Abwärmenutzung

Betreiber von Müllverbrennungsanlagen oder Stahlerzeuger kennen das Problem: Sie produzieren Wärme, die nur teilweise vermarktet werden kann oder als Abwärme einfach verpufft. Für beide könnten deshalb Hochtemperatur-Wärmespeicher interessant sein. Entwickelt hat sie ein Saarbrückener Unternehmen.

Neues Recyclingkonzept für Abwärme


Ab März bietet das Saarbrückener Unternehmen Nebuma stationäre und mobile Hochtemperaturwärmespeicher an. Dem Unternehmen zufolge könnten damit nun Wärmeüberschüsse auf hohem Temperaturniveau zwischengespeichert und vergleichmäßigt werden. Als Zielgruppe sieht Nebuma das energieintensive Gewerbe und Kraftwerksbetreiber.

Das Konzept beinhaltet je nach Anwendungsfall einen Block- oder Granulatspeicher, erläutert das Unternehmen. Beide Varianten könnten in stationären und mobilen Systemen umgesetzt werden. Die Kapazitäten seien bei stationären Einheiten frei planbar – von 20 Megawattstunden bis 6,4 Gigawattstunden oder mehr.

Amortisation innerhalb von drei Jahren

Wie die Verantwortlichen erklären, recycle der stationäre Blockspeicher die Abwärme direkt bei ihrem Produzenten. Das Speichermaterial sei steinartig und könne mit vielen Wärmeträgermedien wie Öl, Salz, Dampf oder heißen Gasen beladen werden. Die Spezialität des Unternehmens ist nach eigener Aussage aber der mobile Granulatspeicher, der direkt mit heißen Abgasen beladen werden kann und anschließend zum Verbraucher geschickt wird.

Nebuma zufolge haben die Granulatspeicher je nach Ausführung bei 500 Grad Celsius Kapazitäten von 4, 8 oder 18 Megawattstunden. Die maximalen Betriebstemperaturen hingen lediglich vom Wärmeträgermedium ab: bei Thermalöl beispielsweise 380 Grad Celsius, bei heißerem Abgas bis zu 1.300 Grad Celsius.

Dass das Konzept funktioniert, wurde bei einem Pilotprojekt in St. Ingbert im vergangenen Jahr bereits gezeigt, betont das Unternehmen. Dort sei bei einem Schleifscheibenhersteller mit 1.300 Grad Celsius Ofenbetrieb ein 3-Megawattstunden-Granulatspeicher installiert worden. Zudem rechnet sich ein solches System offensichtlich. Die Speicher amortisierten sich oft bereits innerhalb drei Jahren, wie es heißt.

Auch für Müllverbrennungsanlagen

„In Deutschland bläst die Industrie jedes Jahr rund 280.000 Megawattstunden Abwärme in die Atmosphäre. Mit unserem Konzept kann man sie umweltschonend und gewinnbringend für die Erzeugung von Strom, Kälte oder Prozesswärme nutzen“, sagt Martin Schichtel, Nebuma-Geschäftsführer. „In Kürze wollen wir auch die Abwärme von Müllverbrennungsanlagen nutzen und überschüssigen Strom aus Windkraftanlagen und Blockheizkraftwerken speichern“.

Das Unternehmen Nebuma wurde 2014 vom Chemiker Martin Schichtel und der Kauffrau Susanne König gegründet und sitzt auf dem Forschungsgelände der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Es entwickelt spezielle Hochtemperaturspeichermaterialien für die Bereiche Prozesswärme, Abwärme, Energierückgewinnung, erneuerbare Energien und alternative Verstromung. Der Speicherbereich erstreckt sich dabei von Raumtemperatur bis maximal 1.300 Grad Celsius.

 

© 320°/bs | 27.02.2018

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