Neues Forschungsprojekt

Die neuen Vorgaben für das Phosphorrecycling aus Klärschlamm gelten für größere Kläranlagen. Doch möglicherweise lohnt sich die Aufbereitung auch für kleinere Anlagen. Unternehmen und Wissenschaftler aus der Oberpfalz und Tschechien prüfen die Frage derzeit.

Phosphorrecycling auch in Kleinanlagen?


Spätestens ab dem Jahr 2029 muss in Abwasserbehandlungsanlagen ab 50.000 Einwohnerwerten großtechnisch Phosphor aus Klärschlamm recycelt werden. Kleinere sind ausgenommen, weil eine Umrüstung zu teuer wäre. Doch möglicherweise lohnt sich die Aufbereitung auch für kleinere Anlagen.

„Damit sich das lohnt und die Abwassergebühren nicht in die Höhe schießen, müssen Gemeinden kooperieren und eine gemeinsame Lösung finden“, sagt Diana Hehenberger-Risse vom Technologiezentrum Energie der Hochschule Landshut. Sie arbeitet mit dem tschechischen Trinkwasserversorger Chevak und dem tschechischen Forestry and Game Management Research Institut in dem Projekt green IKK zusammen. An dem Projekt ist auch der Zweckverband Ikom Stiftland beteiligt, der die Federführung innehat.

Im Fokus steht die Verwertung von Klärschlamm im ostbayerischen Landkreis Tirschenreuth und der benachbarten Region Tachau/Cheb in Tschechien. „Wir prüfen unter anderem, wie sich Phosphor, Stickstoff und Spurenelemente wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll aus Abwasser und Klärschlamm zurückgewinnen lassen“, sagt Josef Hofmann vom Technologiezentrum Energie. „Die tschechischen Partner unterstützen uns bei den chemischen Analysen. Sie messen nicht nur den Phosphorgehalt, sondern auch seine Qualität als Dünger, also wie gut Pflanzen ihn verwerten können“, erklärt der Professor und Chemiker.

Gemeinsame Trockung?

Ein weiterer Aspekt ist der Energiebedarf bestimmter Verfahren, denn Klärschlamm wird teilweise getrocknet und dann verbrannt, um aus der Asche Phosphor zu extrahieren. „Das kostet viel Energie“, erklärt Hehenberger-Risse. Man wolle daher testen, ob und welche Kläranlagen Solarenergie zur Trocknung einsetzen könnten.

Zudem soll überprüft werden, ob es für die Anlagenbetreiber Sinn macht, Schlamm aus verschiedenen Kommunen in zentralen Anlagen gemeinsam zu trocknen. Die Ergebnisse sollen in Handlungsempfehlungen münden, wie die teilnehmenden Gemeinden in Deutschland und Tschechien grenzübergreifend gemeinsam Klärschlamm ökologisch und ökonomisch sinnvoll nutzen können. Andere Gemeinden in Grenzregionen sollen davon profitieren.

Das Projekt (Green Infrastructure Maßnahmen aus Klärschlamm-Kaskadennutzung) läuft bis Ende 2019 und wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit rund 451.000 Euro finanziert.

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
So lassen sich Lederreste upcyceln
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Forscher entwickeln Lkw-Front, die Leben retten soll