Neues Verbundprojekt

Wenn Kraftstoffe oder Lösemittel brennen, können sie meist nur mit einem Schaum gelöscht werden, der per- und polyfluorierten Chemikalien enthält. Diese Verbindungen sind bisher kaum bis gar nicht abbaubar. Ein neues Projekt will das Problem lösen.

Projekt zur Reinigung von giftigem Löschwasser


Das Fraunhofer Institut Umsicht möchte gemeinsam mit Cornelsen Umwelttechnologie ein Verfahren entwickeln, dass es möglich macht, teils giftige per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) aus Löschwasser zu eliminieren. PFC werden in Löschschäumen eingesetzt, um Großbrände von Kraftstoffen und Lösemitteln zu löschen. Sie sind in der Natur kaum oder nur schlecht abbaubar und schädigen die Umwelt, wenn sie nicht rechtzeitig aus dem Löschwasser entfernt werden.

Bisher sind alle Abtrennverfahren aus dem Löschwasser teuer und nicht spezifisch, teilen die Projektpartner mit. Das neue Verfahren, das innerhalb von zwei Jahren entwickelt werden soll, basiert auf einer bestehenden Gemeinschaftsentwicklung zur Aufreinigung von PFC-belastetem Grundwasser und kombiniert die Aktivkohle-Adsorption mit einer vorgeschalteten Reinigungsstufe. Es soll bereits am Einsatzort angewendet werden.

Zu den potenziellen Nutzern des neuen Verfahrens gehören neben Feuerwehren und Versicherungen auch Entsorger beziehungsweise Unternehmen, die von einem akuten Brandereignis betroffen sind. Wie die Partner weiter mitteilen, wird in der Vorbehandlung dem verunreinigten Wasser die Additivlösung „PerfluorAd“ zugegeben, die ein Ausfällen der gelösten PFC-Verbindungen bewirkt. Somit müssten weniger Prozessmittel eingesetzt und weniger PFC-kontaminierter Sonderabfall entsorgt werden. Vor allem bei hoher PFC-Belastung sei das erheblich günstiger als herkömmliche Methoden.

Fällungsmittel basieren auf natürlichen Rohstoffen

Die spezifischen Fällungsmittel werden den Angaben zufolge aus dem Bereich der grünen Chemikalien ausgewählt – das heißt unter anderem: Sie basieren auf natürlichen Rohstoffen, stellen keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar und werden nach der Nutzung natürlich abgebaut. Zudem lasse sich das Verfahren auf die Entfernung weiterer, polar persistenter Umweltschadstoffe übertragen wie beispielsweise bestimmte Arzneimittelrückstände im Abwasser.

Während des Projekts sind folgende Schritte geplant: Zunächst werden die auf ein reales Löschwasser angepassten Prozess-Chemikalien von den dortigen Wissenschaftlern entwickelt und im Labormaßstab erprobt. Außerdem stellt das Fraunhofer Institut geeignete Methoden zur Prozessanalytik bereit.

Sobald die Forscher die wirksamste Verfahrensvariante im Labor ermittelt haben, wird das Kombinationsverfahren in der bei Cornelsen Umwelttechnologie aufgebauten, mobilen Pilotanlage getestet. Im Anschluss stellt das Team von Fraunhofer Umsicht im Zuge einer Nachhaltigkeitsbewertung die neue Behandlungsmethode den klassischen PFC-Aufbereitungsprozessen wie zum Beispiel einer reinen Aktivkohle-Adsorption gegenüber.

Die ökonomische Bewertung des vollständigen Prozesses erfolgt dann wieder durch Cornelsen Umwelttechnologie. Das Unternehmen wird zukünftig die Löschwasser-Behandlungsanlagen planen, bauen und betreiben.

© 320°/ek | 17.01.2017

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