Edelmetallmarkt

Die Edelmetallindustrie setzt immer mehr auf sogenanntes „konfliktfreies“ Gold aus ethisch einwandfreien Quellen. Eine Lösung: Der verstärkte Einsatz von Recyclingmetallen. Auch andere Edelmetallschrotte sind gefragt - die gute Nachfrage kann aber wegen Handelshemmnissen nicht überall befriedigt werden.

Nachfrage nach „konfliktfreiem“ Recyclinggold steigt


Edelmetallschrotte werden weltweit immer häufiger eingesetzt. Besonders im Goldbereich ist der Prozentsatz hoch: So wurden im vergangenen Jahr von rund 4.410 Tonnen Gold etwa 1.250 Tonnen aus recyceltem Gold hergestellt, sagte Franz-Josef Kron, Vorstand der Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt, beim Jahres-Pressegespräch der Fachvereinigung Edelmetalle am Dienstag in Pforzheim.

Für Kron ist der hohe Schrotteinsatz auch darauf zurückzuführen, dass sich immer mehr Unternehmen in der Edelmetallindustrie um „konfliktfreies“ Gold aus ethisch einwandfreien Quellen und aus verantwortungsvoller Herstellung bemühen – sie greifen also zu recycelten Metallen. Auch immer mehr High-Tech-Unternehmen wollen eine entsprechende Nachweisführung und fachen die Nachfrage an Goldschrotten weiter an.

Handelshemmnisse für Edelmetallschrott

Laut Kron wird nach wie vor rund die Hälfte des verfügbaren Golds im dekorativen Bereich wie Schmuck, Uhren und Lifestyle verarbeitet. Während in Deutschland die Nachfrage hierfür um drei Prozent zugenommen hat, hält in China die Nachfrageschwäche an (-7,5 Prozent). Stark angezogen hat hingegen der Markt in Indien: Hier lag das Plus bei 32 Prozent. Rund ein Viertel des Golds wird nach wie vor investiert, etwa zehn Prozent werden im industriellen Bereich verwendet.

Deutlich höher ist der Industrieeinsatz für Silber. Laut Kron geht über die Hälfte der Marktmenge in Industrieanwendungen. In Deutschland ist die entsprechende Nachfrage 2017 um acht Prozent gestiegen. Schrotte werden im Silberbereich prozentual jedoch weniger eingesetzt als bei der Goldproduktion. Von den 31.850 Tonnen Silber, die 2017 weltweit hergestellt wurden, stammen 5.000 aus dem Recyclingbereich.

Erschwerend kommt für den Schrotteinsatz in Deutschland hinzu, dass die Recyclingmaterialien laut Fachvereinigung auf Handelshemmnisse stoßen. „Durch einen hohen Verwaltungsaufwand bei der Einfuhrabwicklung edelmetallhaltiger Schrotte entsteht ein hoher Zeitverlust“, beklagte Wilfried Held, Geschäftsführer der Fachvereinigung Edelmetalle. „Die Verzögerungen verursachen bei den hohen Werten der Edelmetalle so erhebliche Kosten, dass ausländische Kunden überlegen, ihr Material woanders als in Deutschland aufarbeiten zu lassen.“ Deutschlands High-Tech-Recyclinganlagen gehen somit wichtige Rohstoffe verloren.

Rutheniumpreis geht durch die Decke

Immer bedeutender werden laut Kron die Platingruppenmetalle. Der Trend weg von Diesel- und hin zu Benzinmotoren habe die Palladium-Nachfrage bestimmt. Die Technologiemetalle würden vor allem verstärkt in Autoabgas-Katalysatoren, Brennstoffzellen und in der Elektronik eingesetzt. Die steigende Nachfrage hat zu Preissteigerungen und hohen Finanzierungsraten geführt: Bei Ruthenium beispielsweise ist der Preis um 400 Prozent gestiegen, Rhodium hat sich um 123 Prozent verteuert.

Auch Schmucklegierungen sind nach Angaben von Georg Steiner, Geschäftsführer von Heimele und Meule, im Aufwind. Der Abwärtstrend sei gestoppt, sagte er. So konnten insgesamt knapp 2,3 Tonnen mehr an Goldlegierungen verkauft werden, davon annähernd zwei Tonnen mehr in 18 Karat Goldlegierungen.

Bei den Platin- und Palladiumlegierungen gab es hingegen keine positive Entwicklung. Während die Platinlegierungen das Niveau von 2016 halten konnten, gingen die Verkaufsmengen von Palladiumlegierungen aufgrund von zu hohen Preisen stark zurück. Auch der Absatz von Dentallegierungen lag mit einem Minus von 15 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert. „Preisgünstigere Alternativen haben nun endgültig die Versorgung mit Zahnersatz erobert“, sagte Steiner. „Insbesondere die Herstellung von Kronen und Brücken aus Zirkonoxid und verschiedensten Keramikprodukten haben die Edelmetalle verdrängt.“ Für 2018 rechnet Steiner damit, dass die Bedeutung der Edelmetalle für die Herstellung von Kronen und Brücken weiter abnehmen wird.

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