Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen

Eine Studie hat herausgefunden, dass die Metallausbeute aus MVA-Schlacke um mehrere tausend Tonnen höher liegen könnte. Dafür müsste die Asche restlos verwertet und die Aufbereitung verbessert werden.

MVA-Aschen: Höhere Metallausbeute ist möglich


In Bayern werden aus der Rohasche von Müllverbrennungsanlagen derzeit etwa 63.900 Tonnen Eisenmetalle und rund 7.800 Tonnen NE-Metalle gewonnen. Diese Mengen ließen sich nochmals um knapp 7 beziehungsweise 10 Prozent steigern, hat das Bayerische Landesamt für Umwelt in der Studie „Sekundärrohstoffe in MVA-Aschen“ herausgefunden. Für die Analyse wurden insgesamt Proben aus sechs Anlagen – vier MVA und zwei externen Ascheaufbereitern – genommen und dabei 53 Elemente untersucht. Die Analysen wurden chemisch durchgeführt.

Laut Statistik werden in den 13 bayerischen Müllverbrennungsanlagen jährlich rund 3 Millionen Tonnen Abfälle verbrannt. Pro Tonne Müll entstehen dabei rund 250 bis 350 Kilogramm Müllverbrennungsasche. Im Jahr 2013 waren das insgesamt rund 708.500 Tonnen. Dabei werden 99,3 Prozent der Asche bereits aufbereitet: Mehr als ein Drittel direkt an den Anlagen vor Ort, knapp 200.000 Tonnen durch externe Aufbereiter, und ein kleiner Rest wird deponiert.

Knapp 10 Prozent Steigerungspotenzial für NE-Metalle

Damit die derzeitige Ausbeute von rund 63.900 Tonnen Eisenmetallen und rund 7.800 Tonnen NE-Metallen gesteigert werden kann, schlagen die Autoren der Studie zwei Maßnahmen vor: Zum einen soll die restliche unbehandelte Rohasche verarbeitet werden, zum anderen müsse die Aufbereitung optimiert werden.

Für Eisenmetalle sehen die Wissenschaftler insgesamt ein Potenzial von 4.350 Tonnen. Dabei könnten 480 Tonnen aus der bisher unbehandelten Rohasche und 3.870 Tonnen durch die Verbesserung der Aufbereitungstechniken gewonnen werden. In Summe könnten damit zusätzliche 6,8 Prozent Eisenmetalle abgetrennt werden.

Bei den NE-Metallen liegt die mögliche prozentuale Mehrgewinnung noch höher: Hier sehen die Autoren ein Potenzial von weiteren 9,7 Prozent. Durch die Aufbereitung der unbehandelten Rohasche könnten weitere 60 Tonnen und bei effizienterer Trenntechnik nochmal 700 Tonnen gewonnen werden.

Bei chemisch gebundenen Metallen lohnt die Rückgewinnung nicht

Deutlich größer ist das Potenzial der Metalle, die in der MVA-Asche chemisch gebunden sind: Dieses liegt bei 69.600 Tonnen. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist es jedoch kaum realisierbar, die Elemente abzutrennen. Sie sind dispers verteilt und eingebunden. Eine Rückgewinnung wäre sehr aufwendig und teuer.

Wie genau die verbesserten Trenntechniken aussehen können, wird in der Studie weitgehend offengelassen. Die chemische Analytik hätten gezeigt, dass sich einige Elemente in der magnetischen beziehungsweise mineralischen Teilprobe anreichern. „Dadurch werden z.B. für Eisen in einigen Kornklassen der magnetischen Teilprobe die Konzentrationen wirtschaftlich abbaubarer Lagerstätten erreicht“, heißt es in der Studie. Durch einen entsprechenden Siebschnitt der aufbereiteten Asche könne eine bestimmte Fraktion, in der eine hohe Konzentration z.B. von Chlor vorliege, von der restlichen Asche getrennt werden.

Außerdem schlagen die Autoren vor, in den Aufbereitungsanlagen weitere Aggregate nachzuschalten oder Trennschritte mit beispielsweise anderen Siebschnitten erneut zu durchlaufen.

Bei der Trennung spielt letztendlich auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Die Kosten für die Aufbereitung der Asche liegen derzeit insgesamt bei etwa 17 bis 40 Euro pro Tonne Rohasche. Die Abtrennung ist laut Studie längst nicht für alle MVA-Betreiber von hoher Priorität. Vielmehr bemühen sich eher die externen Aufbereiter darum, die Verfahren zu verbessern und die Effizienz zu steigern. So würden beispielsweise zwei bayerische Unternehmen derzeit ihre Anlagen optimieren. „In beiden Fällen ist eine weitergehende Siebung des Materials in mehrere Kornfraktionen zur Erhöhung des Metallabtrenngrads geplant“, heißt es in der Studie.

© 320°/ek | 16.02.2016

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