Elektrik statt Hydraulik

Wissenschaftler und Unternehmen sind dabei, voll elektrifizierte Arbeitsmaschinen für den kommunalen Bereich zu entwickeln. Die neuartigen Antriebe kommen bereits in einer Kehrmaschine zum Einsatz. Diese soll jetzt für den Praxistest fit gemacht werden.

Neuartige Kehrmaschine soll alltagstauglich werden


Elektrische Antriebe für Arbeitsmaschinen sind immer mehr im Kommen. Bislang werden sie meist nur für Drehbewegungen gebraucht, wie etwa für den Fahrzeugantrieb oder die Rotationsbewegungen der Kehrbesen. Lineare Schwenkbewegungen hingegen werden bislang ausschließlich hydraulisch erzeugt.

Das soll sich bald ändern. Wissenschaftler der TU Braunschweig planen eine vollständige Elektrifizierung von Kehrmaschinen. Die Forscher haben bereits eine elektrische Alternative für die hydraulischen Schwenksysteme entwickelt – also für die Vorwärts-, Seitwärts- und Rückwärtsbewegungen der Kehrbesen.

„Diese sogenannten linearen Schwenkbewegungen brauchen große Kräfte, müssen schnell sein und die Antriebe müssen dazu noch kompakt gebaut sein – da liegt die Schwierigkeit“, erläutert Ludger Frerichs, Leiter des Instituts für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge (IMN) der TU Braunschweig. Die neuartigen Antriebe sollen nun optimiert und an einem realen Versuchsfahrzeug erprobt werden.

Energieverbrauch könnte sich um über 75 Prozent reduzieren

Verglichen mit einer Kehrmaschine mit Verbrennungsmotor und hydraulischen Antrieben könne der Energieverbrauch einer vollelektrischen Maschine um mehr als 75 Prozent reduziert werden. Dieses Ergebnis resultiert aus Computersimulationsmodellen der ersten Phase des Projekts. Bei Verzicht auf einen Verbrennungsmotor und bei der Verwendung des heutigen Strommixes ergäbe sich zudem eine Kohlendioxid-Einsparung von rund 55 Prozent. Bei zukünftig weiter wachsendem Stromanteil aus erneuerbaren Energien werde sich die Kohlendioxid-Minderung entsprechend vergrößern, dessen sind sich die Wissenschaftler sicher.

Nicht zuletzt wird durch den alternativen Antrieb das Problem mit dem Hydrauliköl aus der Welt geschafft. Denn die latente Gefahr besteht, dass das Öl in die Umwelt austreten und Schaden anrichten kann.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt fachlich und finanziell mit insgesamt 873.000 Euro. Am DBU-Verbundprojekt ist neben dem INM auch das Institut für Elektrische Maschinen, Antriebe und Bahnen (IMAB) der TU Braunschweig beteiligt. Als Partner aus der Industrie konnten der Maschinenbauer Oswald Elektromotoren und das Unternehmen für Reinigungstechnik und ultraleichte Nutzfahrzeuge Hako für eine Kooperation gewonnen werden.

Während das DBU-Projekt seine Alltagstauglichkeit erst noch beweisen muss, sind andere E-Kehrmaschinen schon ein paar Schritte weiter. So haben einige Kommunen in Deutschland bereits vollelektrische Kompaktkehrfahrzeuge in der Praxis erprobt.

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