Batterierichtlinie

ÖPNV-Busse, Pedelecs, E-Fahrzeuge: Die Elektromobilität legt in Europa stetig zu. In der Folge wachsen die Mengen zu recycelnder Antriebsbatterien. Verbindliche Standards, wie damit umgegangen werden soll, gibt es bislang nicht. Das Öko-Institut sieht dringenden Handlungsbedarf.

Öko-Institut fordert mehr Ambitionen in Sachen Elektromobilität


Europa tut zu wenig für die nachhaltige Entwicklung der Elektromobilität und der erforderlichen Batterietechnik. Das sagen Experten vom Öko-Institut, die derzeit im Auftrag der EU-Kommission die bestehende Europäische Batterierichtlinie von 2006 bewerten. Um mit den Entwicklungen der Elektromobilität mitzuhalten, fordern sie verbindliche Maßnahmen seitens der Politik. Dazu zählen:

  • ambitionierte Sammelziele,
  • Regelungen für die Zweitnutzung gebrauchter Antriebsbatterien inklusive qualifizierter und standardisierter Tests und Arbeitsverfahren für den sicheren und effizienten Umbau,
  • Regelungen für das Recyceln gebrauchter Antriebsbatterien sowie
  • spezifische Ziele für die Rückgewinnung strategischer Schlüsselrohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel.

Darüber hinaus fordert Matthias Buchert, Leiter des Institutsbereichs Ressourcen & Mobilität, die Kostenfrage der kompletten Recyclingkette zu regeln. Hier sei der Gesetzgeber in der Pflicht. „Nach unseren Recherchen ist nicht damit zu rechnen, dass die Erlöse für die gewonnenen Sekundärrohstoffe ausreichen, um die Aufwendungen für Sammlung, sicheren Transport und Recycling zu decken.“

Vorbild China?

China als globaler der Treiber der Elektromobilität hat kürzlich entsprechende gesetzliche Maßnahmen für den Umgang mit Batterien für Elektrofahrzeuge beschlossen, so das Öko-Institut. Die neuen Regeln verpflichten Hersteller, Batterien so zu produzieren, dass Informationen über Ladekapazität und Inhaltsstoffe transparent zur Verfügung stehen.

Zudem müssen unbrauchbare Batterien dem geordneten Recycling zugeführt werden. „Die EU darf hier nicht zurückbleiben und muss dringend eigene anspruchsvolle Standards für den Umgang mit den wertvollen Rohstoffen festlegen“, so Buchert.


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[su_spoiler title=“E-Mobilität in China und Deutschland“]

  • Die nationale Industriebehörde CRRA (China National Resources Recycling Association) erwartet, dass 2020 fünf Millionen vollelektrische und Plug-in-Hybridfahrzeuge auf Chinas Straßen unterwegs sein werden.
  • 2017 wurden auf dem chinesischen Markt insgesamt 777.000 Elektrofahrzeuge verkauft. Das waren 53 Prozent mehr als 2016.
  • Das chinesische Forschungszentrum für Automobiltechnik (CATARC) rechnet für die Zeit zwischen 2018 und 2020 mit 120.000 bis 200.000 Tonnen an gebrauchten Antriebsbatterien und für 2025 mit 350.000 Tonnen pro Jahr.
  • In Deutschland wurden im vergangenen Jahr insgesamt 54.492 Elektrofahrzeuge verkauft. Das entspricht einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 117 Prozent.
  • Mit 29.436 Fahrzeugen waren über die Hälfte der verkauften Stromer Plug-In-Hybride (plus 114 Prozent im Vergleich zu 2016) und 25.056 reine E-Fahrzeuge (plus 120 Prozent).
  • Die Bundesregierung rechnet derzeit mit sechs Millionen E-Fahrzeugen für 2030.

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Bereits im vergangenen Oktober machte Buchert in einer Studie auf den Handlungsbedarf aufmerksam. Bezüglich der künftig für Batterien benötigten Lithium-Mengen hieß es, dass der zunehmende Bedarf zwar rohstoffseitig gedeckt werden könnte, doch ein stärkeres Recycling würde dazu beitragen, den Rohstoffbedarf erheblich zu drosseln.

Via Recycling sei es möglich zehn Prozent Primärrohstoffe bis zum Jahr 2030 und 40 Prozent bis 2050 zu substituieren, rechnete das Öko-Institut vor. Auch ambitionierte Sammel- und Recyclingziele sowie den Aufbau eines weltweites Recyclingsystems für Antriebsbatterien bis spätestens 2030 mahnt Buchert in dem Papier an.

 

© 320°/bs | 10.04.2018

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