Markt für Edelmetalle

Bei Analysten wachsen die Zweifel, dass der hohe Palladiumpreis gerechtfertigt ist. Auch in der vergangenen Woche reichte es nur für eine Seitwärtsbewegung. Für Platin dagegen war es eine gute Woche, der Preis hat sich kontinuierlich nach oben bewegt. Der Markt für Edelmetalle.

Palladiumpreis gerät unter Druck


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gute US-Arbeitsmarktdaten drücken Gold

Gold eröffnete die vergangene Berichtswoche bei 1.270 US-Dollar/oz und zeichnete sich bis zur Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktzahlen am Freitagnachmittag nur durch eine geringe Volatilität aus. Aufgrund des starken Euros ist der in Euro-denominierte Goldpreis über die Woche um 1,1 Prozent auf einen Schlusskurs von 1.070 Euro/oz sukzessive gefallen. Am Mittwoch ist der Euro aufgrund politischer Turbulenzen in der US-Regierung sogar kurzzeitig auf die Marke von 1,1910 USD gestiegen, welche letztmals im Januar 2015 erreicht wurde. Gleichzeit ist der Dollar-Index, welcher den Wert des USD gegen ein Währungskorb aus 6 Währungen vergleicht, auf ein 15-Monatstief gefallen.

Am Donnerstag publizierte der World Gold Council seinen Q2-Bericht zu globalen Goldnachfragetrends. Die globale Goldnachfrage ist im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 2.004 Tonnen und damit den niedrigsten Wert seit 8 Jahren gefallen. Ursächlich für diese negative Entwicklung waren hauptsächlich der ETF-Sektor sowie nachlassende Notenbankkäufe.

Im Zuge positiver US-Arbeitsmarktzahlen am Freitagnachmittag konnte sich der USD deutlich stabilisieren und den Goldpreis bis auf einen Schlusskurs von 1.259 US-Dollar/oz drücken. Für die kommende Handelswoche erwarten wir eine charttechnische Unterstützung bei 1,250 US-Dollar/oz und einen Widerstand bei 1,274 US-Dollar/oz.

Aufwärtstrend im Silber gestoppt

Nachdem Silber die Handelswoche bei 16,76 US-Dollar/oz eröffnete, sah es zunächst so aus, als könne das Metall die avisierte Grenze von 17 US-Dollar/oz in Angriff nehmen. Im physischen Geschäft war unter anderem eine starke industrielle Nachfrage nach Granalien zu spüren. Zum Ende der Woche musste jedoch auch Silber nach Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten große Intraday-Verluste von über 3Prozent hinnehmen, sodass abzuwarten bleibt, ob der 4-wöchige Aufwärtstrend des Metalls weiter fortgesetzt werden kann.

Ausgehend von einem Schlusskurs von 16,33 US-Dollar/oz erwarten wir für die kommende Handelswoche charttechnische Unterstützung bei 16,18 US-Dollar/oz sowie Widerstand bei 16,78 US-Dollar/oz.

Gute Woche für Platin trotz Dieselgate

In der vergangenen Woche hat sich Platin konstant nach oben bewegt und gehörte zu den Top-Performern unter den Edelmetallen. Nachdem das Metall am Wochenanfang noch bei 941 US-Dollar/oz eröffnete, konnte Platin im Laufe der Woche um 3 Prozent an Wert zulegen. Am Freitagabend standen 969 US-Dollar/oz auf der Anzeigetafel.

Der Aufwärtstrend im Umfeld von aktuell erneut negativen „Dieselgate“-Schlagzeilen deutet auf eine Bodenbildung von Platin hin. Nachrichten über mögliche Dieselverbote in den deutschen Innenstädten sowie Aussagen, dass Umbauten an Dieselmotoren zur Schadstoffminderung nicht kurzfristig umgesetzt werden können, konnten den Platinpreis in der letzten Woche nicht negativ beeinflussen. Doch die Schlagzeilen in der Dieselaffäre betreffen bekanntlich nicht nur Deutschland.

Großbritannien will Medien zufolge ab dem Jahr 2040 nur noch den Verkauf von Elektroautos erlauben. Langfristig fehlt für Platin also auch die Phantasie einer steigenden Nachfrage und daher könnten wir aufgrund der beschriebenen Entwicklungen im Dieselfahrzeugmarkt in den nächsten Wochen einen Seitwärtstrend ohne neue Impulse auf aktuellem Niveau sehen.

Palladium im Seitwärtstrend

Palladium eröffnete die Berichtswoche bei 886 US-Dollar/oz und setzte seinen Weg zunächst nach oben fort, musste jedoch in der zweiten Wochenhälfte wieder etwas nachgeben und schloss 87 US-Dollar/oz unter dem Preis von Platin bei 882 US-Dollar/oz. Mehr und mehr Analysten gehen davon aus, dass die hohen Palladiumpreise nicht längerfristig gerechtfertigt sind.

Die US Automobilindustrie konnte zwar im Juli im Vergleich zum Vormonat ein Umsatzwachstum um 0,6 Prozent verzeichnen, doch im Jahresvergleich sind die Autoverkäufe um 6 Prozent gesunken. Die für Palladium so bedeutende US-Automobilindustrie, die primär von Benzinmotoren dominiert wird, könnte sich im zweiten Halbjahr aufgrund von hohen Fahrzeugbeständen gezwungen sehen, ihre Produktion zurückzufahren.

Die Begründung für die weiterhin hohen Palladiumpreise liegt am eher spekulativen Kaufinteresse des Marktes sowie Zuflüssen in Palladium ETFs in Höhe von ca. 4 Prozent. Auch die CME reagierte abermals und erhöhte die Palladium Futures Margins auf 16.200 US-Dollar pro Kontrakt.

Rhodium konnte sich stabilisieren; Ruthenium weiterhin ohne Dynamik; Unveränderte Stimmung im Iridium

Rhodium konnte sich nach dem Verkaufsinteresse letzte Woche im Laufe der Berichtswoche bereits wieder stabilisieren. Es fehlt aber auch weiterhin die Nachfrage, um den Preis deutlich nach oben zu bringen. Wir erwarten daher auch im Laufe des Augusts – hauptsächlich wegen der Urlaubszeit – keine weitere nennenswerte Preisbewegung und bleiben daher auch nur verhalten positiv. Wir sehen aktuell, wie auch bereits letzte Woche schon erwähnt, nicht viel Bewegung in die eine oder andere Richtung. Allerdings sollten sich die deutlich festeren Kurse bei Platin und Palladium insgesamt auch für Rhodium positiv bemerkbar machen.

Ruthenium hält sich erneut im Hintergrund. Trotz der leicht ansteigenden Nachfrage sehen wir keine nennenswerte Änderung des Preisniveaus.

Im Iridium hat sich an der momentanen Situation im Laufe der Berichtswoche nichts geändert. Die weiterhin bestehende, leicht verbesserte, Liquidität hat preisseitig zwar für leichte Entspannung gesorgt, das Preisniveau jedoch nicht wirklich beeinflusst. Leicht tiefere Preise könnten eventuell für weitere Eindeckungen genutzt werden. Generell niedrigere Marktpreise sehen wir in naher Zukunft nicht.

Mehr zum Thema
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen