Marktbericht für Edelmetalle

Silber überzeugt mit einer starken Perfomance und auch Gold hat sich erholt. Für Platin und Palladium ist der Ausblick positiv. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Preisrallye für Silber


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Gold hat sich in den vergangenen Tagen weiter erholt und konnte auf Wochensicht einen Gewinn von knapp 3 Prozent verzeichnen. Safe-Haven-Nachfrage im Zuge der Spannungen im Irak hatte das Metall Anfang letzter Woche zunächst bis auf 1.285 US-Dollar/oz klettern lassen, woraufhin in gemäßigtem Umfang Gewinnmitnahmen einsetzen, die den Preis zunächst drückten.

Wir gehen davon aus, dass Gold durch die kritische Lage im Nahen Osten weitere Unterstützung erfahren wird. Allerdings wird diese – ähnlich wie in den letzten Monaten durch die Ukraine – voraussichtlich „nur“ von eher kurz- bis mittelfristiger Bedeutung sein. Von längerfristigem Einfluss bleiben die makroökonomischen Entwicklungen, so dass vergangene Woche in Hinblick auf die geldpolitische Strategie der Fed vor allem das FOMC (Federal Open Market Committee) Treffen im Vordergrund stand. Die Entscheidung, das Anleihekaufprogramm erneut um 10 USD Milliarden zu kürzen (Tapering) war keine Überraschung. Dies entspricht dem Plan des FOMC, das Programm noch dieses Jahr zu beenden. Die Aussage, die Zinsen auch nach Auslauf des Anleihekaufprogramms niedrig zu halten und der tendenziell taubenhafte Ton, gaben Gold jedoch Auftrieb. Die Reaktion setzte mit etwas Verzögerung ein und trieb Gold über das Niveau von 1.300 US-Dollar/oz hinaus.

Die physische Nachfrage aus Asien bleibt unverändert verhalten, so dass preisbeeinflussende Impulse aus diesem Umfeld ausbleiben. Aufgelder in China liegen entsprechend aktuell bei unter 2 US-Dollar/oz. Ein deutliches Anziehen der Nachfrage ist von den historisch stärksten Käufernationen Indien und China derzeit nicht in Sicht. Auf dem höheren Niveau haben wir zum Wochenende deutliche Zuwächse im Ankaufgeschäft gesehen. Wir gehen daher davon aus, dass das aktuelle Niveau nicht nachhaltig sein wird. Tendenziell stehen dem Markt nun die ruhigeren Sommermonate bevor.

Silber

statistic_id216123_silber---laender-mit-dem-hoechsten-verbrauch-2010Was für eine Woche für Silber mit einem Preisanstieg von +6 Prozent! Federal Reserve Vorsitzende Yellen hat einen guten Anteil an dieser Rallye nach oben, da sie trotz der jüngsten Konjunktur- und Preisdaten keinerlei Bedenken zu überbordender Inflation äußerte und den Ausblick zu ersten Zinserhöhungen in weiter Ferne hält. Der Markt wurde auf dem falschen Fuß erwischt mit spekulativen Netto-Short Positionen seit Anfang Juni auf Jahreshöchstständen. Nach Bruch der 20 US-Dollar/oz Marke gab es am Donnerstag kein Halten mehr bis 20,98 US-Dollar/oz und so wurde uns einer der performancestärksten Tage dieses Jahres beschert.

Gewinnmitnahmen und Preissicherungen könnten den Preis kurzfristig wieder Richtung 20 US-Dollar/oz drücken. Allerdings ist der mittelfristige Ausblick für höhere Preise Richtung 21,50 US-Dollar/oz und dem Jahreshoch bei 22 US-Dollar/oz vielversprechend angesichts Momentum, Marktpositionierung, fortwährend negativer Realzinsen in USA und EU sowie der geopolitischen Risiken in Ukraine und Irak. Datenseitig kommen nächsten Mittwoch aus den USA Auftragseingänge und PMI, sowie am Donnerstag Arbeitsmarkzahlen und mit dem PCE-Deflator der Hauptpreisindikator für die Fed.

