Marktbericht für Edelmetalle

Nachdem US-Präsident Trump vieles ankündigt, aber wenig liefert, scheint sich Ernüchterung an den Aktienmärkten breit zu machen: Die Edelmetalle reagieren mit steigenden Notierungen, nur Platin scheint die Richtung zu fehlen. Die starke Nachfrage nach Rhodium und Iridium ist derweil ungebrochen.

Palladium knackt 800 Dollar-Marke


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Trumps Scheitern beflügelt Gold

Das nachlassende Vertrauen in eine schnelle Umsetzung des Wirtschafts- und Konjunkturprogramms von US-Präsident Trump beflügelt aktuell den Goldpreis. Die Verschiebung der Abstimmung über das Gesundheitsprogramm (Obamacare) nährte bereits zur Mitte der vergangenen Woche Zweifel an den von Trump geplanten Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen sowie den damit verbundenen Inflations- und Zinserwartungen. Nachdem die Neuausrichtung der Gesundheitsreform am Freitagabend dann endgültig gescheitert war, reagierte Gold mit weiteren Kursgewinnen und kletterte heute Morgen bis auf 1.259 US-Dollar/oz, den höchsten Stand seit vier Wochen.

Unterstützung kam dabei von fallenden Aktienkursen sowie vom US-Dollar, der im Zuge der gescheiterten Abstimmung deutlich an Wert verlor. Der Kurs der US-Währung gab gegen die wichtigsten Währungen auf den niedrigsten Stand seit Anfang Februar nach.

Zu den Goldkäufern zählen derzeit hauptsächlich ETFs und andere spekulativ orientierte Marktteilnehmer. Die Investoren, die physische Investments tätigen, nutzten temporäre Kursrückgänge, um sich einzudecken. Gefragt sind hier aktuell 1 oz und 100 g, aber auch 1 kg-Barren.

Charttechnisch sind sogar weitere Kursgewinne möglich. Bei 1.259,33 US-Dollar/oz liegt aktuell der 200-Tage-Durchschnitt. Sollte dieser wichtige Widerstand signifikant durchbrochen werden, ist ein Anstieg bis auf zunächst 1.265 US-Dollar/oz und dann auf ein Niveau zwischen 1.285 US-Dollar/oz und 1.290 US-Dollar/oz vorstellbar.

Silber profitiert von schwächerem US-Dollar

Silber gewann die zweite Woche in Folge an Wert (+2,5 Prozent), nach dem Rücksetzer Anfang März auf bis zu 17,86 US-Dollar/oz. Neben wiederkehrendem Investoreninteresse ist hauptursächlich der global schwächer notierende US-Dollar zu nennen. So sank der währungsgewichtete US-Dollar-Index wieder unter die Marke von 100.

Nachdem Trump bisher ausschließlich durch Dekrete am Parlament vorbei regierte, scheiterte nun der erste Anlauf einer nachhaltig gesetzlichen Änderung der ursprünglich von Obama eingeführten Gesundheitsreform bereits im Repräsentantenhaus. Das groß angekündigte Steuer- und Fiskalpaket, hauptsächlicher Treiber der Aktienmarktrallye und Re-Inflationierungserwartung der Wirtschaft (Trumpflation), rückt damit in weitere Ferne und lastet auf dem US-Dollar.

Auch der Euro erreichte heute Morgen neue Jahreshöchststände. Der nächste signifikante Widerstand im Silber liegt bei der psychologischen Marke von 18 US-Dollar/oz, wo auch der 200-Tage-Durchschnitt liegt.

Platin fehlt die Richtung

Platin bleibt weiterhin im Schatten der anderen Edelmetalle und zeigt bis dato die schlechteste Performance von allen. Nach den Gewinnen der vorletzten Woche konnte Platin nicht weiter nachlegen und handelt zurzeit bei 980 US-Dollar/oz.

Aufgrund der starken Entwicklung in Gold vergrößert sich der Spread zu Platin zusehends auf mittlerweile 280 US-Dollar, der höchste Stand dieses Jahr. Das Metall handelt nun seit mehr als 2 Jahren mit einem Discount zu Gold. Auch die Platin:Palladium-Ratio erreichte ein Niveau von 1,18, ein Level aus Dezember 2016.

