Glasfaserverstärkte Kunststoffe

In Bremen hat eine neue Aufbereitungsanlage für glasfaserverstärkte Kunststoffe den Betrieb aufgenommen. Die Abfälle sollen vollständig thermisch und stofflich werden, heißt es. Schon jetzt wird der Ausbau der Kapazitäten geplant.

Neue Aufbereitungsanlage für GFK-Abfälle


Ein Jahr lang haben die Neocomp-Ingenieure entwickelt und getestet. Nun ist im Bremer Stadtteil Gröpelingen eine neue Aufbereitungsanlage für glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) an den Start gegangen. Wie die Tochter der Nehlsen-Gruppe und des Anlagenentwicklers Neowa mitteilt, kann das Material damit vollständig thermisch und stofflich verwertet werden. In die Anlage wurden rund zwei Millionen Euro investiert.

„Die Deponierung von GFK-Abfällen ist bereits seit 2005 verboten. GFK ist schlecht brennbar, hat einen hohen Aschegehalt und eine Wiederverwertung ist aufgrund ausgehärteter Harze nur eingeschränkt möglich“, sagt Mika Lange, Neocomp-Vertriebsverantwortlicher. „Mit dem Aufbereitungsverfahren ist es uns gelungen, eine umweltgerechte und wirtschaftliche Verwertung zu entwickeln.“

Mix aus GFK-Abfall und Spuckstoffen

Der Input für die Anlage sind Neocomp zufolge Produktionsabfälle aus dem Schiffbau, der Automobilindustrie, der Energiewirtschaft und der Luftfahrt sowie Rotorblätter aus dem Rückbau von Windrädern (Anteil von 25 Prozent). Letztere werden von einem Dienstleister zunächst vor Ort in Stücke von sechs bis acht Metern Länge zerteilt und nach Gröpelingen transportiert.

Auf dem Betriebsgelände werden die Stücke und andere Produktionsabfälle (zum Beispiel aus der Herstellung von Tanks, Fensterprofilen, Rohren, Ski) geshreddert und anschließend mit Spuckstoffen und Resten aus Sortieranlagen vermischt. Anschließend werden NE-Metalle (Heftklammern) aus den Spuckstoffen entfernt und der Mix im Querstromzerspaner zerkleinert.

Thermische und stoffliche Verwertung

Im Ergebnis gewinnt das Unternehmen einen mittelkalorischen Ersatzstoff mit einem Trockensubstanzgehalt von über 65 Prozent und einer Korngröße nach Wunsch (kleiner 35 Millimeter). Dieser werde an die Zementindustrie vermarktet. Die Wortkreation ‚Ersatzstoff‘ soll herausstreichen, dass der entstehende Ersatzbrennstoff auch stofflich genutzt werden kann. Denn bei der Verbrennung im Zementwerk werden die Glasfasern zu Asche. Diese könne vor allem Siliziumdioxid (Sand) ersetzen, der für die Zementproduktion gebraucht wird. Zudem würden im Faserabfall enthaltene Mineralien wie Antimon und Brom stofflich genutzt.

Derzeit produziert die Anlage nach Angaben von Neocomp aus 160 Tonnen Input in zwei Schichten täglich 100 Tonnen Ersatzstoffe. Die genehmigte Verarbeitungskapazität liegt bei 80.000 Tonnen im Jahr. Eine Erweiterung der Kapazitäten ist mit Blick auf die hohe Nachfrage am Markt bereits in Planung, so das Unternehmen.

Neocomp wurde im Jahr 2015 gegründet und ist ein Tochterunternehmen der in Bremen ansässigen Nehlsen Gruppe und des GFK-Entsorgungsanlagenentwicklers/-betreibers Neowa. Geschäftsführer sind Hans-Dieter Wilcken und Frank J. Kroll.

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