Verpackungsabfälle

Forscher arbeiten an einem neuen Sortiersystem für Plastikabfälle. Mit einer neuen Marker-Technologie sollen Kunststoffverpackungen nach wesentlich differenzierteren Kriterien sortiert werden können. Verschiedene Typen des gleichen Polymers könnten dadurch unterschieden werden.

Neues Sortiersystem für Kunststoffabfälle


Jährlich werden in Deutschland etwa drei Millionen Tonnen Verpackungsabfälle produziert und landen im Gelben Sack. Mit einem neuen Sortiersystem für Plastikabfälle will ein Forscherteam an der Hochschule Pforzheim daraus mehr hochwertige Kunststoffe zurückgewinnen, als das bisher möglich ist. Anfang August wurde das Vorhaben mit einem Kick-off-Treffen offiziell gestartet.

Basis dieses neuen Sortiersystems ist das sogenannte Tracer-Based Sorting (TBS). Dabei würden Hightech-Stoffe zur Markierung von Kunststoffverpackungen genutzt werden, wie das Team um die beiden Pforzheimer Professoren Claus Lang-Koetz und Jörg Woidasky erklärt. Diese Stoffe haben demnach fluoreszierende Eigenschaften und leuchten beim Sortieren unter einem bestimmten Licht auf.

Die Sortieranlage, die der Forschungspartner Polysecure konzipiert und aufbaut, reagiere darauf und sortiere die markierten Objekte aus. Unabhängig von Form, Farbe und Verschmutzung könnten so Kunststoffe getrennt und anschließend gezielt weiterverwertet werden. „Durch unsere Fluoreszenz-Marker können auch chemisch gleiche Kunststoffverpackungen schnell und sicher getrennt werden“, betont Polysecure-Geschäftsführer Jochen Moesslein.

Lebensmittelverpackungen sortenrein weiterverwertbar

Mit der TBS-Technologie könnten nicht nur wie bisher verschiedene Kunststoffarten, sondern weitere Eigenschaften unterschieden werden, zum Beispiel nach Zusammensetzung oder Verwendung. Das ist unter anderem ein relevanter Punkt für das Stoffstrommanagement dualer Systeme. Daher hat das Team des Projekts „Markerbasiertes Sortier- und Recyclingsystem für Kunststoffverpackungen (MaReK)“ auch den Grünen Punkt mit ins Boot geholt.

Der Systembetreiber untersucht die Einbindung und Umsetzung des Markeransatzes im bestehenden System. „Der Ansatz von MaReK macht es möglich, dass Lebensmittelverpackungen sortenrein wieder für diesen Zweck weiterverwertet werden können“, sagt Michael Heyde vom Grünen Punkt. „Auch die Unterscheidung unterschiedlicher Typen des gleichen Polymers wird so erstmals möglich.“ Ziel sei letztlich die Einhaltung der höheren Kunststoff-Verwertungsquoten ab 2020.

Bei der Entwicklung der Sortiermaschine arbeiten die Firmen CMO-SYS und Nägele Mechanik mit Polysecure zusammen. Die Weiterentwicklung der im Vorhaben genutzten Fluoreszenz-Marker übernimmt das Institut für Mikrostrukturtechnik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) als Forschungspartner.

Piloteinsatz unter technischen Bedingungen

Ziel ist nach Angaben der Wissenschaftler der Piloteinsatz unter technischen Bedingungen: In einem ersten Schritt würden Verpackungen der Marken Frosch und Emsal beim Projektpartner Werner & Mertz im Kunststoff selbst oder auf dem jeweiligen Etikett mit dem Markierungsstoff versehen.

Gefördert wird das Projekt mit etwa zwei Millionen Euro Fördergeldern vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3) in der Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt“.

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