Platin

Während letzte Woche die Zeichen für eine Beendigung des Streiks in Südafrika noch auf grün standen, werden derzeit die Forderungen für weitere Verhandlungen auf unbestimmte Zeit wieder lauter. AMCU fordert unter anderem, dass die Platinproduzenten sich verpflichten sollen, für die nächsten 5 Jahre den Abbau von Arbeitsplätzen zu unterlassen. Die Platinproduzenten sehen sich somit gezwungen, die Verhandlungen fortzusetzen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die zusätzlichen Anforderungen rund US-Dollar94 Millionen kosten könnten.

Sowohl die Platin- als auch Palladiumpreise legten aufgrund der Meldungen für eine sich anbahnende Verlängerung der Lohnverhandlungen zu. Platin handelte somit Donnerstag auf einem Wochenhoch von bis zu 1.472 US-Dollar/oz. Auf der Nachfrageseite spricht insbesondere der europäische Automobilmarkt für eine solide Nachfrage nach Platin und Palladium. Gemäß dem Verband der europäischen Automobilproduzenten stiegen im Mai die Neuzulassungen um 4,3 Prozent (1,13 Millionen Autos) im Vergleich zum Vorjahr. Auch aus den USA und China werden robuste Absatzzahlen aus der Automobilindustrie gemeldet, welche Rückenwind für eine positive Preisentwicklung geben.

Palladium

Als Reaktion auf eine „grundsätzliche“ Einigung zwischen den Platingiganten Anglo, Lonmin und Implats und der radikalen Gewerkschaft AMCU war der Palladiumpreis in der vorletzten Woche um fast 6 Prozent gefallen. Somit startete Palladium in die letzte Woche mit einem starken Preiseinbruch bei 813,50 US-Dollar/oz. Palladium schloss die Woche bei 817,20 US-Dollar/oz und konnte somit das kurzzeitige Wochenhoch bei 837 US-Dollar/oz getrieben durch die Achterbahnfahrt in den Meldungen um die Komplikationen in den fortwährenden Lohnverhandlungen in Südafrika nicht halten. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Meldungen über eine Einigung weder im Platin- noch im Palladiumpreis zu einem massiven Abwärtstrend führen. Im Falle einer Einigung wird es unter anderem aufgrund von unvermeidbarem Stellenabbau noch mehrere Monate dauern, bis die Produktion auf das gewohnte Niveau angekurbelt werden kann. Zudem sorgen robuste Absatzzahlen in der Automobilindustrie auch auf der Nachfrageseite für einen positiven Ausblick für den Palladiumpreis.

Rhodium, Ruthenium, Iridium

Rhodium ist – trotz relativ hoher Umsätze in der Berichtswoche – auf der Stelle getreten. Die Nachfrage kam, wie häufig in den vergangenen Wochen, wieder mal vermehrt aus Asien. Allerdings konnte die Nachfrage ohne große Probleme von der Händlerseite bedient werden, sodass der Preis nur seitwärts gelaufen ist. Auch wenn sich die südafrikanische Minenindustrie mit größeren Verkäufen nach wie vor zurück hält, gibt es bisher überhaupt keine physische Verknappung. Die Autoindustrie ist ebenso auf der Käuferseite auf dem tiefen Preisniveau, wenn auch bisher nicht mit sehr großen Mengen.

Iridium ist nach wie vor gesucht, wobei die Umsätze insgesamt etwas tiefer waren, als in den Vorwochen. Abgeber nutzen aber auch die Gelegenheit zu kleineren Verkäufen, da der Preis sich aktuell auf einem 8-Monatshoch befindet. Auch hier gibt es trotz des Streiks bisher keinen physischen Engpass.

Auch bei Ruthenium haben wir wieder mal etwas Interesse aus Asien gesehen. Allerdings kam dieses von der chemischen/elektrochemischen Industrie mit verhältnismäßigen kleinen Mengen. Die Elektronikindustrie hält sich weiterhin mit substantiellen Mengen zurück.

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