Entwicklung des Müllverbrennungsmarktes

Die Frage nach MVA-Stilllegungen stellt sich längst nicht mehr. Der Verbrennungsmarkt hat sich komplett gedreht. Inzwischen lautet die Fragestellung vielmehr: Kommen neue Anlagen oder Verbrennungslinien hinzu?

MVA-Kapazitäten: Luft nach oben?


Die Antwort darauf vermochte auch Prognos-Experte Holger Alwast nicht geben. Es sei fraglich, ob in Zukunft die ein oder andere neue MVA oder Verbrennungslinie hinzukommen wird, sagte er bei der Mitgliederversammlung des MVA-Betreiberverbands ITAD vergangene Woche in Ingolstadt. Im Moment sei diese Frage nicht eindeutig zu beantworten.

Fest stehe zumindest, dass sich derzeit die Frage nach Anlagenstilllegungen nicht mehr stelle. Das schließe jedoch nicht aus, dass regional in Einzelfällen doch eine Stilllegung nötig sei. Die 66 MVA, die 2016 mit einer Gesamtkapazität von 19,7 Millionen Tonnen zur Verfügung standen, hätten ein Durchschnittsalter von 19,5 Jahren, erklärte Alwast. Die 35 EBS-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 5,4 Millionen Tonnen seien im Durchschnitt 8,5 Jahre alt.

Wie Alwast sagte, würden aktuell die Abfallverbrennungspreise steigen. Noch sei das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Der aktuellen Verbrennungskapazität von rund 25 Millionen Tonnen in MVA und EBS-Kraftwerken standen 2014 insgesamt 24 Millionen Tonnen Abfall gegenüber. Diese 24 Millionen teilten sich auf in

  • Restabfälle / Sonstige Kapitel 20: 13,3 Millionen Tonnen
  • Abfälle aus Industrie / Gewerbe (nicht gef.): 2,4 Millionen Tonnen
  • Klärschlamm: 0,3 Millionen Tonnen
  • Gefährliche Abfälle: 0,4 Millionen Tonnen
  • Sekundärabfälle Inland: 6,0 Millionen Tonnen
  • Importe: 1,6 Millionen Tonnen

Alwast geht davon aus, dass die geplante Energiewende die energetische Nutzung der Restabfälle für die Wärme- und Industriedampferzeugung noch stärken wird. Darüber hinaus wird die thermische Abfallbehandlung vor allem im europäischen Ausland an Bedeutung gewinnen, ist Professor Martin Faulstich überzeugt. In Europa würden noch immer zwischen 67 und 72 Millionen Tonnen Abfall deponiert, rechnete er beim Parlamentarischen Abend der ITAD Anfang Juni vor. Bei einer angenommen Zielvorgabe der EU, 65 Prozent zu verwerten, müssten somit zwischen 40 und 50 Millionen Tonnen thermisch verwertet werden.

Das entspreche umgerechnet rund 150 MVA mit einer Durchschnittskapazität von 300.000 Tonnen, erklärte Faulstich. Vor diesem Hintergrund gebe es keinen Grund, von einer rückläufigen Müllverbrennung auszugehen. „Ich glaube, wir kommen da eher an die Kapazitätsgrenzen, was den Anlagenbau angeht“, so Faulstich.

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