Zu wenig Inputmaterial

Rein technisch ist die Herstellung von hochwertigem Beton kein Problem. Auch Absatzmöglichkeiten für RC-Beton scheint es genügend zu geben. Woran es hapert, ist etwas anderes: Es fehlt an geeigneten rezyklierten Gesteinskörnungen.

Recycling-Beton: „Absatz ist kein Problem, aber die Mengen fehlen“


Die Wohnanlage ‚Waldspirale‘ in Darmstadt war im Jahr 2000 eines der ersten Projekte, bei dem Beton mit rezyklierten Zuschlägen verwendet wurde. 12.000 Kubikmeter Material verbaute der Bauherr für Innenbauteile, Bodenplatte und Außenbauteile. In den Jahren danach folgten weitere Bauprojekte mit RC-Beton und auch die Zukunft verspricht einen guten Absatz des Recyclats. Wenn es nur nicht ein Problem gäbe: Es fehlt an ausreichend Inputmaterial.

„Technologisch können wir seit mehr als 15 Jahren RC-Beton mit den geforderten Eigenschaften herstellen und auch der Absatzmarkt ist da“, sagt Raymund Böing, Teamleiter Produktentwicklung und Anwendung Beton bei Heidelberg Cement. „Das Problem ist eher, genügend rezyklierte Gesteinskörnungen für die Produktion zu kriegen.“ Man müsse um diese Mengen kämpfen.

Ein Grund ist aus seiner Sicht, dass das Material von Recyclern in anderen Bereichen verwertet wird, etwa als Frostschutzschicht im Straßen- und Wegebau. Dort seien die Spezifikationen an die Körnung nicht ganz so hoch wie für Beton. Gleichwohl sei die Verwendung als Frostschutzschicht ein ökologisch sinnvoller Verwertungsweg, betont Böing gegenüber 320°. „Dort können wir das Material nicht einfach herausziehen – was wäre dann die Alternative, frage ich.“

Keine kontinuierliche Versorgung

Doch selbst wenn die Altbetonmengen verfügbar wären, wäre es dennoch schwierig, Recyclingbeton flächendeckend in Deutschland anzubieten. „In Deutschland gibt es nur fünf bis sechs Firmen, die für die Herstellung von Beton geeignete rezyklierte Gesteinskörnung anbieten.“ Dazu gehörten zum Beispiel die Firmen Scherer+Kohl aus Ludwigshafen und Feess aus Kirchheim unter Teck. Außerdem könnten die Unternehmen die kontinuierliche Versorgung mit RC-Beton nicht gewährleisten.

Hinzu kommt laut Böing noch ein weiteres Problem: Für RC-Beton gelten restriktive Regelwerke für den Praxiseinsatz. „Wir haben bei einem Forschungsprojekt gezeigt, dass noch höhere Anteile an rezyklierten Gesteinskörnungen möglich sind, unter anderem um Beton bis zu einer Druckfestigkeitsklasse von C50/60 herzustellen. Dies könnte in Zukunft neue Einsatzfelder eröffnen.“ Doch dafür müssten Normen und Richtlinien dem neuesten Stand der Technik angepasst werden.

Ob es dazu tatsächlich kommen wird und sich die Beschaffungslage für rezyklierte Gesteinskörnungen entspannen wird, muss Böing zufolge die Zukunft zeigen. Er zumindest ist skeptisch: „Zurzeit ist es nicht absehbar.“

 

© 320°/bs | 08.03.2018

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