Früherkennung von Bränden

Moderne Brandmeldetechnik unterstützt und automatisiert die Anlagenüberwachung. Welche Technik ist für Recyclinganlagen geeignet, wie funktioniert sie und worin liegen die Vor- und Nachteile?

Recycling mit geringerem Brandrisiko


Standardrauchmelder stoßen bei schwierigen und aggressiven Umgebungsbedingungen schnell an ihre Leistungsgrenzen. Also genau bei den Arbeitsbedingungen, wie sie üblicherweise in Altholz- und Recyclinganlagen herrschen. Hier beginnt das Einsatzgebiet zur Brandfrüherkennung mit Sonderbrandmeldetechnik.

Zur Sonderbrandmeldetechnik zählen Technologien wie Ansaugrauchmelder, linienförmige Wärmemelder, Temperatursensorkabel, linienförmige Rauchmelder und Infrarotkameras. „Diese Verfahren zur Frühesterkennung in der Brandmeldetechnik haben sich in schwieriger Umgebung wie der Recyclingbranche bewährt“, sagt Dieter Robbauer von Securiton, Hersteller von Brand- und Sonderbrandmeldesystemen. Die Technik werde üblicherweise in Lagerhallen und überdachten Anlagenbereichen unterhalb der Decken eingesetzt, wie er bei einem sicherheitstechnischen Seminar des Altholzverbandes BAV und dem TÜV SÜD in Mannheim berichtete.

Eines dieser Systeme ist der Ansaugrauchmelder SecuriRAS ASD-535. Der Rauchmelder ist ein sogenanntes aktives Brandmeldesystem. „Konkret bedeutet dies“, so Robbauer, „dass es im Gegensatz zu herkömmlichen Punktmeldern nicht wartet, bis der Rauch aufsteigt, sondern den Rauch aktiv ansaugt und Brände bereits im Frühstadium meldet.“ Der Ansaugrauchmelder soll selbst kleinste Glimm- und Schwelbrände erkennen und sei praktisch fast überall einsetzbar.

Hilfreich ist aus seiner Sicht auch der Rauchsensor SSD 535-x, den Securiton speziell für den SecuriRAS ASD-535 entwickelt hat. Dieser kombiniert High-Power LED mit einer LVSC-Messkammer (Large Volume Smoke Chamber). Dank der vergrößerten Messkammer ergäben sich mehr Einsatzmöglichkeiten sowie ein sehr breites Empfindlichkeitsspektrum, wie Robbauer erklärt. Der höchste einstellbare Empfindlichkeitsbereich reiche von 0,002 bis 10 [%/m].

Brandschutz mit Infrarottechnik

Neben linienförmigen Rauch- und Wärmemeldern können auch Wärme-Differenzial/Maximalmeldesysteme in Altholzanlagen zum Einsatz kommen. „Diese Systeme basieren auf dem physikalischen Prinzip der Volumenausdehnung der Luft durch Erwärmung und dem damit verbundenen Druckanstieg“, erklärt Robbauer. Ein Drucksensor messe ständig den Absolutdruck in einem an der Decke montierten Kupferfühlerrohr. Die Sensorsignale würden von einem Mikroprozessor ausgewertet. Das Differenzialverhalten werde elektronisch gebildet. Steige der Druck in dem durch die Software definierten zeitlichen Verhältnis an, so löse das System Alarm aus.“

Beim vorbeugenden Brandschutz in Altholzanlagen kann auch Infrarottechnik helfen. „PYROsmart ist ein Kamerasystem, das zu einem sehr frühen Zeitpunkt heiße Bereiche erkennt, in denen sich Feuer entwickeln kann“, erklärte Albert Orglmeister, Geschäftsführer von Orglmeister Infrarot-Systeme, welche diese Systeme herstellt und vertreibt. Dazu werden Infrarotkameras verwendet, die vor allem Haufwerke überwachen sollen. Die Kameras tasten regelmäßig die Oberflächen der Halden ab. Steigt aus dem Innern des Haufwerks Wärme auf, wird diese an der Oberfläche detektiert und bei der Auslöseschwelle Alarm ausgelöst. Dann kann konventionell u.a. mit Greifern, Baggern, Radlader nach dem Brandherd gesucht werden.

„Eine heiße Stelle zu erkennen, die sich zu einem Feuer entwickeln kann, ist eine Sache. Zu verhindern, dass daraus ein Feuer wird, eine andere”, sagte Orglmeister. „Nicht immer ist es so einfach, dass man jemanden mit einem Schlauch losschicken kann, damit er den Problembereich kühlt.“ Darum seien viele Anwender, aber auch Versicherungsgesellschaften mit der Frage auf seine Firma zugekommen, ob sich nicht ein System entwickeln lasse, das nicht nur heiße Stellen aufspürt, sondern diese dann auch sofort herunterkühlen kann. „Zu diesem Zweck haben wir PYROsmart an einen Löschmonitor angeschlossen. Das PYROsmart-System erfasst xyz-Koordinaten. Diese werden dann an einen Löschmonitor weitergeleitet. Dieser schwenkt in die Richtung der heißen Stelle und beginnt, Wasser darauf zu spritzen, um sie abzukühlen, so dass die Gefahr eines Feuers beseitigt ist.“

PYROsmart ist für die unterschiedlichsten Anwendungen einsetzbar. „Wir haben viele Systeme in Müllbunkern und Müllverbrennungsanlagen, Recyclingbetrieben, papierverarbeitenden Betrieben und für die Brandüberwachung großer Lagerflächen im Freien installiert“, so Orglmeister. Zurzeit ist bei der unabhängigen Prüfinstitution mit den Schwerpunkten Brandschutz und Security VdS eine entsprechende Richtlinie „RL3189 Infrarotkameras“ in Arbeit, die Anwendern, Hersteller und Versicherern Hilfestellung in der Planung geben soll.

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