An der Shanghai Gold Exchange wurden 2017 bisher 40 Prozent weniger Platin verkauft als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. Das ist der niedrigste Wert seit 10 Jahren. Auch das tiefe Niveau der NYMEX Gross-Short-Positionen erhöht den Druck weiter, zusätzliche Verkäufe könnten die Folge sein. Dennoch lässt unter anderem die steigende Nachfrage der indischen Schmuckindustrie etwas hoffen.

Um nachhaltig wieder höhere Preise zu erreichen, müsste Platin jedoch zunächst nach 970 US-Dollar/oz den Widerstand bei 988 US-Dollar/oz (50-Tage-Moving-Average) dauerhaft durchbrechen, um dann die 1.000 US-Dollar-Marke ins Visier nehmen zu können.

Palladium knackt die 800 US-Dollar-Marke deutlich

Nach mehreren gescheiterten Anläufen war es nun soweit: Palladium durchbrach am Donnerstagnachmittag die 800 US-Dollar-Marke – zum ersten Mal seit Mitte Mai 2015. Die Woche startete bei Kursen unter 780 US-Dollar/oz und der Preis stieg kontinuierlich bis auf das Wochenhoch von 815 US-Dollar/oz.

Die starke Performance macht auch die Möglichkeit der Parität zwischen Palladium und seinem Schwestermetall Platin wieder wahrscheinlicher. Die steigende Nachfrage in der Autoindustrie und der insgesamt positive Ausblick ließen auch wieder das Investoreninteresse steigen. So konnten sich die ETF-Holdings von dem 7-Wochen-Tief erholen. Die starken Gewinne der Berichtswoche könnten wiederum Gewinnmitnahmen nach sich ziehen.

Dennoch ist es wahrscheinlich, dass Palladium nach dem Durchbruch der psychologischen 800 US-Dollar-Marke vorerst seine hohen Kurse halten kann. Palladium-Schwamm ist nach wie vor gesucht. Einhergehend sind die Zinsen zur Finanzierung von Palladium letzte Woche sogar noch etwas gestiegen.

Rhodium handelt über 1.000 US-Dollar; Neue Situation bei Ruthenium und Iridium steigt weiter

Rhodium hat es geschafft, nach 18 Monaten wieder über 1.000 US-Dollar/oz zu handeln und damit auch deutlich über Platin. Die Nachfrage im Rhodium war bis zum Wochenende hin ungebrochen und kam wieder einmal aus verschiedenen Industrien bzw. Anwendungsgebieten.

Nachdem die 1.000 US-Dollar/oz geknackt war, gab es allerdings am Ende der Handelswoche erste Gewinnmitnahmen, was aber noch nicht heißen muss, dass der Markt deutlich nach unten geht. Vermutlich gibt es eine Phase der Konsolidierung. Die rasante Aufwärtsbewegung könnte sich erst einmal abschwächen und dahingehend der Preis entweder seitwärts gehen oder sogar etwas tiefer handeln, nachdem es jetzt 6 Wochen ununterbrochen nach oben ging.

Im Ruthenium hat sich die Marktsituation nun doch deutlich geändert. Aufgrund eines kürzlich erschienenen Artikels, bei dem es um eine vermeintlich neue Anwendung für Ruthenium als Katalysator gehen soll, ist die Nachfrage nach diesem Metall in kurzer Zeit extrem angestiegen. Allerdings ist noch keineswegs wissenschaftlich bewiesen, ob dies auch so umgesetzt werden kann, wie es beschrieben wurde. Es ist aber deutlich, dass dieser Markt auf Nachrichten regelrecht gewartet hat, da er so lange lethargisch rumgedümpelt ist. Die Preise handeln deutlich höher als noch vor 2 Wochen, obwohl die Veröffentlichung schon von Mitte Februar stammt.

Iridium ist weiter auf dem Vormarsch und das damit einhergehende industrielle Interesse ist ungebrochen. Die Verfügbarkeit ist allerdings extrem begrenzt und daher ist natürlich das gehandelte Volumen auf geringem Niveau. Wir sehen aber durch die gleichmäßig verteilte Nachfrage den Trend ungebrochen und damit auch eine Fortführung des Preisanstiegs, der nun schon seit 9 Monaten ohne Gegenbewegung andauert.

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