Industrie 4.0

Dass Maschinen-Sensoren viele Daten liefern, ist das Eine. Das Andere ist es, die Daten in einem Netzwerk zu verknüpfen und dann zu nutzen. Ein neues System macht das möglich. Damit können automatisch bestimmte Aktionen ausgelöst werden, die nicht nur die Produktion optimieren, sondern auch die Instandhaltung.

Neues Daten-Netzwerk für Maschinen


Sensoren in Maschinen und Produktionsanlagen erzeugen heute eine Vielzahl von Daten. Damit werden Informationen gewonnen über den Maschinenstatus, aber auch über Füllstände, den Stromverbrauch oder die Temperatur. Doch die Crux ist es, diese Daten auszuwerten und in automatisierten Prozessen für die Optimierung der Maschinen zu nutzen.

Hilfestellung könnte hierzu ein neues System namens MIALinx leisten, das Forscher vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) entwickelt haben. MIALinx ist den Forschern zufolge eine webbasierte Applikation, die Daten aller Art sammelt und in einem Netzwerk miteinander verknüpft. Darüber hinaus ist das System in der Lage, aktiv auf Ereignisse zu reagieren und Wenn-Dann-Regeln auszuführen.

Ohne Programmierkenntnisse

Wie das funktioniert, beschreiben die Forscher anhand eines Beispiels: Ein Farbsensor überwacht den Luftfilter an einer Maschine und sendet die Daten laufend an MIALinx. Zeigt die Verfärbung des Filters an, dass die Verschmutzung einen kritischen Wert erreicht, sendet das System eine SMS an den zuständigen Mitarbeiter oder legt einen Auftrag zum Austausch des Filters im ERP-System (Enterprise Resource Planning) an.

Auch ältere Maschinen sind den Forschern zufolge problemlos in die App integrierbar. Als Beispiel hierfür haben sie eine betagte Fräsmaschine mit Sensoren nachgerüstet. Ein Sensor kontrolliert die Kühlmittelpumpe. Ist der Kühlmittelschlauch verstopft, tritt eine vorher definierte Wenn-Dann-Regel in Kraft und der zuständige Mitarbeiter erhält eine Nachricht auf seinem Tablet oder Smartphone.

Fraunhofer IPA
Fraunhofer IPA

Von Vorteil sei MIALinx auch in der Robotik. Ein Roboter könne farblich gekennzeichnete Werkstücke mittels optischer Sensoren erkennen und dann sortieren oder bearbeiten.

Neben den vielfältigen Anwendungsfeldern sei ein weiterer Vorteil des Systems dessen einfache Bedienung, schreiben die Forscher. Über eine grafische Oberfläche könne die App intuitiv bedient und konfiguriert werden – ohne lange Einarbeitungszeit und Programmierkenntnisse.

Sichere Datenspeicherung via VFK

Um das Potenzial der Technik noch besser zu nutzen, empfehlen die Experten, MIALinx in die Cloud-Plattform Virtual Fort Knox (VFK) zu integrieren. Ein wesentlicher Vorteil von VFK bestehe darin, dass Unternehmen zusammenarbeiten und ihre Daten voneinander getrennt sicher in der Plattform ablegen können, so die Forscher. Dafür arbeite VFK mit einem Zellenkonzept, bei dem jeder Industriepartner seine Daten separat speichert und bei Bedarf mit anderen teilt. Mittlerweile wird die Technologie von einer Ausgründung (VFK AG) auf dem Markt angeboten.

„Ein Unternehmen kann Dienste unterschiedlicher Anbieter flexibel kombinieren und bedarfsgerecht nutzen“, erklärt Daniel Stock, Gruppenleiter Produktions-IT Architektur und Integration am IPA. „Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht ausreichend Know-how im Bereich IT und Sicherheit haben, profitieren von VFK“, sagt Stock.

MIALinx ist eine Weiterentwicklung von Sense&Act und kann auf Wunsch auch auf dem Server des Unternehmens installiert werden. Am MIALinx-Projekt sind neben dem IPA das Institut für Parallele und Verteilte Systeme der Universität Stuttgart und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beteiligt. Mehr Informationen zum Projekt erhalten Sie auf der zugehörigen MIALinx-Webseite oder auf der diesjährigen Hannover Messe.

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