Qualität von Altpapier

Ob das gelieferte Altpapier die Qualitätsanforderungen erfüllt oder nicht, kann schnell zu einem Streitpunkt werden. Einen Standard zur Bestimmung der Qualität gibt es nicht. Der BDE versucht es nun mit einem Konzept zur Qualitätssicherung, das der Verband gemeinsam mit Wissenschaftlern entwickelt hat.

Neue Vorschläge zur Qualitätsbestimmung von Altpapier


Zu feucht, zu viele Störstoffe: Die Qualität von Altpapierlieferungen kann schnell zu einem Problem werden. Nicht selten streiten Verkäufer mit Abnehmern um den Zustand der Lieferung. Allgemeingültige Vorgaben zur Qualitätssicherung gibt es nicht, erst im Juli wurde ein Vorschlag des europäischen Papierverbands CEPI von mehreren Verbänden abgelehnt.

Nun hat der Entsorgerverband BDE einen neuen Vorstoß gemacht. Ein BDE-Arbeitskreis hat gemeinsam mit dem IWARU-Institut der Fachhochschule Münster ein neues Konzept für die Qualitätssicherung von Altpapier entwickelt. Der Vorschlag soll den Altpapierhandel erleichtern und vor allem verlässliche Grundlagen schaffen, erklärt der BDE.

Das Konzept, das wissenschaftlich unter der Leitung von Professor Sabine Flamme stand, kann sowohl für Ballenware als auch für die lose Schüttung angewendet werden und gilt für die Sorten Gemischtes Altpapier, Kaufhausaltpapier und Deinkingware. Laut BDE sind in dem Konzept folgende Kernpunkte enthalten:

  • Für die Bestimmung der Feuchte sollen sich die Vertragspartner im Vorfeld auf die Vorgehensweise bei der Messung einigen. Auch die Frage, wie oft die Messung stattfindet, sollte vorab geklärt werden. Laut BDE hat sich bei Tests das AP 500-Feuchtemessgerät der Firma Emco bewährt. Da das Gerät nur angelegt werden muss, braucht es keine Bohrung oder Probenentnahme, außerdem sei es schnell und günstig.
  • Um die Störstoffe zu dokumentieren, soll es Vorgaben zur Häufigkeit der „Probenahme in Abhängigkeit des sortenspezifischen Anlagendurchsatzes und Dokumentation“ geben, wie es in dem Konzept heißt. Außerdem sollte die Vorgehensweise bei der Probennahme und -Aufbereitung dokumentiert werden. Der Probenumfang soll sortenspezifisch sein und eine Sortieranalyse durchgeführt werden.
  • In den Verträgen soll unter anderem folgende Punkte festgehalten werden: Welcher mittlerer Wassergehalt ist erlaubt? Welche sorteneigenen Qualitätskriterien sollen gelten? Und was passiert, wenn die Kriterien nicht eingehalten werden?

Sowohl bei der Ermittlung der Störstoffe als auch beim Feuchtegehalt sollte laut BDE die Kontrolle dokumentiert werden. Außerdem empfiehlt der Verband, die Mitarbeiter regelmäßig zu schulen.

Überarbeiteter CEPI-Leitfaden

In der Zwischenzeit hat auch CEPI den im Sommer vorgelegten Leitfaden leicht überarbeitet. Die aktuelle Version, die der Verband Anfang Dezember veröffentlicht hat, wurde um einen Anhang erweitert. In dem Annex gibt es nun detaillierte Informationen zu zwei technischen Analyseverfahren: der Nahinfrarotmessung und der Messung mit Mikrowellensensoren. Außerdem soll ein Baumdiagramm bei den Schritten der Qualitätssicherung helfen und Entscheidungen erleichtern.

An seine Mitglieder appellierte der europäische Verband einmal mehr, die Richtlinie bei Altpapiereinkäufen anzuwenden. Auf Unterstützung der Recyclingverbände wird CEPI aber auch durch die leichte Überarbeitung nicht zählen können.

© 320°/ek | 13.12.2016

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