Untersuchung in der Schweiz

In der Schweiz landen noch viele Wertstoffe im Hausmüll. Das zeigt eine aktuelle Studie des Schweizer Bundesamtes für Umwelt (BAFU). Mit einem verursachergerechten Gebührensystem wäre ein Umsteuern möglich.

Noch zu viele Wertstoffe im Hausmüll


In der Schweiz fielen im Jahr 2012 rund 1,6 Millionen Tonnen Hausmüll an. Das entspricht einem Anstieg von 8 Prozent gegenüber 2002. Allerdings landen noch immer viele Wertstoffe im Hausmüll. Nach einer Erhebung des BAFU beträgt der Anteil etwa 20 Prozent oder rund 340.000 Tonnen. Davon entfallen ein Drittel auf biogene Abfälle.

Folie1Wie aus der Studie „Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2012“ hervorgeht, ist der Anteil von Papier und Karton im Hausmüll zurückgegangen. So fiel der Papier-Anteil von 16 auf 13,5 Prozent (220.000 Tonnen). Der Karton-Anteil ging von 4 auf 3,8 Prozent (63.000 Tonnen) zurück.

Außerdem landen trotz eines flächendeckenden Sammelsystems noch mehr als 60.000 Tonnen Altglas im Schweizer Hausmüll. Etwa 16.000 Tonnen davon könnten noch verwertbar werden, schätzt das BAFU. Ebenso finden sich rund 8.000 Tonnen PET-Getränkeflaschen im Hausmüll.

Allerdings gibt es regional große Unterschiede im Pro-Kopf-Aufkommen. So liege die Hausmüllmenge in ländlich geprägte Gemeinden unter dem Durchschnitt, touristisch geprägte Regionen hätten ein höheres Aufkommen. Den größten Einfluss auf Menge und Zusammensetzung des anfallenden Abfalls hat nach Ansicht des BAFU aber das Gebührensystem: Gemeinden, die für den Hausmüll eine Gewichts- oder eine „Sackgebühr“ erheben, entsorgen pro Einwohner und Jahr durchschnittlich gut 80 Kilogramm weniger Hausmüll als Gemeinden ohne verursachergerechtes Gebührensystem.

In Gemeinden mit verursachergerechten Abfallgebühren würden insbesondere weniger Glas, Zeitungen und Karton im Hausmüll landen. Die Möglichkeit zur Separatsammlung in diesen Gemeinden könnte also deutlich besser genutzt werden. Bislang leben in der Schweiz noch 20 Prozent der Bevölkerung in Gemeinden ohne „Sackgebühren“. Würden auch diese Gemeinden verursachergerechte Abfallgebührensysteme einführen, ließen sich laut Hochrechnungen jedes Jahr 11.000 bis 20.000 Tonnen Papier und Karton sowie 4.000 bis 12.000 Tonnen Glas zusätzlich verwerten.

In der Schweiz fallen pro Jahr rund 5.6 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle an. Das sind rund 690 Kilogramm pro Person. Davon werden 2.8 Millionen Tonnen separat gesammelt und verwertet. Die andere Hälfte wird in „Kehrichtverbrennungsanlagen“ verbrannt, wobei die anfallende Wärme genutzt wird. Die verbrannten Siedlungsabfälle umfassen den Hausmüll aus Haushalten (rund 1.6 Millionen Tonnen) sowie den Hausmüll aus Industrie- und Gewerbebetrieben (rund 1.2 Mio. Tonnen).

Bei der Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2012 wurde erstmals auch der Anteil der Nahrungsmittel im Kehricht erhoben. Das Ergebnis: Fast ein Sechstel des in der Studie untersuchten Hausmülls bestand aus Nahrungsmitteln. Pro Person landeten im Erhebungsjahr mehr als 30 Kilogramm Nahrungsmittel im Kehricht. Hochgerechnet auf die ganze Schweiz sind dies laut BAFU 251.000 Tonnen, davon 15.000 Tonnen Fleisch und Fisch sowie 236.000 Tonnen übrige Nahrungsmittel.

Der Anteil von Fleisch und Fisch im Kehricht betrug knapp 1 Prozent. Dabei handelte es sich vorwiegend um Frischfleisch und -fisch. Bei den übrigen Nahrungsmitteln bestand der Großteil aus angebrauchten und ganzen Nahrungsmitteln wie Brot, Früchten und Gemüsen. Rund 10 Prozent bestand aus gekochten Speiseresten; ungeöffnete Lebensmittel mit abgelaufenem Verbrauchsdatum machten etwa 20 Prozent aus.

Um Abhilfe zu schaffen, arbeitet derzeit eine Projektgruppe der Bundesämter für Landwirtschaft, Umwelt, Gesundheit, Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLW, BAFU, BAG und BLV) sowie der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) daran, das Grundlagenwissen zu Nahrungsmittelabfällen zu erweitern. Ferner hat der Bundesrat im März 2013 den „Aktionsplan Grüne Wirtschaft“ verabschiedet, der 27 bestehende und neue Maßnahmen in den vier Bereichen „Konsum und Produktion“, „Abfälle und Rohstoffe“, „Übergreifende Instrumente“ sowie „Ziel, Messung, Information und Berichterstattung“ umfasst. Im Bereich „Abfälle und Rohstoffe“ ist eine Effizienzsteigerung von Abfallanlagen und Produktionsbetrieben vorgesehen. Zudem soll eine Rücknahmepflicht des Detailhandels für Verpackung eingeführt werden.

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