Geplante Kooperation

Schon seit mehreren Monaten schickt der Abfallwirtschaftsbetrieb Münster Sortierreste in eine niederländische MVA. Nun planen die Münsteraner, sich auch finanziell an der Anlage zu beteiligen. Sie wollen Anteile kaufen.

Münster will sich an niederländischer MVA beteiligen


Der Abfallwirtschaftsbetrieb Münster (AWM) will sich an dem niederländischen Entsorgungsunternehmen Twence in Hengelo beteiligen. „Wir sind mit dem kommunalen Entsorger diesbezüglich schon seit längerem im Gespräch“, bestätigt AWM-Chef Patrick Hasenkamp auf Anfrage.

Die Twence Holding wird derzeit von 15 niederländischen Gemeinden getragen und betreibt mehrere Anlagen, um Energie aus Abfall zu erzeugen, darunter eine kommunale Müllverbrennungsanlage. In dieser Anlage werden im Dauerbetrieb pro Jahr 600.000 Tonnen hochkalorischer Abfall aus den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien verarbeitet.

Für Hasenkamp sprechen mehrere Gründe dafür, sich bei Twence einzukaufen. Zum einen sei Hengelo mit rund 80 Kilometern deutlich näher als andere Müllverbrennungsanlagen im Ruhrgebiet, zum anderen sei das Unternehmen ebenfalls ein kommunaler Betrieb: „Unsere Abfallwirtschaftskonzepte sind sehr ähnlich, da macht es durchaus Sinn, Stoffströme gemeinsam zu managen.“

Außerdem habe sich laut Hasenkamp gezeigt, dass Twence ein idealer Abnehmer für die Sortierreste aus der Münsteraner Hausmüllaufbereitung sei: Bereits seit Jahresbeginn schickt der AWM nicht mehr stofflich verwertbare Abfälle dorthin. Im Rahmen einer Ausschreibung hatte Twence den Zuschlag für die energetische Verwertung von 30.000 bis 40.000 Tonnen jährlich erhalten.

Höhe der Beteiligung steht noch nicht fest

Wie hoch die Beteiligung genau aussehen soll und um welche Summen es dabei gehen soll, steht laut AWM-Chef noch nicht fest. Offenbar sind mehrere derzeitige Eigner bereit, Anteile abzugeben. Medienberichten zufolge geht es um 15 Prozent, bestätigen kann Hasenkamp das nicht. Auch welche Abfallmengen aus Münster in die Niederlande geschickt werden sollen, ist noch Gegenstand der Verhandlungen.

Bis Ende des Jahres will sich der AWM mit der Holding geeinigt haben. „Die Willensbildung auf beiden Seiten ist da“, sagt Hasenkamp. „Doch es müssen noch jede Menge juristische Feinarbeiten erledigt werden, unter anderem müssen Kommunalaufsicht und die Innenministerien auf beiden Seiten zustimmen.“

Keine Bedenken gegen die derzeitige Kooperation hat derweil die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen. In einer kleinen Anfrage hatte die FDP im März noch von unzulässigem Mülltourismus auf Kosten der Gebührenzahler gesprochen und bat um eine Einschätzung.

In ihrer Antwort vom 25. April hat die Landesregierung nun betont, dass die Vorgehensweise des AWM sich im Bereich des derzeit rechtlich möglichen Rahmen bewegt – auch weil es sich bei den Mengen um Sortierreste handelt und die wiederverwertbaren Materialen vorher abgetrennt wurden. Da eine Ausschreibung stattgefunden habe, könne außerdem davon ausgegangen werden, dass das Angebot das preisgünstigste war.

© 320°/ek | 03.05.2017

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