Altreifen-Recycling

Der Münchner Altreifen-Recycler hat zwei langfristige Verträge in den USA abgeschlossen. Die Verträge kommen zu einem guten Zeitpunkt: Pyrolyx steht kurz vor Baubeginn seiner ersten Recyclinganlage für Carbon Black aus Altreifen.

Pyrolyx expandiert in den USA


Pyrolyx ist auf Wachstumskurs in den USA. Aktuell hat der Altreifen-Recycler zwei langjährige Lieferverträge für recovered Carbon Black (rCB) und Altreifen abgeschlossen. Demnach liefert das Münchner Unternehmen rCB an einen weltweit führenden Masterbatch-Hersteller für die Herstellung von Farbmitteln und Additiven.

Als Masterbatch bezeichnet man ein Kunststoff-Additiv mit Anteilen von Farbmitteln und Additiven sowie Carbon Black (Industrieruß). Der Vertrag umfasst Unternehmensangaben zufolge die Lieferung von 36.000 Tonnen rCB an den Masterbatch-Hersteller.

Darüber hinaus hat Pyrolyx einen Zehn-Jahres-Zuliefervertrag für Altreifen unterzeichnet. Das Umwelttechnologie-Unternehmen erhält mit diesem Vertrag circa 40.000 Tonnen Altreifen pro Jahr als Grundrohstoff für den seinen Prozess. Dies entspricht rund 4 Millionen Altreifen pro Jahr.

Dies stelle einen wichtigen Schritt für den kürzlich angekündigten Bau eines rCB-Werks in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana dar, wie Pyrolyx betont. Die langfristigen Vereinbarungen bedeuten, dass sich Pyrolyx noch vor Baubeginn eine wesentliche Kapazitätsauslastung durch einen Hauptkunden in den USA und den gesamten Rohstoffbedarf gesichert hat.

Allererstes Pyrolyx-Projekt in USA hat sich zerschlagen

Für Pyrolyx stellen die neuen Vereinbarungen den zweiten großen Schritt auf den US-amerikanischen Altreifenmarkt, dem zweitgrößten Markt weltweit, dar. Den ersten Schritt haben die Münchner, die sich selbst als Marktführer auf dem Gebiet der Rückgewinnung von Carbon Black aus Altreifen bezeichnen, Ende 2016 getan, als sie ein Joint-Venture mit Reklaim, einem US-amerikanischen Hersteller von recovered Carbon Black aus Altreifen, eingingen.

Das Joint-Venture firmiert als Pyrolyx USA und wird zu 81 Prozent von der Pyrolyx AG gehalten. Pyrolyx USA will künftig auf Basis der Pyrolyx-Technologie Produktionsanlagen in Nordamerika betreiben. Diese Anlagen sollen dann durch das Reklaim-Management geführt werden.

Das allererste Projekt von Recylex auf dem US-Markt ist unterdessen im Sande verlaufen. Denn eigentlich wollte das Unternehmen im vergangenen Jahr bereits mit dem Bau einer kommerziell nutzbaren rCB-Produktionsanlage im US-Bundesstaat Colorado beginnen. Hier befindet sich die weltweit größte Altreifen-Deponie. Rund 600.000 Tonnen Volumen nimmt die Ablagerungsstätte bereits ein.

Die Anlage sollte auf dem Gelände der Betreibergruppe der Altreifen-Deponie, der CH2E Group, entstehen. Eine Absichtserklärung hatten beide Partien bereits 2015 unterzeichnet. „Aber leider konnten die Entwicklungsgespräche und das Vorhaben nicht zielführend beendet werden“, sagt Rolf-Hendrik Arens, Leiter der Unternehmenskommunikation und des Bereiches Investor Relations.

PAK-Werte des rCB liegen unterhalb der Nachweisgrenze

Zum Einsatz kommen sollte auch hier das von Pyrolyx entwickelte Verfahren, um aus handelsüblichen Gummigranulaten, wie sie beispielsweise aus Altreifen erzeugt werden, wertvolle Rohstoffe wie Carbon Black zurückzugewinnen. Bei diesem Verfahren werden unter Sauerstoffausschluss organische Verbindungen im vulkanisierten Gummigranulat bei Temperaturen zwischen 350 und 700 Grad Celsius gelöst.

Neben Öl und reinen Gasen, die zur Energie- und Hitzegewinnung eingesetzt werden können, bleibt Carbon-Black zurück. Pyrolyx-Carbon-Black entspricht laut Unternehmensangaben höchsten Qualitätsstandards und enthält keine toxischen oder krebserregenden Bestandteile in nennenswerter Konzentration. So lägen beispielsweise die PAK-Werte des Pyrolyx-Carbon-Blacks unterhalb der Nachweisgrenze und seien damit mindestens 1.000 Mal niedriger als bei herkömmlich hergestelltem Carbon Black.

Das aufbereitete rCB wird für die Herstellung neuer Reifen und in der Kunststoff- und technischen Kautschukindustrie eingesetzt. Carbon Black ist eine wesentliche Komponente bei der Herstellung von Reifen, technischen Gummiteilen und Plastik. Der globale Markt hat ein Volumen von über 15 Milliarden US-Dollar und wächst jährlich mit 3 bis 4 Prozent.


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