Leistungsbericht von Swiss Recycling

Eine Anhebung der Recyclingquoten in der Schweiz lohnt sich anscheinend kaum. Denn eine Steigerung bringt keinen zusätzlichen Umweltnutzen und steht in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis, wie eine Ökobilanz zeigt. Nur bei einem Stoffstrom könnte das Recycling deutlich besser sein.

Recycling in der Schweiz: Qualität geht vor Quantität


Die meisten Recyclingsysteme in der Schweiz befinden sich nahe am Quotenoptimum, betont der Verband Swiss Recycling. So würden die Getrenntsammlungen für die Hauptabfallströme zu Recyclingquoten von mindestens 70 Prozent (Batterien) bis hin zu 96 Prozent (Glas) führen. Vor diesem Hintergrund mache eine weitere Steigerung von Quoten nur wenig Sinn, stellt der Verband fest. Der zusätzliche Umweltnutzen sei fraglich.

Zur Begründung verweist Swiss Recycling auf die Auswertung einer aktuellen Ökobilanzierung. Diese habe gezeigt, dass sich der Umweltnutzen nur minimal verbessern würde, wenn die Recyclingquoten für alle getrennt erfassen Abfallströme auf theoretische 95 Prozent angehoben würden. Die Kosten zur Erreichung dieses Ziels stünden zudem in keinem Verhältnis zum Nutzen, wie Swiss Recycling in seinem Leistungsbericht 2015 schreibt. Nur bei Batterien und dem Textilrecycling könnte mit einer zusätzlichen Erhöhung der Sammelquote der Umweltnutzen um über 20 Prozent gesteigert werden.

Zusätzliches Recyclingpotenzial ist auch im Restabfall kaum vorhanden: Nach einer Untersuchung des Schweizer Bundesamts für Umwelt sind 80 Prozent des Restkehrichts stofflich nicht verwertbar. Das übrige Potenzial liege vor allem in den biogenen Stoffen wie Papier und Karton sowie Kunststoffverbundstoffen. Viel wichtiger sei die daher Qualität des Rezyklats, welche stark von der Reinheit und Sauberkeit des Materials abhänge sowie die Nutzung des Materials und damit die Entkoppelung vom Bruttoinlandsprodukt, resümiert der Verband.

Laut Swiss-Recycling-Leistungsbericht wurden 2012 in der Schweiz pro Kopf 374 Kilogramm Siedlungsabfälle separat gesammelt. Insgesamt hat sich die Menge der getrennt gesammelten Siedlungsabfälle auf annähernd 2,790 Millionen Tonnen belaufen. Nach Kategorien aufgeschlüsselt ergeben sich folgende Pro-Kopf-Sammelmengen:

  • Papier und Karton:167 Kilogramm
  • Grüngut: 106 Kilogramm
  • Glas: 44 Kilogramm
  • Elektro- und Elektronikaltgeräte: 16 Kilogramm
  • Textilien: 5,9 Kilogramm
  • PET: 4,7 Kilogramm
  • Weißblech: 1,6 Kilogramm
  • Aluminium: 1,4 Kilogramm
  • Batterien: 0,3 Kilogramm

Pilotprojekt für Getränkekartons

Allerdings gibt es einen Stoffstrom, bei dem das Recycling in der Schweiz besser werden kann: die Getränkekartons. Der Verein Getränkekarton-Recycling (GKR) hat deshalb ein Pilotprojekt durchgeführt und während einer dreijährigen Pilotphase bis Ende 2014 rund 90 öffentliche Sammelstellen eingerichtet. Die Ergebnisse fallen positiv aus: Die Praxistests hätten gezeigt, dass das Getränkekarton-Recycling ökologisch sinnvoll, technisch machbar und wirtschaftlich tragbar sei.

Für die Gemeinden und die beteiligten Detailhändler werde mit dem Getränkekarton-Recycling ein deutlicher Mehrwert geschaffen, betont der GKR. Der Transport von der Sammelstelle zum Recycler könne über die Sammellogistik anderer Wertstoffe effizient abgewickelt werden. Nicht zuletzt würden die erhobenen Zahlen den ökologischen Vorteil des Recyclings gegenüber der Verbrennung belegen. Die Verwertung der Getränkekartons liefere hochwertige Fasern, die in der Kartonindustrie als Sekundärrohstoffe gefragt seien. Basierend auf den Erkenntnissen aus der Pilotphase will der Verein GKR mit seinen Partnern weiter an der Entwicklung einer flächendeckenden Sammlung arbeiten.

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