Neues Aufbereitungskonzept

Die Qualitätsanforderungen an Stahlschrott nehmen zu. Ein neues Verfahren verspricht die intensive Reinigung von Scherenschrott und die Abtrennung enthaltener NE-Metalle. Ermöglichen soll das eine speziell entwickelte Schrottsiebung.

Qualität von Stahlschrott gezielt verbessern


Scherenschrott ist oftmals mit Schmutz, Dreck und Feinanteilen durchsetzt. Hinzu kommen erhebliche Anteile an NE-Metallen, die ohne weitere Aufbereitung in der Stahlschmelze verloren gehen. „Stahlwerke als Abnehmer dieser Qualitäten haben sowohl mit einer qualitativen Beeinträchtigung des Rohstahls als auch mit der verschlechterten Effizienz des Electric Arc Furnace aufgrund von Schmutz- und Oxydbestandteilen zu kämpfen“, erklärt Sicon-Geschäftsführer Heiner Guschall.

Um diese Probleme zu lösen, hat der Anlagenbauer ein neues Aufbereitungskonzept für Heavy Melting Scrap (HMS) entwickelt. Das modular aufgebaute Sicon HMS-Cleaning erlaubt laut Guschall die effiziente Abtrennung sämtlicher Feinanteile – seien sie nun magnetisch oder nicht. Die Ausschleusung von Feinanteilen erfolge dabei mithilfe eines Kaskadensiebs mit spezieller Siebelementgeometrie.

Optional kann das HMS-Cleaning um eine Magnetabscheidung ergänzt werden. Anschließend wird der separierte Feinanteil in einer zusätzlichen Aufbereitungsstufe nochmals getrennt, damit alle Fe- sowie auch NE-Metalle zurückgewonnen werden. „Für Schrottaufbereiter bedeutet das HMS-Cleaning somit eine gezielte und deutliche Qualitätsverbesserung ohne Erlösverluste“, erklärt Guschall. Bei der Separierung von FE-Schrott arbeitet Sicon mit Permanenttrommelmagneten. Abtransportiert werden kann der FE-Schrott durch fahrbare Transportbänder. Die ebenfalls optionale Abtrennung von NE-Metallen erfolgt in Form von Wirbelstrom- und Induktionsabscheidern.

Vorteile für Shredderbetreiber

Sicon
Sicon

Das seit vier Monaten auf dem Markt erhältliche HMS-Cleaning steht in drei verschiedenen Größen zur Verfügung. Damit sollen Durchsätze von 20 bis 200 Tonnen möglich sein. Während des Prozesses wird das Material dosiert zugeführt. „Je nach Kundenwunsch stehen verschiedene Varianten der Beschickung zur Verfügung“, sagt Guschall. „Manche Kunden beschicken das Reinigungsaggregat direkt per Mobilbagger. Wir haben aber auch die Variante, dass wir mit einem Plattenband zuführen, was die ganze Installation dann niedriger macht. Zudem vergleichmäßigt ein Plattenband die Materialzuführung, was bei Durchsätzen bis 200 Tonnen pro Stunde ein Thema ist.“

Für Shredderbetreiber, die leichten bis mittelschweren Scherenschrott shreddern wollen, hat dieses Aufbereitungskonzept eine Reihe von operativen Vorteilen. „Die Reinigung vor dem Shredder mit integrierter Metallrückgewinnung aus den Feinanteilen reduziert die Betriebskosten der Anlage signifikant“, erläutert Guschall. Zudem gehe keinerlei HMS-Schrott in den separierten Fraktionen verloren und könnten zusätzliche Erlöse durch separierte NE-Metalle winken.

Für Stahlwerke bedeute das Sicon HMS-Cleaning eine Verbesserung des Liquid Yields um fünf bis acht Prozent. „Das drückt sich in deutlichen Reduzierungen der Betriebskosten aus“, betont Guschall. Somit würden sich die Power-On-Zeiten um zwei bis drei Minuten pro Schmelze reduzieren. Auch der elektrische Energieverbrauch und der Kalkverbrauch pro Tonne Rohstahl reduzieren sich: ersteres um 30 bis 35 Kilowattstunden, zweites um über acht Kilogramm. Nicht zuletzt sei durch die Separation aufgeschlossener NE-Metalle wie Kupfer, Zink und Aluminium eine sicherere Produktion möglich.

© 320°/ek | 12.02.2016

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