Einsatz von Recyclingbaustoffen

Wer Akzeptanzprobleme für Recyclingbaustoffe überwinden will, muss mit Qualität überzeugen. Dann stellt sich auch den Markterfolg ein, sagt Unternehmer Walter Feeß. Er weiß, wovon er spricht: Sein Geschäft mit Recyclingbaustoffen läuft bestens.

„Qualität fängt auf der Baustelle an“


Jährlich fallen in Deutschland rund 200 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle an. Ressourcen, die für Recyclingbeton genutzt werden könnten. Doch zum einen verhindern günstige Primärrohstoffe deren flächendeckenden Einsatz. Und zum anderen sind Architekten, Bauherren und die Öffentliche Hand noch immer skeptisch, wenn es um den Einsatz von Recyclingbeton (R-Beton) geht.

Dabei haben Leuchtturmprojekte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gezeigt, dass rezyklierte Gesteinskörnungen auch im Beton für den Hochbau eingesetzt werden können. Doch nach wie vor fehlt es an Akzeptanz. Um die zu erhöhen, muss generell die Qualität der Recyclingbaustoffe stimmen. „Das fängt auf der Baustelle mit gutem Vorsortieren an“, sagte Walter Feeß, Inhaber von Feeß Erdbau in Kirchheim/Teck, beim bvse-Mineraliktag vergangene Woche in München. „Darüber hinaus ist eine Qualitätssicherung unerlässlich“, so Feess weiter.

„R-Beton kann jeder“

Nach der Richtlinie des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton darf die Gesteinkörnungstyp 1 je nach Expositionsklasse bis zu 45 Volumenprozent rezyklierten Gesteinsanteil (2 bis 16 Millimeter) als Zuschlag enthalten. In Typ 2 ist ein Anteil von bis zu 35 Volumenprozent erlaubt. Liegt das Material sortenrein von der Baustelle vor, kann jeder R-Beton herstellen, ist Feeß überzeugt. „Man muss es nur wollen.“

Feeß stellt auf seiner Anlage (Nutzfläche drei Hektar) täglich 2.000 bis 3.000 Tonnen Recycling-Zuschlagstoffe her. Konkret bietet er einen Typ 1-Zuschlagstoff aus 10 Prozent Bauschutt-RC-Splitt und 90 Prozent Beton-RC-Splitt an. Ferner hat er einen Typ 2-Zuschlagstoff aus 30 Prozent Bauschutt-RC-Splitt und 70 Prozent Beton-RC-Splitt im Portfolio.

„Die Produktion selbst ist ganz einfach“, konstatierte Feess. Zunächst wird das angelieferte Material mit einem Prallbrecher in eine 0 bis 16 Millimeter Körnung gebrochen. Anschließend geht es weiter auf die Siebanlage, wo Material der Korngröße 0 bis 2 Millimeter herausgesiebt wird. Der sogenannte Betonsand – immerhin 25 bis 30 Prozent des Inputs – darf nach deutschem Recht nicht in rezyklierten Körnungen verwendet werden.

„Am Anfang immer teurer“

statistic_id379141_betonstahl---index-zur-preisentwicklung-in-deutschland-bis-2015Besonders lohnt es sich laut Feeß, R-Beton in Ballungsgebieten herzustellen, wie etwa im Raum Stuttgart. Dort sind die Ablagerungsflächen für Abbruch begrenzt, es wird viel im Bestand gebaut. „Das führt langfristig dazu, dass Recyclingbeton wirtschaftlicher ist“, erklärt der Unternehmer. Anfangs sei die Recyclingvariante natürlich teurer, aber das sei nicht anders wie bei einem neuen Handy- oder Automodell.

Zudem sind die Wege zwischen Baustelle und Hersteller kurz. Inzwischen beliefert Feeß die 45 Kilometer entfernten Krieger Beton Werke in Waiblingen mit zwei bis drei Zügen Zuschlagstoffen pro Tag. Ferner ist er seit zwei Jahren mit Holcim im Geschäft, die circa fünf Kilometer von seiner Anlage stationiert Beton herstellen.

Das bedeutet unterm Strich weniger Lkw-Fahrten, damit weniger Kohlendioxid und Feinstaub. Für Feeß ist das „echter Klimaschutz“. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil von Recyclingbaustoffen: „Sie schonen primäre Ressourcen. Auch wenn sie jetzt noch nicht verbraucht sind, dann eben in 1.000 Jahren.“ Der Unternehmer forderte daher abschließend, mehr Anreize für Bauherren und Architekten zu schaffen, damit sie R-Beton einsetzen. Ferner sollte die Öffentliche Hand wie in der Schweiz Gebäude aus R-Beton ausschreiben.

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