Marktbericht für Edelmetalle

Während der Goldpreis vom EZB-Kurs profitiert, ist die industrielle Nachfrage nach Platin weiterhin verhalten. Der Palladiumpreis hat sich in der vergangenen Woche stabilisiert. Zum ersten Mal in 6 Monaten verzeichneten die Autoverkäufe in China einen leichten Anstieg. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Palladiumpreis stabilisiert sich


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: Der Euro leidet – Gold profitiert
Die Aussicht auf eine geldpolitische Lockerung in der Euro-Zone beflügelt den Goldpreis. Maßnahmen wie eine Ausweitung der Anleihekäufe oder eine weitere Zinssenkung werde die Zentralbank auf ihrer Sitzung im Dezember prüfen, sagte EZB-Präsident Draghi am Donnerstag. Hiermit soll die Inflationsrate stimuliert werden, nachdem die Preise in der Eurozone zuletzt leicht gesunken waren. Der Euro reagierte mit deutlichen Kursverlusten und fiel gegen den US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte August.

Zu den Profiteuren von Draghis Ankündigungen zählte neben den Aktienmärkten auch der Goldpreis, der zum Wochenschluss bis auf 1.175 US-Dollar/oz zulegen konnte, bevor Gewinnmitnahmen ihn wieder bis auf knapp 1.160 drückten. Noch deutlicher fielen die Kursgewinne in Euro aus – hier legte das Metall am Freitag bis auf 1.069 Euro/oz zu, den höchsten Stand seit Anfang Juli diesen Jahres.

Unterstützung kam zum Wochenschluss auch von der chinesischen Zentralbank, die ihren Einjahres-Leitzins am Freitag um 25 Basispunkte senkte. Das Wirtschaftswachstum in China war zuletzt unter die wichtige Grenze von 7 Prozent gerutscht. Während das Umfeld für den Goldpreis also weiterhin positiv ist, halten sich die Investoren im Euroraum noch mit Käufen zurück – die physische Nachfrage ist weiterhin verhalten.

Dies könnte sich ändern, wenn das Metall seinen Aufwärtstrend fortsetzt. Einen ersten Widerstand erwarten wir bei 1.191 US-Dollar/oz, dem Kurshoch der vorvergangenen Woche. Impulse werden von der Entwicklung des Euro-Devisenkurses ausgehen. Sollte sich die Zinssenkungsfantasie verfestigen, wird dies zu einer Abwertung der Gemeinschaftswährung führen, was wiederum den Metallpreis in Euro gerechnet unterstützen würde.

Die Zurückhaltung von Investoren war auch Thema der jährlichen LBMA Edelmetallkonferenz, die in der vergangenen Woche in Wien stattfand. Die Teilnehmer erwarten, dass die Investmentnachfrage aus China erst auf deutlich niedrigerem Preisniveau wieder anspringen wird – hier ist also kurzfristig keine Unterstützung zu erwarten. Anders bei den Zentralbanken: Die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion gehen davon aus, dass die Zentralbanken der Schwellenländer weiterhin auf der Nachfrageseite unterwegs sind, während die Industrieländer zumindest bei Verkäufen unverändert zurückhaltend sein werden.

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Gold: 19.10.-25.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.184,20 1.068,90 34,37
Tief 1.162,50 1.025,65 32,98

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Silber: Silberpreis steigt in Euro um mehr als 3 Prozent
Die EZB hat nicht enttäuscht. Es wurde sowohl eine weitere Senkung des Einlagensatzes (deposit rate) diskutiert (aber nicht beschlossen), als auch die Möglichkeit betont, „Quantitative Easing“ über September 2016 hinaus zu verlängern und/oder über das derzeitige Kaufvolumen von 60 Milliarden Euro auszuweiten, bis das Inflationsziel von nahe 2 Prozent erreicht sei. Dies dürfte den Euro weiter unter Druck halten und Gold und Silber unterstützen.

