Markt für Altkunststoffe

Der deutsche und europäische Markt ist gut mit Kunststoffabfällen versorgt, doch insbesondere die Auslandsnachfrage droht in den kommenden Monaten nachzugeben. Experten rechnen daher mit rückläufigen Preisen. Besser sieht es für Recyclate aus.

Preise für Kunststoffabfälle stehen unter Druck


In den kommenden Monaten könnte die Auslandsnachfrage für Kunststoffabfälle deutlich schwächer ausfallen. Darauf verweist bvse-Altkunststoffexperte Thomas Probst in seinem aktuellen Marktbericht. Probst verweist auf Einschätzungen von Experten. Schon jetzt sei offensichtlich, dass verschmutzte Folien kaum noch nachgefragt werden. In den Einfuhrhäfen Chinas werde nur noch beste Ware an Kunststoffabfällen akzeptiert.

Hintergrund ist die neue Green Fence-Initiative, die die chinesische Regierung gestartet hat. Damit soll die illegale Einfuhr von Abfällen unterbunden werden. Seither würden die Auslandsimporte in den Einfuhrhäfen verschärft kontrolliert, berichtet Probst. Die nachlassende Auslandsnachfrage könnte daher die Preise drücken.

Doch zumindest im März sind die Preise gestiegen. Für PE-Produktionsabfällen belief sich die Preiserhöhung auf durchschnittlich 10 Euro je Tonne. Bei PE post user schlugen 12 Euro zu Buche, bei PP-Produktionsabfällen waren es durchschnittlich 13 Euro und bei PS-Produktionsabfällen 16 Euro je Tonne.

Schlechte Qualität bei Mischkunststoffen

Insgesamt seien die nationalen und europäischen Märkte gut mit Kunststoffabfällen versorgt, schreibt Probst. Hohe Verbrennungspreise führten dazu, dass Kunststoffe verstärkt aussortiert werden. Der Nachfragestopp aus China führe überdies dazu, dass große Mengen an Kunststoffabfällen im Inland verfügbar sind.

Als problematisch erweisen sich die immer schlechteren Qualitäten für Mischkunststofffraktionen. „Insgesamt hat sich die Kunststoffsortierung, trotz der vielfältigen Initiativen zur Qualitätskontrolle, nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert. Kunststoffrecycler prüfen, inwieweit eigene Nachsortierungen notwendig werden“, erklärt Probst. „Häufig sind Kunststoffabfälle, die im Ausland verfügbar sind, von deutlich besserer Qualität, als diejenigen, die im Inland durch die Sortierungen erzeugt werden.“

Bei den inländischen Qualitäten würden der hohe Anteil an Reststoffen, der geringe Polyolefin-Gehalt, die hohen Papieranteile und die hohe Feuchtigkeit bemängelt. Die angegebenen Preise für Kunststoffabfälle stünden daher unter Qualitätsvorbehalt und Mengendruck.

Höhere Recyclatpreise

Besser erscheint die Marktsituation für Recyclate. Diese würden wieder ausreichend nachgefragt, berichtet Probst. So komme den Recyclaten eine immer größere Bedeutung zu, um die Primärmärkte zu stabilisieren. Darüber hinaus garantierten die Recyclate Versorgungssicherheit und zwar unabhängig von den jeweiligen Verwerfungen in den Primärmärkten. Dabei profitierten die Recyclatpreise von den gestiegenen Preisen der Neuware.

Inzwischen würden die PP- und PS-Recyclate wieder verstärkt nachgefragt, heißt es weiter. Auch an den PET-Märkte seien Angebot und Nachfrage stabil. Die Recyclate fänden weiterhin guten Absatz. „Die höheren Neuwarepreise stabilisieren die PET-Märkte für Mahlgüter und Regranulate“, erklärt Probst. „Höhere Preise für gebrauchte PET-Flaschen konnten am Markt durchgesetzt werden.“

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