Beschluss des Zweckverbands

Der Zweckverband Restmüllheizkraftwerk Böblingen (RBB) hat einiges vor: Bis 2019 soll die Müllverbrennungsanlage mit einer neuen Rauchgasreinigung ausgerüstet werden. Darüber hinaus wird die Erweiterung um eine Klärschlammverbrennungsanlage geprüft. Damit soll auch das Phosphorrecycling ermöglicht werden.

MVA Böblingen rüstet sich für die Zukunft


Mit einer wichtigen Weichenstellung hat der Zweckverband Restmüllheizkraftwerk Böblingen (RBB) in seiner letzten Sitzung am Freitag (15. Juli) die Marschroute für die Zukunft vorgegeben: Die Rauchgasreinigung wird vom bisher nass-chemischen auf ein trockenes Verfahren umgestellt. Gleich aus zwei Gründen macht diese Umstellung Sinn, glauben die Verantwortlichen.

„Zum einen ist die Anlage jetzt 17 Jahre alt und hat ihre Lebensdauer nahezu erreicht“, sagte der Verbandsvorsitzende, der Böblinger Landrat Roland Bernhard. „Zum anderen gibt es mit dem trockenen Verfahren nun eine aus technischer und wirtschaftlicher Sicht wesentlich bessere Lösung.“

Durch die Umstellung des Reinigungsverfahrens könne man die Instandhaltungs- und die Personalkosten zukünftig reduzieren, zudem könne damit auch den Energieverkauf deutlich gesteigert werden. Derzeit geht man beim Zweckverband davon aus, dass nach der Umstellung rund 6.800 Megawattstunden mehr Strom und rund 22.500 Megawattstunden mehr Fernwärme in die angeschlossenen Netze abgegeben werden können. „Das Verfahren ist erprobt und wird anderweitig schon vielfach erfolgreich eingesetzt“, betonte RBB-Geschäftsführer Wolf Eisenmann.

Investition von 9,7 Millionen Euro

Bislang arbeiten schon 21 Müllverbrennungsanlagen in Deutschland mit der trockenen Rauchgasreinigung. Ab dem Jahr 2019 wird dann auch das Böblinger Werk dazu zählen. Die Investitionskosten schätzt der Zweckverband auf rund 9,7 Millionen Euro. Um den Stillstand der Verbrennungsanlage möglichst gering halten zu können, wird ein Großteil der nötigen Umbauarbeiten während der jährlichen Revisionen in den Jahren 2018 und 2019 vorgenommen werden.

Geprüft wird darüber hinaus, ob und wie sich die Pläne verwirklichen lassen, das RBB-Gelände um eine Klärschlammverbrennung mit Phosphorrecycling zu erweitern. Die Machbarkeitsstudie, die die Universität Stuttgart derzeit erstellt, wird für den Spätsommer erwartet.

Parallel werde in einem ersten Schritt die nötige Raumstruktur geschaffen, teilt der Zweckverband mit. Westlich der bereits bestehenden Lagerhalle seien Parkplätze für 75 Müllfahrzeuge und 40 PKW gebaut worden, die man an den Abfallwirtschaftsbetrieb verpachten wird. Die so frei werdende Fläche der bisherigen Parkplatzanlage vor der Lagerhalle könnte damit für die Erweiterung der Fernwärmeinfrastruktur genutzt werden.

161.500 Tonnen Restmüll

Neben dem Vorausblick stand auch der Rückblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr auf der Tagesordnung der Verbandsversammlung. Wie Eisenmann ausführte, steht unter dem Strich fast überall ein Plus. Im Geschäftsjahr 2015 wurden rund 161 500 Tonnen Restmüll verbrannt, im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das nahezu eine Punktlandung.

Deutlich zulegen konnte der RBB bei der Abgabe der Fernwärme. Wie schon in den Jahren zuvor konnte die Menge erneut gesteigert werden, im Jahr 2015 wurde die Rekordmenge von rund 212 300 Megawattstunden Fernwärme eingespeist. Das bedeutet ein weiteres Plus um sieben Prozent.

„Wir haben damit einen absoluten Spitzenwert erzielt und genau die Vorgaben umgesetzt, die uns bei der letzten Verbandsversammlung als Hausaufgaben aufgegeben worden sind“, freut sich der Landrat Roland Bernhard über den Erfolg. Und dieser Erfolg gehe weiter: So betrug die Steigerung des Fernwärmeverkaufs im ersten Halbjahr acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie Eisenmann die Zwischenbilanz für 2016 zog.

Die Steigerung der Abgabenmenge wurde unter anderem durch den Einbau neuer Wärmetauscher erreicht. Zwar konnte der RBB auch bei der Strommenge die Abgabe steigern, den 35 170 Megawattstunden aus dem Jahr 2014 stehen 42 730 Megawattstunden im Jahr 2015 gegenüber, allerdings konnten aufgrund der niedrigen Strompreise die Erlöse nicht im gleichen Umfang gesteigert werden. Im Endergebnis konnte RBB im vergangenen Jahr sieben Millionen Euro an Energieerlösen einfahren.

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