Marktbericht für Nickel und Edelstahl

Die Nickelpreise steigen stetig an. Der Treiber ist zum einen das Ausfuhrverbot für indonesisches Nickelerz. Zum anderen glauben Investoren, dass der Zeitpunkt für den Einstieg in Rohstoffwerte günstig ist.

Nickel lockt Investoren


Von Roland Mauss, Oryx Stainless

Der Nickelmarkt entwickelt sich derzeit weiter rasant in eine Richtung. Am 10. April durchschritt die Kursbewegung mit einem Tagesschluss von 17.226 US-Dollar pro Tonne für die Dreimonatsnotierung erstmals seit langem die Marke von 17.000 US-Dollar. Zuletzt wurde dieses Kursniveau im März vergangenen Jahres gesehen.

Der fundamentale Treiber hinter der Entwicklung ist klar: das Ausfuhrverbot für indonesisches Nickelerz. Das ist wenig verwunderlich, wenn man sieht, dass der Nickelinhalt der gesamten indonesischen Minenproduktion in 2013 in Höhe von 775.000 Tonnen einem Anteil von zirka 40 Prozent der Weltproduktion an raffiniertem Nickel entspricht. Von diesen 775.000 Tonnen werden nach den statistischen Daten rund 670.000 Tonnen exportiert und davon wiederum gehen alleine 620.000 Tonnen nach China.

Sollte das Exportverbot dauerhaft bestehen bleiben, muss China eine Versorgungslücke in eben dieser Größenordnung schließen. Inzwischen ist beinahe jeder Analyst überzeugt, dass das Ausfuhrverbot auch in der Zukunft langfristig und kompromisslos umgesetzt wird. So wird die aktuelle Preisentwicklung von den wenigen echten Marktkennern unter den Rohstoffanalysten auch in hohem Maße als antizipativ bezeichnet. Dass sich jedoch die Wirtschaftsdaten in China weiter verschlechtern, wird dabei geflissentlich ausgeblendet. Und die Gier nach Renditen lockt auch schon wieder die Investoren in den Nickelmarkt. Seit bereits Mitte 2013 ist ein sichtbarer Anstieg des Open Interests (bezeichnet die Summe aller offenen Positionen in einem Terminmarkt), als Ausdruck spekulativer Kaufpositionen, feststellbar, der sich seit Jahresbeginn noch einmal exponentiell beschleunigt hat.

Richtiger Zeitpunkt für Investoren

Diese Entwicklung ist aber sicher nicht nur auf das Ausfuhrverbot zurückzuführen, sondern auch auf die Aufhellung der Konjunktur insbesondere in den von der Finanzkrise stark betroffenen Regionen sowie ein Bottoming-out (eine Bodenbildung) bei den Rohstoffen, die sich bis auf wenige Ausnahmen in den letzten Jahren für Investoren nur wenig attraktiv entwickelt hatten. Der richtige Zeitpunkt zum Einstieg scheint vielen wohl gekommen.

Ende März veranstaltete die Commerzbank in Frankfurt am Main zum zweiten Mal ein Global Economy & Capital Markets Forum. Bei dieser Veranstaltung wurden in verschiedenen Panels von hochkarätigen Experten Themen wie die Einflüsse der aktuellen geopolitischen Spannungen auf die Kapitalmärkte, die Auswirkungen der Bankenregulierung auf den Unternehmergeist der Banken, die Bankenunion in der EU und die Kosten der deutschen Energiewende diskutiert. Äußerst bemerkenswert waren hierbei die Ausführungen und Statements von Nassim Nicholas Taleb, Professor für Risk Engineering an der New York University und Bestsellerautor.

In einer seiner Aussagen stellte er die betriebswirtschaftliche Theorie der Größenvorteile (economies of scale) teilweise in Frage. Er ist der Ansicht, dass Größe bei Unternehmen und Banken ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu Vorteilen führt, sondern im Gegenteil Komplexität durch Größe zu einem Problem und eine Bedrohung für die Organisationen wird. Der deutsche Mittelstand befinde sich hingegen gerade an diesem „Sweet Spot“, wo die Unternehmensgröße optimal sei. Dies sei auch ein Grund für den wirtschaftlichen Erfolg des deutschen Mittelstands und damit der deutschen Wirtschaft insgesamt.

Beteiligung auch am Misserfolg

Was die Vermeidung zukünftiger Krisen im Finanzsektor angeht, lässt sich das nach Talebs Meinung nur durch Einführung von echten Verlustrisiken bei der Entlohnung der entsprechenden Bankmitarbeiter erreichen. Dabei würde schon neben den Boni im Erfolgsfall schon ein kleines Verlustrisiko bei Misserfolg genügen, um eine entsprechende Verhaltensänderung hin zu rationaleren und verantwortungsvolleren Investitionsentscheidungen herbeizuführen.

Das sei auch ein Grund, warum viele Hedgefonds in der Vergangenheit im Vergleich mit dem Eigenhandel der Banken oder anderen Anlagefonds so erfolgreich abgeschnitten hätten. Weil in vielen Fällen die Eigentümer auch ihr eigenes Geld in diesen Fonds stecken hatten.

Für die Wirkungsweise machte er wiederum ein einfaches Beispiel: in Brasilien war es vor einiger Zeit zu einer starken Häufung von Helikopterabstürzen gekommen. Als Ursache hatte man die mangelhafte Wartung identifiziert. Zur Abhilfe führte man ein, dass das Wartungspersonal einmal im Monat einen 30-minütigen Helikopterflug zu absolvieren hatte. Nach dieser Maßnahme gingen die Abstürze schlagartig zurück. Vergleichbar sollte man auch bei der Entlohnung im Finanzsektor agieren.

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