Neues Verfahren in Kläranlage Linz-Unkel

Der Zweckverband Abwasserbeseitigung Linz-Unkel hat seine Kläranlage im Landkreis Neuwied um eine Stufe erweitert. Damit kann der Klärschlamm mineralisiert werden. Ziel ist es, Phosphor zurückzugewinnen.

Phosphor aus mineralisiertem Klärschlamm


Die Verantwortlichen des Zweckverbands Abwasserbeseitigung Linz-Unkel wollen künftig mehr als nur schmutziges Wasser aufbereiten und Klärschlamm entsorgen. Aus diesem Grund ging gestern am Standort der Kläranlage eine neue Verbrennungsanlage in Betrieb. In der Anlage werden nun die Klärschlämme, die bei der Abwasserreinigung der Verbandsgemeinden Linz am Rhein und Unkel anfallen, zu Asche aufbereitet – Mineralisierung heißt der Prozess.

„Aus jährlich 3.800 Tonnen Schlamm planen wir, 550 Tonnen Asche mit einem Phosphorgehalt von 80 Prozent zu erzeugen“, sagt Dagmar Stirba, Werkleiterin „Abwasser“ bei der Verbandsgemeinde Linz am Rhein. Für die Asche gebe es bereits einen Abnehmer, der aus dem Material Düngemittel herstellen wolle. Die Investitionssumme für die neue Anlage beträgt 2,4 Millionen Euro.

Dagmar Stirba, Verbandsgemeinde Linz am Rhein
Dagmar Stirba, Verbandsgemeinde Linz am Rhein

Um die phosphorhaltige Asche zu gewinnen, kommt in der Verbrennungsanlage das so genannte Pyreg-Verfahren zum Einsatz. Dabei werden die Klärschlämme zunächst auf gut 65 Prozent Trockensubstanz getrocknet. Anschließend wird das Material zwei Doppelschneckenreaktoren zugeführt und bei 800 Grad Celsius mineralisiert. Im Ergebnis entsteht eine Asche, in der Phosphor aufkonzentriert vorliegt und somit „hochgradig pflanzenverfügbar ist“, wie Stirba erklärt.

Darüber hinaus würden innerhalb des Verfahrens Keime und Bakterien zuverlässig abgetötet. Zudem könnte etwa der Schwermetallgehalt minimiert werden, so Stirba. Die ersten Proben würden derzeit im Labor untersucht. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Anlage energieautark läuft. Die benötigte Wärme etwa zum Trocknen der Schlämme sowie die Energie für die Reaktoren liefert ein Synthesegas, das während des Mineralisierungsprozesses entstehe.

„Die Kläranlage Linz-Unkel erprobt eine zukunftsweisende Alternative der Klärschlammverwertung und nutzt intelligent die Abwärme. Die innovative Anlage im Landkreis Neuwied hat Pilotfunktion“, erklärte Umweltstaatssekretär Thomas Griese zum Betriebsstart. Der Dauerbetrieb der neuen Verbrennungsanlage ist für kommende Woche vorgesehen.

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