Die letzte Woche war geprägt von einer sehr engen Handelsspanne (15,60 US-Dollar/oz – 16,00 US-Dollar/oz) und das Metall schloss die Woche nahezu unverändert. Aufgrund des geschwächten Euros (-2 Prozent am Tag der EZB Pressekonferenz), stieg der Silberpreis in Euro um mehr als 3 Prozent. Unterstützung findet sich am unteren Ende der Range und darunter beim Septemberhoch von 15,42 US-Dollar/oz. Nach oben ist ein Ausbruch über das Oktoberhoch von 16,20 US-Dollar/oz hinaus nötig für weitere Kursgewinne.

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Silber: 19.10.-25.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,14 14,63 470,41
Tief 15,59 13,74 441,69

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Platin: Industrielle Nachfrage weiterhin verhalten
Obwohl Platin Ende vergangener Woche die Unterstützung bei 1.000 US-Dollar/oz mehrfach testete, wurde das Niveau verteidigt und Platin handelt weiterhin über 1.000 US-Dollar/oz. Auf dem Weg nach oben scheitert das Metall bisher an mächtigen Widerständen – 1.025 US-Dollar/oz und in Folge 1.042 US-Dollar/oz. Der Emissionsskandal beherrscht noch immer die Nachrichtenlage, doch sind die Konsequenzen für die Platinnachfrage weiterhin ungewiss. Der Markt blieb jedenfalls unbeeindruckt von der Tatsache, dass ein weiterer Diesel Motortyp von VW betroffen sein soll.

Die Beantragung der französischen Regierung, die Dieselabgabe um 1 Cent pro Liter in 2016/2017 anzuheben – und im Gegenzug Benziner um den gleichen Betrag zu entlasten – spiegelt jedoch die angeschlagene Lage für Dieselmotoren wider. Die physische Nachfrage nach Platin bleibt im Moment jedenfalls verhalten. Letzte Woche schlossen Heraeus und Northam Platinum Ltd. eine langfristige Partnerschaft für die Edelmetallraffination und -vertrieb ab. Diese sichert Heraeus Kunden verbesserten Zugang zu Platingruppenmetallen. Die Vereinbarung läuft über 20 Jahre.

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Platin: 19.10.-25.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.028,00 924,07 29,71
Tief 990,25 877,99 28,23

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Palladium: Gewinneinbußen nach Preisanstieg
Nachdem Palladium zu Wochenbeginn noch in einer sehr engen Bandbreite von 690 US-Dollar/oz bis 700 US-Dollar/oz handelte, versuchte das Metall zur Wochenmitte, die „Downside“ zu testen. Das Metall konnte die Unterstützung bei 671 US-Dollar/oz jedoch verteidigen und peilte wieder die 700 US-Dollar/oz an, wobei eventuell die Zinssenkung in China Palladium hier zu Gute kam. Nachhaltig ist dies bisher nicht gelungen und ein Scheitern am Widerstand des 200 Tage Durchschnittspreis bei 723 US-Dollar/oz macht niedrigere Palladiumpreise erneut möglich.

Zum ersten Mal in 6 Monaten verzeichneten die Autoverkäufe in China einen leichten Anstieg. Importe in die Schweiz sind dafür auf den tiefsten Stand seit Dezember 2008 gefallen. Wie bereits letzte Woche angedeutet, zieht die Nachfrage nach Palladiumschwamm wieder etwas an.

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Palladium: 19.10.-25.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 705,75 638,00 20,51
Tief 664,47 584,00 18,78

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Rhodium, Ruthenium, Iridium: Gute Nachfrage bei Rhodium
Obwohl sich die Rhodium benchmarks letzte Woche keineswegs verändert haben, gab es dennoch verhältnismäßig hohe Umsätze mit gutem Geschäft auf beiden Seiten. Die Märkte sind jedoch weiterhin extrem wettbewerbsfähig und die Geschäfte stark umkämpft.

Im Ruthenium gibt es wenig zu berichten, da die Gesamtmarktsituation bei verhältnismäßig guter industrieller Nachfrage unverändert ist.

Analog zu Rhodium ist der Iridium Preis (noch) nicht weiter angestiegen. Wir sehen aber nach wie vor sehr gute industrielle Nachfrage von diversen Anwendern, wie z.B. der Medizin-, Chemie-, Elektrochemie- und Elektronikindustrie. Der Ausblick ist weiterhin positiv.

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19.10.-25.10.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Geld 755,00 37,00 475,00
Brief 855,00 45,00 575,00

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