Neue Einnahmequelle

Am Standort der MVA Zella-Mehlis wird möglicherweise eine Anlage zur Methanol-Herstellung errichtet. Der Zweckverband für Abfallwirtschaft Südwestthüringen will damit neue Erlöse generieren. Eine Machbarkeitsstudie zeigt: Die Voraussetzungen sind günstig.

MVA Zella-Mehlis will Methanol produzieren


In der Müllverbrennungsanlage Zella-Mehlis soll künftig nicht nur Abfall entsorgt, sondern eventuell Methanol produziert werden. Die Idee für eine solche Anlage wurde in der vergangenen Woche auf einer Versammlung des Zweckverbands für Abfallwirtschaft Südwestthüringen (ZASt) diskutiert. Durch den Methanol-Verkauf wollen die Verantwortlichen die Stromerlöse der MVA deutlich steigern.

Methanol ist ein Grundstoff für die chemische Industrie. Darüber hinaus dient er als Energieträger in stationären Anlagen oder als alternativer Kraftstoff. Erzeugt werden kann Methanol unter anderem aus Kohlendioxid und Wasserstoff. Beides ist in Müllverbrennungsanlagen mehr oder weniger vorhanden.

„Kohlendioxid könnten wir einfach als Teilstrom aus dem Rauchgas im Kamin abziehen“, erklärt Dieter Weiprecht, ZASt-Geschäftsführer und Werkleiter der MVA Zella Mehlis. Den notwendigen Wasserstoff bekomme man durch die Elektrolyse (Spaltung) von Wasser mit vor Ort erzeugtem Strom. In einem dritten Schritt müssten Kohlendioxid und Wasserstoff durch eine katalytische Reaktion zu Methanol umgesetzt werden.

Ziel ist es laut Weiprecht, ein sogenanntes privilegiertes Methanol herzustellen. Privilegiert deshalb, weil der Strom für die Elekrolyse aus Abfall und das Kohlendioxid aus Rauchgas gewonnen werden – also auch die EU-Klimaschutzbestrebungen unterstützen würde.

Mehr als 300 Euro die Tonne

Über die Methanolherstellung könnte also der bisher erzeugte Strom veredelt werden. Der wesentliche Vorteil für den Anlagenbetreiber ist dabei der höhere Preis je Tonne Methanol. „Momentan erlösen wir für Strom aus unserer Anlage im Jahresdurchschnitt 26 bis 27 Euro je Tonne Abfall, fossiles Methanol wird derzeit durchschnittlich mit 300 Euro je Tonne vergütet“, sagt Weiprecht. Für privilegiertes Methanol erwartet er einen noch höheren Preis. Die Autoren einer Machbarkeitsstudie, die der Zweckverband in Auftrag gegeben hat, gingen sogar von 600 Euro je Tonne aus.

Den Grundsatzbeschluss zum Bau der Anlage will der Zweckverband im kommenden Jahr fassen. Wie der Beschluss ausfallen wird, hängt im Wesentlichen von der Wirtschaftlichkeit ab, betont Weiprecht. Abnehmer gebe es in jedem Fall genug. Er rechnet mit Investitionskosten von 15 bis 20 Millionen Euro.

Um das Risiko zu minimieren, hält der Werkleiter nun Ausschau nach Fördermitteln. Darüber hinaus müsste – nach Beschluss und Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz – in einer EU-weiten Ausschreibung ein Generalunternehmer gefunden werden. „Für die Metahnolherstellung brauchen wir eine ‚kleine chemische Fabrik‘, also eine Anlage zur CO2-Aufkonzentration, zur Elektrolyse und eine Anlage zur katalytischen Reaktion“, sagt Weiprecht. Zwar gebe es das alles zu kaufen, aber eben nicht angepasst auf eine Müllverbrennungsanlage. Bei der Umsetzung soll deshalb nun das Kooperationsnetzwerk ‚Regeneratives Methanol‘ helfen.

Die Müllverbrennungsanlage Zella-Mehlis wurde 2008 in Betrieb genommen und besitzt eine Verbrennungslinie mit einer Kapazität von 160.000 Jahrestonnen. In der Anlage werden gemischte Siedlungsabfälle, gefährliche Abfälle, Klärschlamm sowie sonstige Abfälle von 480.000 Einwohnern im Einzugsgebiet entsorgt. Der durchschnittliche biogene Anteil im Abfall liegt bei 54 Prozent.

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