkt, der „von einem Hoch zum nächsten“ springt, so Bayram. Die Ingotpreise sind teilweise um mehrere hundert Euro pro Tonne gestiegen. Da die Automobilindustrie weiterhin große Mengen nachfragt, seien die Aussichten positiv.

Große Rabatte in Frankreich

Die Händler in den nördlichen EU-Staaten haben unterdessen mit Forderungen ihrer Abnehmer nach Preisnachlässen zu kämpfen. Auch in Frankreich werden Schrotte oft nur mit großem Rabatt verkauft, die Nachfrage ist dort derzeit eher gering.

Ehe schwach ist die Schrottnachfrage auch in den Benelux-Staaten. Ebenso still ist es in Italien, wie Leopoldo Clemente, LCD Trading S.R.L. berichtet. Vor allem bei Kupfer seien die Lager voll. Gut entwickelt sich hingegen Aluminium, der Preis von 1.956 US-Dollar pro Tonne sei so hoch wie seit Mai 2015 nicht mehr.

Für das laufende Jahr rechnen die Italiener mit einer positiven Entwicklung, wie eine Umfrage unter Unternehmern ergeben hat. Dazu kommt ein stärker werdender Inlandsmarkt und steigende Nachfrage nach italienischen Erzeugnissen aus dem Ausland.

Trotz Brexit-Sorgen kann der Metallmarkt in Großbritannien davon profitieren. Das schwache Pfund stützt vor allem die Auslandsgeschäfte, schreibt Nick Rose von Tandom Metallurgical. Allerdings ist die Freude nicht ungetrübt, da vor allem in den Fernen Osten die Verschiffung schwierig und teuer ist. So müssen die Container weit im Voraus gebucht werden und die Raten sind so hoch wie schon lange nicht mehr.

© 320°/ek | 14.03.2017

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